Das antike Rom (3) – Die Königin der Straßen – Via Appia Antica

Im letzten Artikel ging es um die Beziehungen der Römer untereinander und in die Welt, die sie für eine gewisse Zeit beherrschten.
Dieses Beziehungsnetzwerk brauchte eine physische Infrastruktur zur Absicherung der Macht und für den wirtschaftlichen Erfolg des Gemeinwesens. Das waren die Handelswege und Straßen. Im Konfliktfall machten die Strassen die schnelle Verlegung militärischer Verbände möglich, zur Absicherung von Macht und Einfluss der römischen Upper Class. Sie waren so etwas wie die Lebensadern Roms. Über die Königin dieser antiken Straßen berichten Heinz und Christine von der Anima Mea unter dem Titel:

Die Königin der Straßen

Broadway, Champs Elysees, Kurfürstendamm und Elbchaussee; Seidenstraße, Jacobsweg und Alte Salzstraße: Das sind Namen, die mir spontan einfallen, wenn ich an Straßen denke. Es sind Hauptstraßen, Prachtstraßen, Pilgerstraßen oder Handelsstraßen: alt, berühmt und viel befahren. Irgendwann habe ich ihren Namen erfahren, sei es, weil ich von ihnen gelesen oder gehört habe, oder weil ich selbst über eine dieser Straßen gelaufen bin. Doch es gibt da eine Straße, deren Name ich noch vor all den anderen kannte!

Es muss wohl einer meiner engagierten Landschullehrer gewesen sein, der in früher Schulzeit im Geschichtsunterricht den Namen Via Appia nannte. Fiel dieser Straßenname, tauchten vor meinem geistigen Auge stets Heerscharen von römischen Soldaten auf, die aus Rom hinauszogen, um die Welt zu erobern. Auch die Frage „Quo vadis?“ war eng mit dem Namen Via Appia verbunden, wodurch das Geschichtsträchtige dieser Straße zusätzlich einen mystisch-heiligen Aspekt bekam. [weiterlesen…]

 

Das antike Rom (2) – Römischer Klüngel

Wer über Rom und seine Entwicklung zu einem Weltreich spricht, der muss auch über die „Beziehungspflege“ der damals Herrschenden, sprechen. Heinz und Christine von der Anima Mea bezeichnen das als etwas rheinländisches – einen römischen Klüngel. 😃 Vornehmer könnte man das auch als „Teile und Herrsche“ bezeichnen – Klüngel ist aber volkstümlicher und das versteht jeder. 🙂

Hier nun ihre „römischen Erkenntnisse“:

Für alle „Nicht-Rheinländer“: Das Wort Klüngel bezeichnet ein System gegenseitiger Gefälligkeiten und Hilfeleistungen, wobei sich gesellschaftliche, politische und unternehmerische Interessen vermischen. Dieses Wort kam mir immer wieder in den Sinn, als ich mich während und nach unseren Sightseeing-Touren durch Rom mit dem ersten römischen Kaiser beschäftigte. Er herrschte von 31 vor bis 14 nach Christus. Angesichts seiner schwachen körperlichen Konstitution hatte er mit einer so langen Amtszeit gar nicht gerechnet. Nach einem Start als ehrgeiziger, manchmal auch grausamer und skrupelloser Kämpfer an der Seite Caesars endete er als mächtiger, geschickt regierender Alleinherrscher, der seinem Reich Frieden und Wohlstand gebracht hatte. Viele hören seinen Namen, bevor sie den ersten Geschichtsunterricht haben, denn er wird auch am Anfang der Weihnachtsgeschichte genannt:

Kaiser Augustus. Genauer gesagt: Imperator Caesar Divi filius Augustus.[weiterlesen…]

 

Das antike Rom (1)

Wer sich mit Rom beschäftigt, dem kommt auch immer das alte, das antike Rom in den Sinn. Das Bild über das antike Rom in unserem Kopf ist geprägt durch den Geschichtsunterricht, den wir in der Schule alle genießen durften. Ebenso haben die, in den Medien verbreiteten Bilder der stummen Zeugen aus Stein der römischen Geschichte, wie z.B. das Colosseum, unsere visuelle Vorstellung vom alten Rom geprägt. Noch viel mehr prägend sind die Bilder in unserem Kopf von Geschichten über „Cäsaren“, römische Stadthalter und Feldherren, Senatoren, Prätorianern und Gladiatoren, wie sie uns immer wieder durch Hollywood mehr oder weniger realistisch präsentiert werden.

Wer kennt sie nicht die Blockbuster: „Quo Vadis?“ mit Peter Ustinov oder „Ben Hur“ mit Charlton Heston in den Hauptrollen? Wer kennt es nicht, das in der Filmgeschichte berühmt gewordene Wagenrennen in dem Monumentalfilm Ben Hur? Im antiken Rom wurden diese Rennen im Circus Maximus zur Volksunterhaltung veranstaltet. Die in Hollywood filmisch aufbereiteten Bilder lassen uns glauben, dass zu damaliger Zeit die Pferderennen ein wesentlich dramatischeres Spektakel waren, als es bei den heutigen Veranstaltungen in Baden-Baden Iffezheim, Berlin Hoppegarten oder in Ascot in zu beobachten ist.

Rom 10 Circus MaximusAuf einem unserer Streifzüge durch Rom sind wir auch an diesem Circus Maximus vorbeigekommen. Mein Bild von der Arena ist natürlich ganz klar von dem erwähnten Film „Ben Hur“ geprägt. Doch als wir das Gelände in Rom bei 35 Grad ablaufen, bekommen wir erst einen Eindruck, wie riesig dieses Veranstaltungsgelände für die damalige Zeit war. Diese Weitläufigkeit hätte ich nach dem filmischen Vorbild nicht erwartet. Auch das Forum Romanum, das sich vom Circus Maximus bis hin zum Colosseum erstreckt, hat riesige Ausmaße; auf jeden Fall größer als ich mir das vorgestellt habe.

