Ein „vergessenes“ Kleinod – Colmar die Storchenstadt

Colmar1Wir fahren weiter nach Colmar. Als wir in die Stadt hineinfahren, erinnert mich so manches an Vororte von Paris. Im Zentrum angekommen kämpfen wir erst einmal darum einen Parkplatz zu bekommen. Aber mit etwas Geduld finden wir auf einen Großparkplatz am Rande der Altstadt ein geeignetes Fleckchen für unser Wohnmobil.

Colmar9 - WeihnachtsdekoSchon am Parkplatz fallen uns die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt auf. Später erkennen wir, dass es in der Stadt fest installierte Schilder für einen Weihnachtsmarktrundgang gibt. Das lässt darauf schließen, dass der Weihnachtsmarkt in Colmar keine unbedeutende Angelegenheit ist und eine Reise wert sein könnte. Das Ambiente and der Charm der Altstadt ist es allemal.

Die Altstadt hat flächenmäßig eine große Ausdehnung und ist weit größer als die z.B. von Freiburg.
Colmar3Die Stadt ist sehr belebt und wir haben den Eindruck, in dieser Stadt geht es nur ums Essen und Genießen. Die Dichte von Restaurants, Brasserieen, Patiserieen, Bars, Cafes… ist enorm und an einen normalen Wochentag zur Mittagszeit sind sie alle prall gefüllt.
Colmar kommt uns vor wie ein „ordenliches“ aufgeräumtes und gepflegtes schwäbisches Städtle gepaart mit französischen Lebensstil.
Es gibt zwar eine Fußgängerzone mit der Prägung aller modern durchgestylten Innenstädte, wo die allen bekannten Mode- und Markenlabels um die Gunst der Kunden buhlen und wo die alteingesessenen Läden keinen Platz mehr haben. Hier in Colmar ist das anders. Colmar7 - AntiquariatHier gibt es noch die kleinen Fachgeschäfte mit ihren unverwechselbaren Schaufenstern in den alten gut restaurieren Fachwerkhäusern. Daneben ein Cafe, eine Brasserie und wieder einanderes Fachgeschäft, das wiederum an ein Antiquariat angrenzt. Ein ganz besonderes Flair, das in vielen Innenstädten durch Uniformierung der Fassaden und Kettenbildung im Handel verloren gegangen ist.

Colmar2 - Storchenladen
Storchenladen in Colmar

Uns fallen immer wieder Läden auf, die Störche in allen Variationen, als Stofftier, auf Postkarten und allerlei mit Störchen bedruckten, bemalten oder als Storch gestaltete (unnötige) Artikel anbieten, wie Storcheneierbecher, Storchenschirmständer, Storchenhandyhalter… . Erst später klärt uns Wikipedia darüber auf, dass die Störche früher in dieser Region sehr zahlreich vertreten waren, dann fast „ausgestorben“ waren, doch heute wieder zu einem beobachtbaren „Glücksbringer“ in der Region geworden sind. So verleihen wir der Stadt Colmar den Titel „Storchenstadt“. Wäre jetzt Frühjahr oder Sommer gewesen, dann hätten wir uns noch auf die Suche nach ein paar Störchen gemacht. Das macht aber im fortgeschrittenen November keinen Sinn – die sind schon alle mindestens in Nordafrika!

Colmar4
Markthalle Colmar

Wir müssen noch unsere Vorräte im WoMo auffüllen. Unser ständiger Reisebegleiter Erzengel Raphael führt uns zielsicher zu den Markthallen. Wir lieben diese Markthallen wo immer wir auch sind und so wird, weil alles so schön aussieht, doch mehr eingekauft als geplant. Colmar5 - KäsethekeZum Wein, den wir noch im WoMo haben, holen wir uns einige Stücke Käse aus der unermesslichen Vielfalt der Käsetheke. Schräg gegenüber gibt’s die Weintrauben dazu und ein Stückchen weiter finden wir auch das passende Baguette für unser Abendmahl.

Auf den Rückweg genehmigen wir uns noch einen Cappuccino mit Blick auf einen Flohmarkt. Es war uns schon beim Studium der Speisekarten aufgefallen, ein billiges Pflaster ist Colmar nicht. Wir nehmen die 3,40 pro Tasse als Preis incl. Flairaufschlag und genießen das Treiben auf der Straße und dem Markt.

Leben in einer Festungsstadt – Neuf-Brisach

TaubergiessenIn unserer weinlaunigen Stimmung kam uns die Idee, uns auf der französischen Seite nach Norden zu hangeln. Warum ist uns nur diese Idee nicht schon in Breisach gekommen. Das bedeutet ein Stück zurück zu fahren. Aber das macht nichts. Es gibt ja viele Wege die nach Rom führen.
Also zurück ins Rheintal. Wir wählen einen Weg über das Naturreservat Taubergiessen. Taubergiessen2Leider ist heute eine Fahrt mit dem Boot auf dem Alt-Rhein nicht möglich. So bleibt dieses Naturerlebnis auf unsrer Wunschliste stehen und wir fahren weiter nach nach Neuf-Brisach dem französischen Gegenstück zu Breisach auf der deutschen Seite des Rheins. Aber mit der Namensgebung erschöpfen sich die Vergleichsmöglichkeiten.

Neuf-Brisach4Neuf-Brisach ist eine Festungsstadt, deren Gründung auf einen Befehl von Ludwig XIV zum Schutz des Elsass zurückgeht. Die 1703 fertiggestellte Festungsanlage ist seit 2008 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommenNeuf-Brisach3Neuf-Brisach1. Wer sich für Militärgeschichte des Mittelalters interessiert, für den ist ein Besuch ein Muss.

Uns interessiert eher die Stadt an sich. Neuf Brisach ist, wie bei einer Garnisonsstadt nicht anders zu erwarten, eher schmucklos. Wie bei vielen französischen Kleinstädten konzentriert sich das Stadtleben auf einen zentralen fast quadratischen Platz auf dem auch der Wochenmarkt stadtfindet. Optischer Fixpunkt des Platzes ist eine klobig wirkende und schmucklose Kirche die die anderen Gebäude deutlich überragt. Etwas versetzt von diesem Platz findet sich in der Stadtanlage ein zweiter etwas kleinerer Platz an dessen Stirnseite das Rathaus steht. Neuf-Brisach2Der Eindruck ist: Durch und durch ein französisches Städtchen mit typisch ländlicher Lebensart. Ich fühle mich um mindestens 200 oder 300 km weiter nach Westen „gebeemt“.
Baukulturelle Ähnlichkeiten zur anderen Rheinseite oder zum Elsass sind nicht zu erkennen. Diese Stadt ist für mich ein Symbol der Frankonisierung des Elsass.

Und dann begegnet uns an den Wehranlagen noch ein Kuriosum. Ein Baumarkt auf Rädern – „Der rollende OBI“…

Rollender OBI