Brombachsee in der Vorsaison

Brombachsee2Wir haben kurzfristig beschlossen zum Brombachsee zu fahren. Das Wetter soll zwar sonnig werden, aber für die Nacht ist noch leichter Frost angekündigt. Wir fahren zur Igelsbachsperre bei Enderndorf. Ein künstlich geschaffenes Naherholungsgebiet südlich von Nürnberg.

Karte BrombachseeDer Brombachsee ist inzwischen so etwas wie der Bodensee Frankens geworden und lockt nicht mehr nur Naherholungsuchende an, sondern auch Urlauber aus ferneren Regionen.
Auch wenn durch die regional Verantwortlichen der Tourismusförderung und -entwicklung versucht wird, Anschluss an den „High End“-Tourismus klassischer Tourismusgebiete zu gewinnen, so haben sich die Menschen der Region noch ihren fränkisch-familiären Charakter und Lebensrhythmus bewahrt. Diese Diskrepanz zwischen bodenständigen Tourismus und den Eventideen der Tourismusförderer wirkt auf mich streckenweise etwas skurril. Ich frage mich: reden die nicht miteinander, oder hören die sich nur nicht gegenseitig zu?

Bieber im BrombachseeDas Gebiet rund um den Brombachsee eignet sich hervorragend für ausgedehnte Spaziergänge, die in Seenähe weitestgehend eben verlaufen und landschaftlich reizvolle Panorama-Ausblicke bieten. Wer etwas genauer hin schaut findet auch schon mal in Ufernähe vom Biber gefällte Bäume oder wenigstens die abgenagten Baumstümpfe.

Ebenso sind ausgedehnte Radtouren möglich, bei denen man auch die Kleinsten gut mitnehmen kann. In Ufernähe halten sich die Steigungen in Grenzen.

Brombachsee1Wie überall in Seenähe werden die unterschiedlichsten Wassersportarten angeboten. Von Angeln über Segeln bis Tauchen ist alles vertreten. Künstlich angelegte Sandsrände, vermitteln den Wasserratten eine perfekte Ilusion eines Natursees. Natürlich darf auch eine schwimmende Plattform für „Ins-Wasser-Spring-Kinder“ und sonnenhungrige Beach-Nixen nicht fehlen.
Wassersportarten die Motorkraft benötigen sind allerdings verboten. Das ist auch gut so, denn die Sportflieger, die immer wieder den See queren, sorgen schon für genügend Geräuschkulisse. Jetzt im April verkneifen wir uns die Ausübung einer dieser Wassersportarten. Es ist uns einfach noch zu kalt. Wir ziehen es vor, den Seglern etwas zuzuschauen, wie sie sich beim zu Wasser lassen ihrer Boote nasse Füße holen.

Deutsche Weinstraße zur Mandelblütenzeit #5

Über Nacht hatte sich die Wetterlage „eingetrübt“. Wolken haben den Sonnenschein vertrieben und die Temperaturen waren deutlich gefallen. Zusätzlich hatte sich ein eisiger Ostwind eingestellt. Wetterfeste Kleidung war also angesagt. Wir machten unsere Fahrräder startklar für eine Erkundung der näheren Umgebung.

Wie schon die letzten Tage sind wir umgeben von Weinbergen. Wein-„Berge“??? Wir sind gebürtige Baden-Württemberger und kommen beide aus Weingegenden. Weinanbau heißt in unserer Geburtsheimat: steile Hänge, terrassierte Berge, Stützmauern und äußerst anstrengende Arbeit in diesen Steillagen.
Nicht so hier. Wir bezeichnen so etwas vielleicht gerade noch als Hügel, aber niemals als Berge. Nein, das sind keine Weinberge, für uns sind das Weinfelder. Weinfelder so weit das Auge reicht.

Weinhügel1   Weinhügel2

Und jetzt, zu dieser Jahreszeit, noch kahl und ein wenig trostlos. Die Reben zurückgeschnitten, der Boden zwischen den Rebstockreihen gelockert, alles ist vorbereitet für den neuen Wachstumszyklus. Es scheint fast so, als ob die Rebstöcke nur darauf warten, das Sträucher und Bäume am Rande der „Weinfelder“ fertig mit ihrem Frühlingsaustrieb sind, um dann die ganze Aufmerksamkeit der Sonne für ihren Wachstumsschub zu beanspruchen.