Wir hatten schon zu Beginn unserer Reise entschieden, dass wir das antike Rom nur streifen wollen, um einen kulturhistorischen Bulimieanfall vorzubeugen. So belassen wir es bei einigen visuellen Eindrücken.

Zum Glück gibt es da ja Heinz und Christine. Die haben bei ihren Streifzügen einen Monat später das antike Rom genauer unter ihre Lupe genommen.

Unter der Überschrift: Über sieben Hügel musst du gehen beschreiben Heinz und Christine einen Teil des antiken Roms:

Das weiß wohl jeder: Das antike Rom erstreckte sich über sieben Hügel. Ihre Namen kennt sicher nicht jeder: Palatino, Capitolino, Aventino, Celio, Esquilino, Viminale, Quirinale. Die Fläche dieses antiken Stadtgebiets beträgt 143 Quadratkilometer, wogegen die Gesamtfläche Roms heute 1285 Quadratkilometer beträgt. Was auch jeder weiß: Rom wurde der Sage nach von Romulus und Remus gegründet. [weiterlesen]

In einem weiteren Beitrag beschäftigen sich Heinz und Christine mit dem Monte Paladino und dem Forum Romanum bishin zum Colosseum unter dem Titel:
Zum Nabel der Welt

wandern wir von der Keimzelle Roms auf den Palatin hinunter zum Forum Romanum. Dort erstreckt sich im 7. Jahrh. vor Christus zwischen dem Monte Palatino und dem Monte Capitolino eine sumpfige Ebene. Zunächst werden hier die Toten begraben. Doch 600 vor Christus beginnt der römische König Lucius Tarquinius Priscus mit dem Bau der Cloaca Maxima. [weiterlesen]

 

Taschendiebe

Schon in Bolsena sind wir von dem netten Verkäufer in der Olivenpresse vor den Kinder-Taschendieben in Rom gewarnt worden. Ohne das wir ihn danach gefragt hätten, erklärte er uns, dass die Kinderdiebe in Rom wohl seit langem ein Ärgernis seien und er entschuldigte sich gerade zu dafür, dass dieses Phänomen nun schon seit langer Zeit existiert und nicht gelöst wird.
TaschendiebNun sind wir keine ängstlichen Menschen und ich bin durch meine beruflichen Reisen in der Vergangenheit recht vertraut mit dem richtigen Verhalten in unbekannten Umgebungen. Ich hatte zwar schon von dem Thema der Kinderdiebe speziell in Rom gehört, aber als eine konkrete Gefahr habe ich das für uns nicht identifiziert. Alle erfahrenen Reisenden wissen das: in Gebieten in denen viele Touristen auftreten finden sich auch immer ein paar Zeitgenossen die sich auf illegale Weise an diesen Reisenden versuchen zu bereichern. In Reisemagazinen, in Blogs, in Reiseführern und ab und an in Zeitungen und Rundfunkbeiträgen wird immer wieder auf das richtige Verhalten hingewiesen. Wer diese Verhaltensregeln beherzigt, der hat in der Regel auch keine Schwierigkeiten.
Ich denke wohl auch gar nicht mehr so wirklich darüber nach und glaube zumindest automatisch das Richtige zu tun.

Interessant wird es, wenn man unvermittelt mit einer entsprechenden Situation konfrontiert wird. Man bekommt kostenlos einen Realitätscheck.

Rush Hour in der Metro

Wir sind nach einem Streifzug durch Rom auf dem Weg zurück zum römischen Hauptbahnhof Termini. Zu dieser Zeit sind sehr viele Menschen mit der U-Bahn unterwegs. Die Bahnsteige sind voll, es herrscht ein Gewusel von Menschen, das den Ortsunkundigen etwas unsicher werden lässt, ob er auch dahin kommt wohin er will. Man wird durch die Menschenmasse in den unterirdischen Gängen einfach irgendwo hin geschoben.
Als wir dicht gedrängt am Bahnsteig auf den nächsten Zug warten, habe ich kurzen Augenkontakt mit einem sehr jungen Mann, der modisch und gut gekleidet mit adretter Frisur und zwei Knöpfen im Ohr mich freundlich anlächelt. Mir fiel das deshalb so besonders auf, weil üblicherweise in Massenverkehrsmitteln die Menschen eher in einer Art Delirium oder Wachschlaf mit versteinerter bis grimmiger Miene unterwegs sind.

Die nächste U-Bahn donnert in den U-Bahnhof hinein. Der Zug steht noch nicht, doch die Menschenmenge orientiert sich sofort in die Richtung, in der sich die nächste Tür befinden wird, wenn der Zug erst einmal steht. Instinktiv nehme ich den locker über meine Schulter baumelnden Rucksack vor meine Brust, umschlinge diesen fest und nehme WoMoline an die andere Hand, um nicht von ihr durch die schiebende Menschenmasse getrennt zu werden.

Die U-Bahn ist schon voll besetzt. In den Bereichen für das Aus- und Einsteigen sind noch einige Stehplätze verfügbar. Wir werden praktisch in den Waggon hinein geschoben. Sich dagegen wehren wäre zwecklos. Wir stehen schon dicht an dicht, doch noch immer drücken weitere Fahrgäste vom Bahnsteig aus nach. Echtes Tokio-Feeling – nur die freundlichen Herren mit den weißen Handschuhen, die noch etwas nachhelfen die U-Bahnsardinenbüchse  randvoll zu machen, die fehlen hier. Ich versuche mich zu orientieren. WoMoline und ich umklammern wie beim Tabledance eine Haltestange.

