Wo Marmor scheinbar aus der Erde wächst

Wir verlassen La Spezia in Richtung der Via Aurelia, die auch mit dem Kürzel SS1 bezeichnet wird. An alten Häusern findet man noch oft diese Bezeichnung die früher, bevor es Autobahnen hier gab, den Reisenden auf dem Weg in Richtung Rom Orientierung boten. Wir fahren über Carrara, Massa, Querceta und Pietrasanta an den Hängen der Apuanischen Alpen entlang.

Wir bestaunen die Hänge, die steil aufragen. Jede einigermaßen ebene Stelle scheint bebaut zu sein. Leider gibt es keine eigenen Bilder. Wir haben zu Hause noch eine Möglichkeit geschaffen, die Kamaraaccus auch mit Solarstrom bzw über die Bordbatterie laden zu können, doch was hilft das, wenn man die Kamara nicht anschließt??? Null Komma Nichts 😉 Daher müssen wir auf Fremdbilder zurückgreifen 😕

Carrara und die Marmor-Steinbrüche. Im Vordergrund ein steinverarbeitender Betrieb
Carrara : Von Myrabella – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7902887

An diesigen Tagen, wenn die Sonne einen scheinbar ständig blendet, dann weis man beim Blick in die Steilhänge nicht genau, ob das „Weiße“ dort oben weiße Marmorwände der Steinbrüche sind oder kleine Wolken, die sich in das Blickfeld des Bergpanoramas hineingeschoben haben. Wenn man einmal einen dieser rohen Marmorblöcke auf einem Lagerplatz oder auf einem Lastwagen, so wie sie aus den Bergen ins Tal transportiert werden, gesehen hat, dann wird klar, dass das exakte Herausschneiden und das Hinuntertransportieren auf steilen Strassen ein Knochenjob ist. Auch heute noch.

Wir fahren an einem aufgelassenen Steinbruch, nein, Marmorbruch, vorbei. Dort stehen heute Verarbeitungsbetriebe. Wir sehen die aus den Berg herausgeschnittenen Marmorblöcke oder die schon zu Marmorplatten zersägten Blöcke in den Betrieben links und rechts der SS1. Zu Michelangelos Zeiten wurden daraus Marmorsäulen, Marmorverkleidungen für Gebäude und natürlich lebensechte Statuen für Gebäude-, Kirchen- und Gartenausgestaltungen gefertigt. Heute ist das nicht anders. Nur die modernen Marmorküchenplatten sind hinzugekommen. Da sie durch natürliche Farbstoffe leicht verfärben, sind sie für diesen Einsatzzweck eigentlich nicht die erste Wahl. Der Markt verlangt es aber trotzdem und sichert so, so manchem Steinbrucharbeiter und Mitarbeitern der Verarbeitungsbetriebe Einkommen und das täglich Brot.

Marmorwekstatt (in Pietrasanta)
Von Serpens – Serpens, Bild-frei, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=270181

Hat sich Michelangelo hier oder vielleicht doch dort nach dem weißesten und reinsten Marmorblock für seine Kunstwerke umgeschaut? Wir wissen es nicht, aber wir können es uns gut vorstellen.

Pietrasanta hat sich zum Zentrum der Marmorverarbeitung entwickelt. So finden sich in dem kleinen Ort viele Künstler ein, die in dem Ort nach „DEM“ Marmorblock suchen und ihn dann auch, wie Michelangelo, bearbeiten. Zahlreiche Ausstellungen und Events zeugen davon. In diesen Orten dreht sich natürlich alles um den Marmor. Unten am Meer sind die Häfen, von denen aus diese Carraramarmorsteinblöcke in die ganze Welt verschickt werden.

Von hier aus fahren wir hinunter zum Meer zu den Marinas und Lidos. Früher dominierte dort das Hafengeschehen und der Fischfang die Szenerie. Alles andere war einfach nur Sandstrand, wenn man von den alten „Kurorten“ für die feine und vor allem adelige Gesellschaft, wie Forte dei Marmi und Viareggio einmal absieht. Am Meer erwartet uns das ultimative Kontrastprogramm 😊😉.

Toscana, wir kommen!

Wir fahren nach Parma, in die Stadt des gleichnamigen Schinkens und des wahrscheinlich größten industriellen Nudelherstellers in Italien. Schon von der Autobahn aus ist der Schriftzug dieses „Spagetthi-Produzenten“ zu sehen – Barilla! . Wir greifen auch immer wieder mal auf die Produkte dieses Herstellers zurück, wenn wir aber in Italien sind, dann sind die Nudeln aus den Nudel- und Tortelinimanufakturen, die in traditioneller Handwekskunst hergestellt und frisch über die Ladentheke gehen, für uns die erste Wahl.

parma-la-spezia-1-gewitterWir hatten vier Stellplätze identifiziert. Wir müssen aber feststellen, dass die Stadtverwaltung an den alten Plätzen Hinweisschilder auf den vierten Platz, den „Neuen“ angebracht hat. An dem vierten Platz angekommen, stellen wir fest, dass dieser Übernachtungsplatz direkt hinter der Lärmschutzwand einer vielbefahrenen Stadtautobahn liegt. Zudem scheint sich eine größere Gewitterfront in der Poebene aufzubauen. So entscheiden wir uns für die Weiterfahrt nach La Spezia, das manchmal auch als das Tor zur Toskana bezeichnet wird.parma-la-spezia-4-hoehe Warum, das wird uns bald deutlich. Von etwa 50 m ü.d.M steigt unsere Fahrstrecke erst einmal auf fast 750 m an, um dann noch steiler wieder auf Meereshöhe abzufallen. Wir fahren dabei zunächst an Reisfeldern vorbei, später prägen Mais und Korn die Landschaft. parma-la-spezia-3-1-landschaftNachdem wir einige Höhenmeter hinter uns gebracht haben geht es durch ein „wildes“ Tal und eine eher dünn besiedelte Region. Atemberaubende Ausblicke bieten sich uns. Die sehr enge Autobahn verlangt meine ganze Konzentration, so dass es zu photo-graphischen Exzessen nicht kommt, zumal Parkplätze auch Mangelware sind. Am frühen Abend kommen wir im Hafen von La Spezia an. Ein nicht sehr attraktiver Übernachtungsplatz erwartet uns dort. Aber das ist uns egal, dieser Ort soll ja nur der Ausgangspunkt unserer Tour sein. Wir verzichten sogar auf eine kleine Erkundungsfahrt mit den Rädern. Es ist uns einfach nicht nach Industrie- und Militärhafenromantik.