Wir radeln durch die endlosen Weinhügel bis wir irgendwann in Rhodt wieder in so einem hübschen Weindorf landen. Winzer neben Winzer, hübsch restaurierte Höfe und Gaststuben vermitteln uns den Eindruck, dass es außer Essen nichts Wichtigeres als Wein auf dieser Welt gibt. Und das scheint hier wohl schon so seit der Römerzeit zu sein.

Rhodt1  Rhodt2Rhodt4  Rhodt3

Ein von Klima bevorzugter Landstrich in Deutschland. Das hatte sich sogar bis zu unseren bayrischen König Ludwig herumgesprochen, der sich so eine Art Wochenendhaus oberhalb der Weinfelder von Rhodt erbauen ließ.

Ludwigshöhe

Diese königliche Sommervilla ist heute ein Hotel. Wir verkneifen uns die letzten Höhenmeter hinaufzustrampeln und unserem bayrischen Märchenkönig die Ehre zu erweisen. Wir ziehen es vor uns einen Kaffee und einen Kuchen zu suchen.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf nach Landau. Die Sonne ist zurück und von Stunde zu Stunde wird es immer wärmer. In Landau sehen wir wieder eine ganze Menge Mandelbäume. Bei der Modernisierung der Stadt, hat man offensichtlich dieser Mandelbaumtradition Rechnung getragen und bei der Neugestaltung von Straßen und Plätzen Mandelbäume als Gestaltungselement eingesetzt.

Landau1

Landau gefällt uns nicht ganz so gut wie die Orte und Städte zuvor. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass sich in dieser Stadt ehemalige Provisorien über längere Zeit erhalten haben. Der Stadtkern wirkt auf mich zerrissen, und irgendwie „noch“ nicht aus einem Guss. Für ein paar Stadtplaner gibt es hier noch etwas zu tun.
Wäre das Wetter so wie am Vortag gewesen, dann hätten wir sicher noch einen Besuch in der Therme in Erwägung gezogen. So entschließen wir uns jedoch die Heimfahrt über die Landstraßen ins Frankenland anzutreten. Wir durchqueren die Rheinebene und stoßen auf der anderen Rheinseite auf die Badische Weinstraße der wir ein Stück des Weges folgen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was wir im Sommer und Herbst vor haben. Die Badische Weinstraße befahren. Wir sind schon jetzt gespannt welche Ähnlichkeiten und welche Unterschiede wir wahrnehmen werden.

Landau2

Die Mandelblüte wird uns mit Sicherheit in Erinnerung bleiben. Man muss dazu nicht in mediterrane Gegenden reisen… das gibt es auch bei uns. Dank der Römer und dem milden Klima an der deutschen Weinstrasse.

Deutsche Weinstraße zur Mandelblütenzeit #4

Am nächsten Morgen machen wir uns auf nach Neustadt an der Weinstraße. Die Stadt stellt Wohnmobilisten einen kleinen geteerten Stellplatz mit Ver- und Entsorgung zur Verfügung, sehr sauber und gepflegt für ein akzeptables Entgelt. Da können sich viele Städte eine dicke Scheibe abschneiden. Nun gut, Neustadt liegt in einer Tourismusregion, mit einer langen Tradition. Da haben die Verantwortlichen einfach einen viel stärker geschärften Blick für die Bedürfnisse ihrer Gäste. Man könnte es auch Kunden- und Serviceorientierung nennen. Die findet man in Städten der 10fachen Größe nicht mehr. Schade.

Neustadt1     Neustadt2

Wir machen einen gemütlichen Rundgang durch das Zentrum von Neustadt. Der Gesamteindruck ist für uns deutlich von der Weinbautradition des Umlandes geprägt, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Ein hübsches Städtchen an dem, so erscheint es uns, die Hyper-Hektik moderner In-Metropolen (noch?) vorbeigegangen ist.
Ich hoffe es bleibt auch so.

Neustadt3

Zum Abschluss genehmigen wir uns noch einen Cappuccino und einen „Mandelblüten“-Kuchen, bevor wir den Rückweg antreten und unser nächstes Ziel, das Hambacher Schloß ansteuern.