Die Attacke

Schräg rechts vor mir, in Richtung Ausstieg entdecke ich den jungen Mann vom Bahnsteig wieder. Er lächelt mich wiederum freundlich an. Ich mustere den jungen Mann von oben nach unten und versuche sein Alter einzuschätzen.
Dem Auftreten nach hätte ich gesagt 16 oder 17 Jahre. Den Gesichtszügen nach aber höchstens 13 oder 14. Ich schaue in Richtung Fußboden und sehe wie er mit seinen Fingern wie ein Klaviervirtuose kurz vor Beginn seines Auftritts Bewegungsübungen macht. In diesem Moment erinnere ich mich wieder an das Gespräch mit unserem Olivenölverkäufer. Kinderdiebe!
Instinktiv bewege ich meine freie Hand zu meiner Gesäßtasche, in der meine Geldbörse steckt. Alles noch da. Die Bahn setzt sich in Bewegung und nimmt Fahrt auf. Noch immer lächelt mich der junge Mann fast ein wenig arrogant an. Ich weiche seinen Blicken aus. Gleichzeitig überkommt mich ein sehr ungutes Gefühl. Der Zug fährt in den nächsten Bahnhof ein. Die Türen öffnen sich, doch niemand steigt aus. Die auf dem Bahnsteig Wartenden haben keine Chance auf eine Mitfahrgelegenheit. Nichts bewegt sich. Mit der einen Hand umklammere ich nach wie vor unseren Rucksack. Meine Finger befinden sich natürlich an der neuralgischen Stelle, an der der Rucksack zu öffnen ist. Mit der anderen Hand überwache ich meine Gesäßtasche, in der aber nur wenig Bargeld und kein Plastikgeld, aber mein Personalausweis steckt. Das Plastikgeld und die größeren Scheine sind im Brustbeutel verstaut. Es tritt in meinem Gefühlsleben wieder eine gewisse Beruhigung ein, nachdem ich feststellen kann, das die Reisekamera auch sicher verstaut ist.
Dann schließen sich die Türen wieder. Im Augenwinkel kann ich erkennen, das ein junges Mädchen, welches direkt an der Tür steht, die Tür blockiert, sodass die Tür wieder aufspringt. Sie steigt aber nicht aus und so wirkt ihr Verhalten doch etwas seltsam. Ein Fahrgast der auf der anderen Seite der Tür steht spricht die junge Frau an und deutet mit der rechten Hand auf den jungen Mann. Was er zu ihr sagt kann ich nicht verstehen, es klingt aber nicht sehr freundlich. Wie für Italiener üblich steigert sich die Ansprache sehr schnell zu einer sehr deutlichen und eindringlichen Lautstärke. Ich überprüfe wieder Rucksack, Gesäßtasche, Kamera und auch den Brustbeutel. Alles okay.

Der Zug hat sich schon längst wieder in Bewegung gesetzt. Der Redeschwall des Fahrgastes wird immer lauter (nicht nur wegen dem Fahrgeräusch) und drohender. Er dreht seinen Kopf in meine Richtung und sagt in lautem aber freundlichem Ton etwas zu mir. Ich verstehe es natürlich nicht.
Ein anderer Fahrgast der mit seinem Rücken mir zugewandt an meiner rechten Schulter steht und wohl aufmerksam das Geschehen verfolgt hat, dreht sich zu mir und sagt in gutem Englisch: „be careful, be careful and check your wallet.“ Der junge Mann den ich immer noch mit einem Auge unter Beobachtung habe, wendet seinen Blick von mir ab. Nun habe ich keinen Zweifel mehr der junge Mann und die junge Dame an der Tür gehören zusammen.
Das scheint der Trick der Kinderdiebe zu sein. In einem günstigen Moment, beim Schließen der Zugtüren, wird ein Tourist beklaut, der Zweite blockiert die Tür, damit der Dieb mit der Beute im Gewühl der U-Bahngänge verschwinden kann. Wir sind wohl gerade eben einer solchen Attacke entgangen.
Die Türen öffnen sich wieder in der nächsten Station. Die beiden mutmaßlichen Kinderdiebe verschwinden, ohne sich gegenseitig eines Blickes zu würdigen.

Also alles richtig gemacht?

Ich bin ganz ehrlich. Ohne die Warnung unseres netten Olivenölverkäufers wäre ich wohl nicht so aufmerksam gewesen. Ich hätte den Ernst der Lage wohl erst später erkannt. Ob der junge Mann dann erfolgreich gewesen wäre, das sei dahin gestellt.

Aus dieser kleinen Rom-Erfahrung ziehe ich für mich zwei Lehren.

  1. Auch alle Routinen, die man sich als Vielreisender, oder erfahrener Reisender angewöhnt hat, sind immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, denn die Spitzbuben sind dauerhaft kreativ und entwickeln ihre Vorgehensweisen weiter. Die angewöhnten Sicherheitsroutinen sind aber nicht kreativ! und entwickeln sich nicht weiter! Sie bleiben unreflektierte Gewohnheit die mittelfristig von den Spitzbuben antizipiert werden.
  2. Egal wie erfahren man als Reisender ist, die Erfahrungen und Ratschläge der Einheimischen sollte man immer ernst nehmen.

Wir wünschen allen eine gute Reise, ohne Angst – aber mit Aufmerksamkeit und wachem Verstand.

Rom – Kirchen, Kirchen, Kirchen

Wer nach Rom fährt der kommt an der Besichtigung einiger Kirchen nicht vorbei. Die berühmteste und größte ist unbestritten Sankt Peter im Vatikan, der im deutschsprachigen Raum meist Petersdom genannt wird oder auch Basilica Sancti Petri in Vaticano, Petersbasilika, vatikanische Basilika oder Templum Vaticanum genannt wird.  (Mehr dazu zu lesen gibt es z.B. bei Heinz und Christine von der Anima Mea [weiterlesen…]. Darüber hinaus gibt es so viele Kirchen in Rom, dass man schnell den Überblick verliert.