Wir parken unterhalb des Hambacher Schlosses auf dem Parkplatz eines Freibads, das zu dieser Jahreszeit noch nicht geöffnet hat. Von dort aus machen wir uns auf, den zum Teil recht steilen Weg, hinauf zum Schloss. Zunächst müssen wir durch ein bebautes Gebiet mit schmucken Häusern, die mit kräftigen Stützmauern in den Hang hineingebaut sind. Bei genauerem Hinsehen fällt uns auf, dass die Grundstücke ehemalige terrassierte Weinbauhänge sind. Heute sind diese Grundstücke wohl beliebter als luxuriöse Wohnlagen. Wer hier sein Domizil aufschlagen möchte, der sollte auch über das nötige Kleingeld verfügen um einen vier- bis sechsstöckigen Aufzug einbauen zu können. Andernfalls wird der Sprudelkistentransport vom Straßenniveau ins erste oder zweite Stockwerk zu einer schweißtreibenden und bandscheibenbelastenden Angelegenheit.
Wer hier wohnt, der darf sich jeden Tag bei guter Wetterlage über seine unverbaubare Rheintal-Fernsicht freuen.

Wir verlassen den Bebauungsgürtel und befinden aus abrupt in bewaldeten Terrain – dem Pfälzer Wald.

FreiheitspfadDer Weg (mit dem Namen Freiheitspfad) zieht sich mit kräftig-kontinuierlicher Steigung nach oben. Für leichtes Freizeitschuhwerk oder gar Stöckelschuhe ist das nichts mehr.
Wir erreichen die Wiege der deutschen Demokratie, wie es in einigen Publikationen zu lesen ist. Diese spielen damit auf ein Ereignis 1832 an, das als Hambacher Fest in die deutsche Geschichte einging. Wiege der Demokratie ist sicher eine überzogene Formulierung aber ein Meilenstein war es. Ein kleines Museum und ein neu erbauter Shop erinnern daran.
Heute ist das Schloß besonders bei Hochzeitern als geschichtsträchtige Kulisse beliebt. Ebenso beliebt ist dieses Ziel bei Reisebusunternehmen und Kaffeefahrtanbietern, die ihre Kunden gerne mit dem Omnibus den Berg hinaufkarren und im Stundenrhythmus über die Aussichtsterrassen jagen.

Hambacher Schloss

Wir machen uns wieder an den Abstieg, auf dem gleichen Weg auf dem wir gekommen waren.
In Hambach angekommen lassen wir uns wieder von den, wie auf einer Perlenschnur aufgereiten Winzerhöfen verzaubern. In jedem nur ein Glas probieren… ein riesiger Kater wäre uns am nächsten Morgen sicher. 🙂

Hambach2Hambach3

Wir suchen uns ein paar km weiter, wiederum auf einem Weingut in Edesheim, einen Platz zum übernachten. Es war ein wunderschön warmer und sonniger Tag und wir werden mit einem wunderschönen Sonnenuntergang in die Nacht verabschiedet.

Edesheim1

Wir genießen den Abend, natürlich mit einer Flasche Wein, wohl wissend, dass in der Nacht das Wetter umschlagen wird.

Deutsche Weinstraße zur Mandelblütenzeit #3

Am späten Abend ist unsere Freundin noch zu uns gestoßen. Wir hatten uns locker in Bad Dürkheim verabredet. Wir setzten uns noch in unserem Wohnmobil auf eine Flasche Wein zusammen, bevor wir Kraft für einen neuen Tag schöpfen.
Unsere nächste Etappe führt uns entlang der Deutschen Weinstraße nach Gimmeldingen, dem inoffiziellen Zentrum der Mandelblüte an der Weinstraße. Und in der Tat, stellen wir eine signifikante Häufung von Mandelbäumen mit ihrer charakteristischen Zartrosafärbung fest.

Mandelblüte2

Mandelblüte in Gimmeldingen 2015
Mandelblüte in Gimmeldingen 2015

Hier findet auch jedes Jahr das Mandelblütenfest statt. Es ist im Jahreskalender das erste Weinfest in Deutschland. Wir sind allerdings 3 Wochen zu spät dran. Das Mandelblütenmeer ist immer noch imposant, auch wenn das erste Zartgrün, der nach der Blüte austreibenden Blätter, den rosa Blütenteppich beginnt zu unterbrechen.

Wir registrieren, dass die Anzahl von Einzelwanderern und kleinen Wandergruppen auf dem ausgeschilderten Mandelblütenweg um Gimmeldingen herum zu dieser Jahreszeit deutlich höher ist als an anderen Orten. Ein weiteres Indiz, dass Gimmeldingen das Mandelblütenzentrum ist.