Auf unseren Streifzügen durch Rom, haben wir in eine ganze Reihe von Kirchen hineingeschaut, eine „Must-See-Liste“ hatten wir aber nicht. Und zu jeder gäbe es etwas zu erzählen. So viel Prunk und Pracht in einer Stadt haben wir noch nie gesehen. Uns quellen die Augen über. Auch wenn ich mir immer wieder vor Augen halte, dass mit einer kurzen Unterbrechung Rom seit rund 1700 Jahren unbestritten das Zentrum christlich-geistlicher Macht ist und mit dieser Macht riesige Vermögen angehäuft wurden (die Kurie soll angeblich mit Abstand größter Immobilienbesitzer in Rom und Italien sein), so bin ich trotzdem erstaunt, wie die Menschen mit der damaligen Technik diese Masse an Kunstwerken bauen und so vollendet ausgestallten konnten.

Wir wollen uns hier nur auf ein paar wenige konzentrieren.

Santa Maria in Trastevere

Rom 6-1 - TravestereTravestere gilt als der volkstümlichste Stadtteil von Rom. Travestere erstreckt sich vom südlichen Tiberknie bis zum Hügel Gianicolo auf dem rechten, dem westlichen Ufer des Tibers. Sehr viele alte Wohngebäude und enge Gassen machen diesen alten Stadtteil, der den meisten Vierteln des historischen Stadtzentrums Roms auf der rechten Tiberseite gegenüberliegt, zum Magneten für Touristen.

In den alten Gemäuern in Trastevere haben sie viele Gastronomiebetriebe neben anderen kulturellen Angeboten angesiedelt. Auch viele Studenten sind in diesem Viertel anzutreffen, denn der Botanische Garten (Eintritt 8 €) der von der Universität betrieben wird und einige akademische Institute sind ganz in der Nähe. Diese einmalige Mischung aus ehemaligem Arbeiterviertel, Szenequartier und Altstadtflair unterscheidet die Atmosphäre zum gegenüberliegenden Tiberufer. Auf der anderen Seite des Tibers spürt man in verschiedenen Ausprägungen das Flair einer Metropole, eines Zentrums der Macht und die Erhabenheit der Selbstinszenierung der Reichen und Schönen.
Trastevere war eines der Arbeiterviertel im alten Rom und war das Viertel der Ausländer und Randgruppen. Ursprünglich lebten dort viele Juden, später siedelten hier auch die ersten Christen Roms. So finden sich in Travestere viele Spuren frühchristlicher Kirchen und Versammlungsorte. In der Folgezeit blieb Trastevere das internationale Viertel Roms. Einwanderer kamen in dieses Gebiet, da es billiger war als die anderen Stadtviertel. Manche nennen Trastevere auch das Dorf in der Stadt.
Und in der Tat, der Flair dieses Stadtteils hat etwas dörfliches, etwas sympatisch provinzielles.

Hier steht die älteste Marienkirche der Welt – Santa Maria in Trastevere. Der Legende nach öffnete sich genau an jener Stelle 38 v. Christus eine Ölquelle, die die hier ansässigen Juden als Zeichen für die nahe Erscheinung des Messias deuteten. Rom 7 - Santa Maria in Trastevere 1Die Kirche selbst wurde 221 unter Papst Calixtus I. begonnen und dürfte auch der erste Ort gewesen sein, an dem die Christen öffentlich ihren Gottesdienst feiern durften. Der heutige Bau stammt aus dem 12. Jahrhundert, als Papst Innozenz II. den Vorgängerbau erneuern ließ.

Sehenswert im Inneren der dreischiffigen Basilika sind die Marmoreinlegearbeiten, auch Kosmatenarbeiten genannt, des Fußbodens sowie die teils vergoldete Kassettendecke. Die Mosaiken in der Apsis stammen aus dem 12. Jahrhundert und gehören zu den schönsten mittelalterlichen Mosaiken Roms.

Santa Maria Maggiore

Rom 8 - Santa Maria Maggiore 1 aussen
Die von Papst Liberius im 4. Jh. errichtete Kirche Santa Maria Maggiore gehört zu den größten Kirchen in Rom. Die Kirche ist exterritorialer Besitz des Vatikans

Es soll in Rom rund 80 Kirchen geben, die der heiligen Mutter Maria geweiht sind. Die größte und bedeutendste von ihnen ist die Kirche Santa Maria Maggiore. Sie gehört zu den 4 Hauptkirchen (Patriarchalbasiliken) Roms. Im Vergleich zum Petersdom im Vatikan ist diese Kirche aber nur ein „Kirchlein“. Trotzdem fühlt man sich im Kirchenschiff recht klein, wenn man seinen Kopf Richtung Decke hebt.
Die Gründung der Kirche geht auf eine Legende zurück, wonach im Jahre 352 sowohl Papst Liberius als auch einem reichen Kaufmann die Mutter Maria in einer Vision erschien und ihnen befahl, an der Stelle, an der es am folgenden Tag schneien würde, ihr zu Ehren eine Kirche zu errichten. Am nächsten Tag schneite es tatsächlich an der Stelle auf dem Esquilin-Hügel, auf dem heute noch Santa Maria Maggiore steht. Das soll angeblich Mitte August gewesen sein!

Die Kirche ist die einzige in der Stadt, in der nachweislich von ihrer Einweihung bis heute ununterbrochen jeden Tag die Heilige Messe gefeiert wird. Die äußere Fassade der Kirche stammt aus der Zeit des Barock. Die großen Schätze der Kirche sind aber die Mosaiken in ihrem Inneren. Einige davon stammen noch aus der Gründungszeit.