Gimmeldingen2

Auf dem Weg dorthin durchfahren wir die Weindörfer Wachenheim und Deidesheim Hier und da können wir einen Blick in einen Innenhof eines Weingutes erhaschen. Oft laden die aufgestellten Tische, Stühle und Bänke mit hübscher Tisch- und Innenhofdekoration zur Weinprobe ein. Für uns ist es aber noch zu früh am Tag um Alkohol in uns hineinzuschütten. Wir genießen die Mandelblüte bei einer kleinen Wanderung vor den Toren Gimmeldingens und in Gimmeldingen, wo uns ein paar Weingüter zu einer Verkostung locken wollen. Der große Omnibus der uns bei der engen Ortsdurchfahrt aufgefallen war, sagte uns: Vorsicht organisierter Massentourismus.

Gimmeldingen1

Bei unserem Spaziergang fallen uns immer wieder Perspektiven auf, die uns in ihrer Charakteristik an die Toskana erinnern.

Gimmeldingen3Gimmeldingen4Gimmeldingen5

Wir suchen uns einen Stellplatz auf einem Weingut ein paar Kilometer weiter in Musbach, besorgen uns beim Winzer ein paar angebrochene Flaschen seiner Weinempfehlung und beginnen nach unsern „Abendmahl“ die Produkte des Weinkellers gemütlich zu verkosten

Deutsche Weinstraße zur Mandelblütenzeit #2 – Bad Dürkheim

Wir verlassen Speyer und steuern unser eigentliches Ziel, die Deutsche Weinstraße an. Wir wollen in Bad Dürkheim einsteigen und uns dann langsam über Neustadt nach Landau und wenn die Zeit noch reicht, bis Bad Bergzabern vorarbeiten. Wir sind zwar schon ein wenig spät dran dieses Jahr für die Mandelblüte, aber wir hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.

Aber zunächst schauen wir uns Bad Dürkheim an. Bei der Anfahrt zum Stellplatz wurde uns unmissverständlich der Kurortcharakter durch die große und nicht übersehbare Saline signalisiert. Sie ist erst seit wenigen Jahren wieder in Betrieb, nach dem sie abgebrannt war. Wie wir dann bei unseren Erkundungsgang feststellen konnten, ist dieses „Kulturdenkmal“ und Wahrzeichen auch schön in die Umgebung eingegliedert und schließt sich an den für einen Kurort obligatorischen Kurpark an.
Über die Architektur, der den Kurpark säumenden modernen Klinikbauten, lässt sich streiten. Sie wollen einfach nicht so recht zu den sympathisch verstaubten, aber in guten Erhaltungszustand befindlichen, historischen Ortskern mit der mondän wirkenden Spielbank passen.
Dennoch ist es den Verantwortlichen recht gut gelungen das traditionelle Erbe des Ortes mit den Anforderungen einer effizienten Kurinfrastruktur harmonisch, ohne all zu störende Gegensätze, zu verbinden.
Anders sehen wir das bei dem Bad Dürkheimer Riesenfass am Wurstmarktgelände. Das angeblich größte Weinfass der Welt mit rund 1.7 Mio Litern Inhalt ist letztlich ein touristischer Werbegag. Das Fass beherbergt ein Restaurant und ist einfach nur der Versuch durch einen Superlativ Aufmerksamkeit zu erregen und superlativ-geile Kundschaft anzulocken.
Wir lassen einfach das Flair dieses Kurstädtchens auf uns wirken und freuen uns auf den nächsten Tag, der uns in das Zentrum der Mandelblüte bringen soll.

Deutsche Weinstraße zur Mandelblütenzeit #1 – Speyer

Ausgangspunkt für unsere Tour ist Speyer. Hier machen wir bei der Anreise einen Zwischenstopp. Von der Autobahn kommend orientieren wir uns erst einmal in Richtung des Wahrzeichens von Speyer: dem Dom. Leider müssen wir feststellen, dass gerade ein Frühjahrsvolksfest stattfindet. So müssen wir den Parkplatz des Technikmuseums ansteuern.
Nach Museum ist uns heute nicht. Also lassen wir Technikmuseum und Rummelplatz links liegen und nähern uns dem Dom.