Weitere Informationen und Bilder finden sich auf den Seiten des Vatikan:
http://www.vatican.va/various/basiliche/sm_maggiore/ge/storia/interno.htm

Die Lateranbasilika

Rom 9 - Lateranbasilika 1 aussenDie Lateranbasilika, genauer gesagt die Basilica di San Giovanni in Laterano, gehört wie Santa Maria Maggiore ebenfalls zu den 4 Patriarchalbasiliken Roms, in denen es dem Papst vorbehalten bleibt vom Hauptaltar aus die Messe zu zelebrieren. Einst war dort der Sitz einer angesehenen römischen Patrizierfamilie, der Laterani. Daher auch der Name. Das Anwesen gelangte in kaiserlichen Besitz und der erste christliche Kaiser, Konstantin der Große, schenkte es im Jahre 312 den Christen, damit sie dort eine Stätte zur Ausübung der Gottesdienste einrichten konnten. Der Gebäudekomplex wurde immer weiter ausgebaut. Daran konnte auch die Zerstörung durch ein Erdbeben an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert nichts ändern. Bis zum Jahre 1309, als die Päpste vorübergehend nach Avignon in Frankreich gingen, war der Lateran der Sitz der Päpste. Also so eine Art Ur- oder Früh-Vatikan. Da er bei der Rückkehr des Papstsitzes nach Rom 1377 in schlechter baulicher Verfassung war, wurde an seiner Stelle der Vatikan als neuer Papstsitz gewählt.

Von den großen und bekannten Kirchen in Rom, die wir besucht haben, gefiel mir die Basilica di San Giovanni in Laterano am besten. Diese Basilika wirkte auf mich heller und freundlicher. Das nimmt etwas von dem Erdrückenden des Prunks. Aber so etwas ist ganz klar Geschmacksache. Sehenswert sind alle. Bei einem Rombesuch sollte man sich bewusst sein, dass man sehr schnell an einen Punkt kommt, den ich als „geistigen „Kultur- und Betrachtungs-Overkill“ oder kurz als Kulturbolemie bezeichnen würde. Dagegen hilft nur:
1. länger in der Stadt bleiben und sich „Verdauungszeit“ gönnen und
2. die Weisheit „Weniger ist mehr“ immer im Auge behalten.

Rom 9 - Lateranbasilika 2 heilige Pforte 1

In dieser Kirche nutzen wir die Chance durch die „Heilige Pforte“ zu schreiten, die nur aller 25 Jahre geöffnet wird oder wenn der Papst ein außerordentliches Heiliges Jahr ausruft, was 2016 schon nach 15 Jahren der Fall war. Rom 9 - Lateranbasilika 3 heilige Pforte 2Angeblich befreit das von allen Sünden. Ein kostenloser Ablass, sozusagen. Also habe ich mich gleich drei mal angestellt um die Heilige Pforte zu durchschreiten. Einmal für mich, einmal für meine Mutter und ein drittes mal, denn doppelt genäht hält besser!
So, nun sind wir sündenfrei!!!!

Können wir nun wieder die Sau rauslassen?

Vaticano International Airport (VIA) – Runway to Heaven

Für den Vatikan haben wir uns einen ganzen Tag auf unserer Reise reserviert. Es ist Mittwoch. Woran wir an diesem Tag nicht gedacht haben ist, dass Mittwochs immer die Generalaudienz auf dem Petersplatz stattfindet, sofern der Papst in Rom weilt. Dann ist eine Besichtigung des Petersdoms nicht vor 13 Uhr oder 14 Uhr möglich. Das hatten wir bei unserer spontanen Entscheidung am Morgen nicht auf dem Schirm. Schon in der Metro Menschenmassen ohne Ende. Nach dem Verlassen der U-Bahn werden wir in einem Strom von Besuchern förmlich in Richtung Vatikan geschoben. Mir ist das schon unangenehm. Es gibt keine Chance den Verkäufern von Besichtigungstouren zu entgehen. Zielsicher sprechen diese Verkäufer in der korrekten Muttersprache ihre „Opfer“ an, denen sie einen Exklusivzugang zum Petersdom nach 14 Uhr und zu den Vatikanischen Museen suggerieren – für 120 € versteht sich. Einer der Verkäufer versucht uns sogar weiszumachen, dass die Sicherheitsleute, die den Zugang zum Petersplatz abriegeln, hoffnungslos überlastet seien, aber er uns einen Weg daran vorbei ermöglichen kann.
Ob sich das Angebot lohnt oder nicht kann ich nicht sagen, denn ich hatte schon in meiner Recherche vor Reiseantritt von diesen „Besichtigungstouren“ gelesen. So war ich nicht überrascht und wusste, dass ich auch so nach 14 Uhr in den Petersdom gelangen würde. 120€ gespart! Es kommt aber ganz anders, dazu später mehr.

Die Shopping-Meile im Vaticano International Airport

Rom - Vatikan 2 PriestermodeladenNachdem uns der dritte Straßenverkäufer versucht einen solch exklusiven Privatführer unterzujubeln, entschließen wir uns nicht mehr mit dem großen Strom der Menschen mitzulaufen. Wir biegen in eine der Seitenstraßen ab und nehmen erstmal die neueste Priestermode in Augenschein. Hier gibt es alles was das Priesterherz begehrt. Aus den edelsten Stoffen Sultanen, Ausgehkleidung, feinste Hemden, Maßschuhe alles für den modebewussten Priester. Auch das exklusive Reisemessbesteck im edlen Koffer ist für einen erklecklichen Geldbetrag zu haben. Die Kurie war noch nie ein Armenhaus und so finden sich hier Dutzende von Läden die alles anbieten was die Geistlichkeit benötigt. Nur die Namen der Läden tragen nicht die uns sonst so bekannten Namen wie Gucci, Benetton, Armani, Louis Vuitton… sie haben aber die gleichen Preise.

 

Ziemlich in der Mitte zwischen Engelsburg und Petersdom treffen wir auf die Strasse, die die beiden Gebäudekomplexe verbindet, die Via della Conciliazione. Sicher hat jeder diese Perspektive schon einmal im Fernsehen gesehen. Das ist aber kein Vergleich zu dem realen 3D Eindruck.

 

Wie staunende kleine Kinder lassen wir dieses Panorama auf uns wirken.

 

Auch Vaticano Airport erfüllt alle gängigen Sicherheitsstandards im internationalen Flugverkehr

Rom - Vatikan 15 - Sicherheitskontrolle 4Wir erreichen die Piazza San Pietro – den Petersplatz. Die Kolonnaden werden mittlerweile als Sicherheitsschleuse für den „Vatikano International Airport“ genutzt. Hunderte von zivilen Sicherheitsleuten versuchen den Ansturm der Gläubigen so zu kanalisieren, dass ein geordneter Zugang zur Generalaudienz möglich bleibt. Sie sind darauf bedacht, dass es vor den Durchleuchtungstationen und Metalldedektoren und den Punkten zur Leibesvisitation und zusätzlicher Gepäcksichtkontrolle der Strom von Gläubigen nicht zum Stillstand kommt. Rom - Vatikan 13 - Sicherheitskontrolle 2Bleibt man dennoch stehen, um z.B. ein Foto zu schießen wird man sofort von den zivilen Sicherheitskräften aufgefordert weiterzugehen. Stillstand scheint für die Sicherheitsleute ein Anzeichen für „Gefahr“ zu sein.
Die Sicherheitskräfte sind extrem nervös, aber nicht unfreundlich. Im Gegensatz zu anderen Hotspots in Rom sieht man im Vatikanstaat nur italienische Polizei, die auch im Vatikanstaat für Ordnung sorgt. Rom - Vatikan 14 - Sicherheitskontrolle 3Kein italienisches Militär, wie im „Rest“ von Rom. Das liegt wohl an der staatlichen Souveränität des Vatikanstaats. Dafür gibt es dann wohl die zivilen Sicherheitsleute.
Wir fühlen uns wie auf dem Flughafen mit Open Air Abfertigungshalle. So taufen wir den Petersplatz um in: Vaticano International Airport. Das passt doch auch irgendwie und der Stadthalter des lieben Gottes verteilt ganz vorne gerade die Bordkarten für den Flug nach „Himmel“ bei der Generalaudienz. 😁😁😁

Die Terrorgefahr ist allgegenwärtig

Wir haben noch drei Stunden, bis wir den Petersdom besichtigen können. Wir kommen auf die Idee, dass wir doch einmal den Vatikanstaat umrunden könnten. Das Staatsgebiet eines Staates in nur einem Tag zu umwandern, das ist nur bei ganz wenigen Zwergstaaten möglich. Warum eigentlich nicht?
Wir verlassen wieder den Vatikanstaat. Beim Blick zurück richte ich meine Kamera mehrfach in Richtung der postierten Sicherheitsdienste und des Militärs aus. Das war keine gute Idee. Im Laufschritt, mit einer Maschinenpistole im Anschlag, stürmt mir ein italienischer Soldat entgegen und fordert mich in schlechtem englisch unmissverständlich auf alle Bilder zu löschen. Ein zweiter Soldat beobachtet uns mit grimmigem Gesicht aus etwa 30 m Entfernung, während ein Dritter in größerer Entfernung besonders aufmerksam das Geschehen in der Umgebung beobachtet, beide ebenfalls mit Maschinenpistole bewaffnet. Jetzt wird mir endgültig klar in welch angespannter Sicherheitssituation wir uns befinden. Ich bin erinnert an die Zeit der Anschläge der RAF Ende der 70er und in den 80er Jahren. Nervöses Militär, nervöse Polizei, Misstrauen bestimmt die Atmosphäre. Jeder könnte ein böser Zeitgenosse sein – ein Terrorist. Die Angst beherrscht die Sicherheitskräfte, die im Ernstfall als erste zur Zielscheibe werden. Es ist die Angst vor einem unsichtbaren Phantom.
Ich beginne zu verhandeln und zeige den Soldaten meine letzten Bilder, die ihm beweisen sollen, dass ich keine Sicherheitskräfte und Sicherheitsmaßnahmen fotografiert (und auch keine Videos angefertigt) habe. Habe ich aber doch. Noch drei Bilder weiter zurück und meine Speicherkarte wäre wohl gelöscht worden. So hatte ich aber Glück.

Nachdem uns auch in Rom und anderswo (z.B. in Pisa) massivste Polizei und Militärpräsenz aufgefallen war, zeigt uns dieser Vorfall, dass die Zeiten für völlig unbeschwerte Kulturreisen erst mal vorbei sind. Auch wenn uns unsere Politiker immer wieder dazu auffordern, uns vom Terror nicht beeinflussen zu lassen, unsere Lebensweise nicht zu verändern, und trotzig so weiterzumachen wie bisher, kann das nicht darüber hinweg täuschen, das Unbeschwertheit, Lebensfreude, Reisefreiheit und ein positives Lebensgefühl unter dem Terror leiden. Die daraus resultierende „Hab-Acht-Haltung“ in unseren Köpfen lässt auch Barrieren in unseren Zusammenleben entstehen.

Ein bitteres Zwischenfazit unserer Reise, das wir hier ziehen müssen.