Schon bei der Anfahrt beeindruckte uns die stattliche Silhouette des Doms, die die flache Landschaft der Rheinebene überragt. Wir sind an Chartres erinnert. Auch dort überragt die Kathedrale die flache Ebene. Die Erbauer wollten durch diesen optischen Eindruck dem Besucher eindrucksvoll ihre Bedeutung und Macht demonstrieren. Hier wie da kann man dies als gelungen betrachten.

Steht man jedoch unmittelbar vor diesen Gebäuden, so unterscheiden sie sich gänzlich. Der Dom zu Speyer wirkt kräftig, vielleicht sogar etwas monumental. Er wirkt eher durch seine Masse als durch seine Höhe. Man hat den Eindruck, die Baumeister von Speyer haben erst gar nicht versucht durch die Höhe der Türme dem Himmel näher zu kommen.
Ganz anders die gotischen Bauten von Chartres, Strasbourg oder Ulm. Sie beeindrucken durch Filigranität, Höhe, Leichtigkeit und Transparenz.

Dom zu Speyer
Dom zu Speyer
Kathedrale in Chartres (F)
Kathedrale in Chartres (F)

Auch bildhauerische Meisterleistungen finden sich in Speyer im Vergleich nur spärlich. Eine Beisetzungskirche etlicher deutscher Kaiser hat nun eben einen anderen Anspruch als ein in Stein gehauenes „Wissensvermächtnis“ eines gotischen Prachtbaus.

Dom zu Speyer
Dom zu Speyer

Wir lassen die Monumentalität des Baus auf uns wirken und erkunden die umliegende Innenstadt von Speyer. Leider finden wir auch hier in dem historischen Ortskern auf Erdgeschoßhöhe austauschbare Bilder verschiedenster Handelsketten und Markenlabels. Diese zerstören den Charakter der den Dom umgebenden Architektur – leider!
Denkmalschützer und Stadtbauämter scheinen auf Erdgeschoßebene ständig die Verlierer gegenüber Wirtschaftsinteressen zu sein.

Marktplatz in Speyer
Marktplatz in Speyer

Ab dem ersten Stock allerdings, ist dieser Charakter erkennbar!
Die Monumentalität des Doms auf der einen Seite und die Gedrungenheit der umgebenden Bebauung auf der anderen Seite, dokumentieren deutlich den Machtanspruch von Kaiser und Kirche gegenüber dem Volk. Einer zu damaliger Zeit allseits akzeptierten Ordnung.
Man ist versucht zu glauben, in Speyer habe sich kein selbstbewusstes Bürgertum entwickelt, wie in so manch anderer historisch bedeutsamen Stadt, zumindest nicht in der die Umgebung architektonisch prägenden Zeit.

Dies ist sicher eine sehr eigenwillige Interpretation eines Vergleichs von verschiedenen historisch bedeutsamen Städten. Gefühlsmäßig drängte sich uns diese Interpretation jedoch auf.

Die erste Ausfahrt 2015 in die Fränkische Schweiz

Es ist unsere erste Ausfahrt mit dem eigenen Wohnmobil. Am 27. März 2015 war die Übernahme des Wohnmobils und bereits am nächsten Tag wollten wir mit einer kurzen Tour starten. Dazu hatten wir uns mit einer Freundin auf dem Parkplatz eines großen Möbelhauses verabredet. Dort wollten wir noch ein paar Einkäufe für unser Wohnmobil tätigen.

Hier zeigte sich schon, dass die Entscheidung für ein 6m-Mobil nicht falsch war. Wir passten nämlich auf einen normalen PKW-Stellplatz, ohne hinten all zu weit in die Fahrbahn hineinzuragen.

Von dort aus fuhren wir unserer Freundin hinterher, die uns in die Fränkische Schweiz nach Ebermannstadt auf einen stadtnahen Parkplatz lotste.

Blick vom Parkplatz
Blick vom Parkplatz

Eine schöne Wanderung auf die umliegenden Höhen zeigte uns die konditionellen Grenzen unserer aktuellen körperlichen Verfassung auf. Auch wenn die „Fränkische Schweiz“ keine hochalpinen Höhenmeter aufweisen kann, so können doch die Steigungen herausfordernde Ausmaße annehmen. Wir erwanderten zwei Aussichtspunkte, die uns bei herrlichem Sonnenschein einen schönen Ausblick in die „Fränkische Schweiz“ bescherten.

Aussichtsturm Schlüsselstein
Aussichtsturm Schlüsselstein
Blick auf Ebermannstadt
Blick auf Ebermannstadt

Da gerade Bärlauchzeit ist, wählten wir einen Rückweg, der uns an einem großen Bärlauchfeld vorbei führt. In einer halben Stunde waren rund 3kg Bärlauch geerntet. Verarbeitet zu Pesto ergab das dann ungefähr 12 kleine Gläser. Ein erstaunlicher Volumenschwund.

Wir entschieden uns den Abend in einem fränkischen Keller einer kleinen Brauerei in Buttenheim ausklingen zu lassen.
Für den nächsten Tag war regnerisches Wetter und für die folgenden Tage sogar Sturm angesagt. Die ideale Vorraussetzung für einen Thermen- oder Saunatag. So fuhren wir weiter nach Bad Staffelstein, um dort Nachtquartier zu machen. Hinter dem offiziellen Parkplatz der Therme gibt es auf einer Wiese einen kostenfreien „geduldeten“ Stellplatz. Als wir ankamen standen dort bereits 15 Mobile. Die Idee hatten wohl schon mehrere (smilie).
Unsere erste Übernachtung im eigenen Wohnmobil.
Am nächsten Morgen haben wir erst mal ganz entspannt gefrühstückt. Und da wir ja keine Anfahrt hatten, gehörten wir zu den Ersten die Einlass in den erst vor wenigen Wochen großzügig erweiterten Saunabereich erhielten. Ein ganzer Tag Entspannung, Wellness und Vitalkraftstärkung erwartete uns. Einzig der aufkommende Sturm machte einen Aufenthalt im Freien nicht gerade zu den bevorzugten Aktivitäten. Aber dennoch ein wunderbarer Tag.

Wegen des Sturmes machten wir es uns mit einer schönen Flasche Rotwein in unserem Wohnmobil gemütlich und übernachteten noch einmal hinter der Therme mit Blick auf den Kurpark.
Trotz der mehrfach auftretenden kräftigen Windböen, die unser Wohnmobil kräftig schüttelten, hatten wir eine gute Nacht.
Das ist das Schöne: Wir können uns die Freiheit nehmen, nicht bei Sturm nach Hause fahren zu müssen. Ganz entspannt fuhren wir am nächsten Morgen zurück.

Wie alles begann – Die Vorgeschichte zu diesem Blog

Es war im Jahre 2010, als es mich (Womolix) sowohl physisch als auch psychisch aus meinem bisherigen Leben gerissen hat. Es folgte eine recht schwere Zeit, nicht nur für mich, sondern auch für Womoline. Als ich nach ungefähr einem dreiviertel Jahr wieder einigermaßen auf den Beinen war, hatte sich Womoline eine Auszeit redlich verdient.
Das Angebot eines alten Freundes, der seit mehr als 30 Jahren in Australien lebt, kam da gerade Recht. Peter hatte schon vor einiger Zeit seinen Wohnsitz in Sidney aufgegeben und war seitdem mit dem Wohnmobil in Australien unterwegs. Er lud Womoline ein, mit ihm eine Weile durch Australien zu fahren. Flug gebucht, nach Sidney geflogen, dort von Peter abgeholt und 2 1/2 Monate Australien mit dem Wohnmobil und einem erfahrenen Guide genossen. Den Reisebericht zu dieser Reise findet ihr hier.

Womoline hatte schon mit ihren Ex-Mann eine Wohnmobilerfahrung in England gemacht, von der sie immer wieder gerne erzählt. Ich hingegen konnte mir einen Urlaub auf einem Campingplatz oder in einem Wohnmobil bis dato praktisch nicht vorstellen. Meine einzige Erfahrung war eine Übernachtung in einem VW-Bus als ich noch keine 20 war. Als wirklich prickelnd habe ich das damals nicht erlebt. Doch Womolines Erzählungen aus Australien machten mich immer neugieriger und offener eine solche Urlaubsform oder Reiseform selbst einmal auszuprobieren.

Das Thema köchelte so vor sich hin bis sich ganz unerwartet 2013 die Möglichkeit ergab, das Wohnmobil einer Freundin für einen Urlaub zu nutzen.
Womoline war noch nie in Italien. Ich auch schon lange nicht mehr. Mit Italien verbinden sich bei mir überwiegend gute Erinnerungen. Unbedarft und vielleicht auch ein bisschen naiv, begann ich eine Tour durch Italien zu planen. München , Inntal, Brenner, Gardasee, Modena, La Spezia, die Blumenriviera hinunter, durch die Toskana, dann hinüber zur Adria wieder hinauf nach Venedig als krönender Abschluss. Das war der Plan.