Impressionen von Petersplatz und der päpstlichen Generalaudienz

Rom - Vatikan 7 - Petersplatz Panorama

So inszeniert sich eine Weltmacht, die jedem klar macht, „Du bist klein“ und will sagen: „Beuge dein Antlitz vor mir!“. Dies ist ein Statement, das auch durch die Bauten römischer Kaiser beabsichtigt war. Uns wird bewusst, wie grandiose Architektur das eigene Selbstverständnis zum großen Ganzen massivst beeinflusst. Die Mächtigen der Welt haben dies zu jeder Zeit zu nutzen gewusst. Das war bei den Ägyptern so, bei den Griechen, Assyrern, Atzteken, Majas und Chinesen und das ist auch so in der Neuzeit, wie z.B. beim Weißen Haus oder dem Bundeskanzleramt in Berlin – um nur zwei Beispiele zu nennen.

Auch wenn das Procedere der Generalaudienz ganz traditionalistisch abläuft, ganz wird auf Moderne Technik doch nicht verzichtet. Dank Public Viewing auf dem Petersplatz können wir nun auch behaupten: „wir haben den Papst gesehen.“ 😉

 

Der erste Regen seit drei Monaten

Wir verfolgen weiter unseren Plan, den Vatikanstaat zu umrunden. Es ist zwar der erste wolkenbedeckte Tag seit langem, aber nach Regen sieht das bisher noch nicht aus. Wir bewegen uns außerhalb des Vatikans an der Mauer, die fast den ganzen Vatikan umschließt auf eine Anhöhe. Hinter der Mauer, die den Vatikanstaat umschließt befinden sich die vatikanischen Gärten mit einem Hubschrauberlandeplatz, was wir aus einigen sichtbaren technischen Einrichtungen schlussfolgern können.
Rom - Vatikan 18 - erster Regen nach 3 MonatenBinnen weniger Minuten wird der Himmel bedrohlich dunkel. Zuerst geben die Wolken ein paar Tropfen und dann einen richtig dicken Wasserschwall frei. Wir können uns gerade noch in einen Hauseingang retten um nicht ganz durchgeweicht zu werden. Der erste Regen seit drei Monaten, wie wir vom Hausmeister erfahren. Er gewährt uns Unterschlupf wie auch einigen anderen Passanten. Für die nächsten zweieinhalb Stunden schüttet es wie aus Kübeln. Dazu kräftige Blitze und der Donnerschlag ist auch nicht von schlechten Eltern. Innerhalb weniger Minuten ist aus einem zwar bedeckten aber durchaus freundlichen Sightseeing Tag eine Weltuntergangsstimmung entstanden.

Der Hausmeister, dessen heutiger Arbeitsplan ganz offensichtlich durch den starken Regen außer Kraft gesetzt wird, nimmt sich die Zeit uns viele  wertvolle Tipps für unsere Romerkundung zu geben. So wird die erzwungene Regenpause noch zu einer recht kurzweiligen Veranstaltung für uns.

Langsam wird der Regen etwas schwächer. Als wir uns entschließen den Weg in Richtung U-Bahn anzutreten ahnen wir noch nicht, dass wir am Ende an der U-Bahnstation pitschnass ankommen werden. So fällt der restliche Vatikan Besuch an diesem Tag den ersten Regen nach dem Hochsommer zum Opfer.

Was haben wir verpasst?

Doch bei Heinz und Christine, deren Romartikel wir schon im letzten Beitrag vorgestellt haben, können wir nachlesen was uns durch diese Regenunterbrechung entgangen ist untert dem Titel:

Wir machen weiter

Von: Heinz und Christine

„Was machen wir heute?“ frage ich den Käptn, während ich im Reiseführer blättere. „Ist mir egal!“ und dann schiebt er noch – wie meist – „was du willst“ hinterher.

Ich denke nach: Heute ist Dienstag, der 4. Oktober. Ein ganz normaler Arbeitstag für die Römer. Also stürmen die schon mal nicht die Sehenswürdigkeiten. Alle Museen sind heute geöffnet. Da gehen die Touristen wenigstens nicht verstärkt in die Vatikanischen Museen, die auch montags zugänglich sind. Zudem ist schönes Wetter, da verteilen sich die Besucherströme auf drinnen und draußen. „Vielleicht sollten wir heute mal in den Vatikan gehen?“

Der Käptn ist sofort einverstanden. Schließlich ist die „Schaltzentrale Gottes“ für ihn ein Hauptgrund, Italiens Hauptstadt zu besuchen.

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Blick über den Tiber zum Petersdom

Und so machen wir uns nach dem Frühstück auf den langen Weg mit Bus, Bahn und Metro bis zur Station Ottaviano-San Pietro. Tatsächlich ist die Metro A heute nicht ganz so überfüllt wie bei unserem Besuch am Sonntag und der Besucherstrom in Richtung Vatikanstadt ist erträglich. Weiterlesen →

Es wäre schön wenn ihr, liebe Leser/innen, die Seiten von Heinz und Christine besucht und ihnen ein „Like“ schenkt oder eine kleine Anerkennung in ihr Logbuch schreibt. 😉

Rom ein kulturhistorischer Superlativ – wie sollen wir das nur angehen?

Nun sind wir in der Nähe von Rom, sitzen in unserem rollenden Gartenplätzchen unter der Markise und genießen ein paar Stücke Kurzgebratenes vom Grill. Unsere Gespräche drehen sich um die große Frage: Wie wollen wir Rom angehen? Natürlich haben wir uns vor Beginn unserer Reise mit Reiseführern und Literatur etwas schlau gemacht. Aber eine Liste abzuhakender Sehenswürdigkeiten ist dabei nicht entstanden. 😉
Rom ist einer der ganz wenigen Orte auf der Welt wo man an einem Tag x-fach Zeitsprünge, nicht nur von mehreren hundert Jahren sondern von x-tausend Jahren, auf einem Fußmarsch machen kann.
So stellt sich natürlich die Frage, ob man ein solch großes Reservoir an kulturhistorischen Stätten unter einem thematischen Aspekt besichtigt z.B. einer kulturhistorischen Epoche, oder ob man sich den räumlichen Gegebenheiten anpasst und geistig in der Geschichte beim Betrachten der Orte umher springt.
Natürlich haben wir eine Vorstellung was wir gerne sehen wollen. Wir haben aber keine Vorstellung was wo liegt, welche Wege und welche Reihenfolge wir gehen sollten.
Wir erinnern uns: Reisen hat etwas mit entdecken zu tun. Genau so wollen wir es tun. Da kommt uns eine kleine Karte von Rom mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und allen U-Bahn Stationen gerade recht, die die nette Stellplatzbetreiberin uns bei der Anmeldung gleich mitgegeben hat.
Mit dieser kleinen Karte in der Hand, unserem Reiseführer als Backup im Rucksack, mit einer Riesenportion Neugier und Entdeckergeist und unserem Reiseleiter Erzengel Raphael wollen wir Rom entdecken.