Erfahrene Wohnmobilisten erkennen sofort, dass dieser Plan für knapp drei Wochen einfach Unsinn war. Schon das Wetter machte uns zu Beginn dieser Reise einen dicken Strich durch die Rechnung.
Dennoch war es gut so, dass ich diesen unsinnigen Versuch einer vollkommen überzogenen Planung gemacht habe. Im Vergleich mit dem tatsächlichen Ablauf der Reise erkannten wir die wirklichen Vorteile, die sich durch die Reiseform mit dem Wohnmobil für uns ergeben.
Obwohl alles anders kam als wir gedacht hatten, erlebten wir einen sehr schönen und intensiven Urlaub. Einen Urlaub für Körper, Geist und Seele.
Das besondere an dieser Fahrt war: nicht der Urlaub zwang uns seine Struktur auf wie bei einer Pauschalreise, Cluburlaub oder Kreuzfahrt. Der Urlaub folgte unserem Rhythmus, unseren ganz individuellen Bedürfnissen nach Ruhe und Anspannung, nach Aktivität und Erholung, nach geistiger Forderung und tiefer Entspannung, nach ausgelassener Geselligkeit und spiritueller Selbstzufriedenheit… .

Die Idee, die Welt mit dem Wohnmobil zu erkunden war geboren. Eine Idee für den Ruhestand, der ja in ein paar Jahren sowieso auf uns zukommt – so dachten wir. Ein schönes Ziel auf das es sich lohnt hinzuarbeiten. Das Projekt für den Ruhestand war geboren.
Doch die Idee einer „Beschäftigung“ für den Ruhestand wurde viel schneller Realität als wir zu diesem Zeitpunkt ahnten.
Vielleicht stimmt es wirklich, dass unsere Gedanken die Realität viel stärker formen als wir gemeinhin glauben. Unsere Gespräche drehten sich fortan immer häufiger um Themen, was wir noch nicht gesehen hatten, was wir uns gerne noch anschauen wollten, und und und… .
Und wir beschwörten geradezu die Unabhängigkeit und die Freiheit dies in „unserem Rhythmus“ zu tun. Eben dann im Ruhestand.

Und die Beschäftigung damit, das immer wieder Hervorholen dieser Gedanken, führte zu weiteren Fragen die nach einer Antwort suchten. Fragen, des Wie? Fragen des Womit? Fragen des wie Lange, in welchem Zeitraum?… Letztlich alles Fragen der Organisation und der Realisierung der Idee, des Lebenstraums. Und im Laufe der Zeit fanden sich auch Antworten. Es fanden sich sogar Antworten auf Fragen, die man sich noch gar nicht gestellt hatte. Die Beschäftigung mit diesen Fragen, das Sammeln von Informationen, das ständige sich abgleichen der eigenen Vorstellung mit denen des anderen, schaffte in unseren Köpfen eine so hohe Aufmerksamkeit, dass wir Chancen und Möglichkeiten der Realisierung erkannten und sie zwei Jahre später auch nutzten. (soviel sei hier schon verraten)

Das war im Spätherbst letzten Jahres. Uns lief ganz unerwartet ein Wohnmobil über den Weg. Es war ein Samstag Morgen. Wir wussten am Morgen noch nicht, dass wir am Abend einen Kaufvertrag für ein Wohnmobil in der Tasche hatten.

Und im Frühjahr dieses Jahres wurde es zugelassen. Und da war auch auf einmal die Idee, Erlebtes aufzuschreiben. Es entstand die Idee Erlebtes mit anderen zu teilen, Es entstand die Idee vielleicht auch anderen einen Weg (unseren) zu zeigen wie man aus dem „Immer Höher“, „Immer Größer“, „Immer Weiter“ aussteigen kann.
Getreu dem Motto: Wenn du mit anderen zur See fahren willst, dann lehre den Menschn nicht wie man ein Schiff baut, sondern wecke die Sehnsucht nach dem Meer.

Und welche Sehnsucht wollen wir wecken?

Die Sehnsucht nach einem Leben, das dem eigenen Rhythmus folgt, das unnötige Abhänigkeiten eliminiert – kurzum ein eigenverantwortliches Leben zu führen und nicht nur zu träumen.

 

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