Rom 1 Stadtplan

Ungefähr einen Monat nach uns sind Christine und Heinz von der Anima Mea, einem Segelschiff, ebenfalls in Rom. Die beiden sind schon seit längerer Zeit mit ihrem Segelschiff Anima Mea, dass sie selbst gebaut haben, unterwegs. Von Hamburg haben sie sich langsam die Atlantikküste bis an die Südspitze Spaniens hinunter gearbeitet und halten sich nun schon geraume Zeit im Mittelmeer auf. Ihre ausgiebigen Landgänge dokumentieren sie in ihrem Blog „Anima Mea – Heinz und Christines Logbuch“ aus der Sicht von Seefahrern. Wir reisen schon seit zwei Jahren virtuell mit Heinz und Christine mit. Christine schreibt mit viel Akribie ihre Erlebnisse an Land und in der Marina in ihr Logbuch. Als ehemalige Lehrerin macht ihr es sichtlich Spaß, zusammengesammelte Informationen über den Zielort „verdaulich“ zusammenzustellen und mit persönlichen Erlebnissen kombiniert zu präsentieren.

Als wir Ihre Berichte von Rom lesen stellen wir fest, dass sie ein ganz ähnliches „Programm“ wie wir in Rom hatten. Nur die Reihenfolge war aufgrund ihres anderen Ausgangsstandortes und anderer Wetterbedingungen etwas anders.
So wollen wir im Folgenden zunächst Heinz und Christine zu Wort kommen lassen.

Es wäre schön wenn ihr, liebe Leser/innen, die Seiten von Heinz und Christine besucht und ihnen die eine oder andere Anerkennung in ihr Logbuch schreibt. 😉

10.Oktober 2016 Wo fangen wir an?

von Heinz und Christine

Diese Frage stellen wir uns, als wir das erste Mal nach Rom fahren wollen.

Unser DUMONT- Reiseführer ROM beschreibt allein 15 verschiedene Entdeckungstouren. Das zeigt, wie groß diese Stadt ist und wie viel sie zu bieten hat!

Für Sonntag, den 2.Oktober, entscheiden wir uns für eine Tour, bei der wir voraussichtlich nirgendwo vor Ticketschaltern Schlange stehen müssen. Wir wollen ganz entspannt erste Eindrücke sammeln, einfach nur Bummeln und dabei das schöne Wetter genießen!

Mit dem Bus rumpeln wir über die mit Schlaglöchern übersäten Straßen von Ostia bis zur Haltestelle Lido Centro. Der ganze Bus fibriert, die Fahrgäste fibrieren mit. Dann fahren wir mit der Stadtbahn bis zur Endstation Piramide. Hier müssen wir in die Metro B/ Station Ostiense umsteigen und Richtung Termini fahren. Dies ist die einzige Station, wo sich die beiden Metro-Linien Roms kreuzen.

Der Bahnsteig in Termini ist an diesem normalen Herbstsonntag so voll, wie die U-Bahn-Station Landungsbrücken in der Silvesternacht. Die Wartenden stehen in drei Reihen hintereinander, zu den Gleisen hin patrouliert ein Sicherheitsposten auf und ab. Wir stehen zunächst in der hintersten Reihe, werden jedoch von den Nachrückenden gnadenlos nach vorne geschoben. Ich suche die Hand des Käptn, da fährt auch schon der Zug der Metro A ein. Er ist brechend voll und kaum jemand steigt aus. [Weiterlesen…]

über 10.Oktober 2016 Wo fangen wir an? — Anima Mea

Abschied vom Bolsenasee

Wir haben in Bolsena viel über die italienische Lebensart gelernt

Bolsena 30 - WoMolines LieblingsblickFür unsere Verhältnisse haben wir uns in dem Gebiet um den Bolsenasee sehr lange aufgehalten. Die Tour bis zum Bolsenasee war schön, keine Frage. Doch das Ambiente, die Menschen, das Klima und vor allem diese Ursprünglichkeit mit diesen liebenswerten Menschen rund um den Bolsenasee, die hat uns gefesselt. Wir hatten und haben ständig das Gefühl, dass hier das Wort Stress erst noch erfunden werden muss. Das heißt nicht, dass die Menschen hier nichts oder wenig arbeiten. Ganz im Gegenteil.
Bolsena 12 - Piazza MatteottiWir unterhalten uns mit dem Eigentümer eines Papierwaren- und Zeitungsladens an der Piazza Matteotti. Er schildert uns seinen Arbeitsalltag. Daraus geht eindeutig hervor, die Menschen hier arbeiten wesentlich länger als bei uns – nicht unbedingt mehr, für ein Salär, für das bei uns viele erst gar nicht antreten würden. Sie arbeiten eigentlich von früh morgens bis spät abends. Ähnliches beobachten wir bei ‚unserem‘ Obst- und Gemüsehändler. Früh am Morgen sehen wir, wie er frische Ware von seinem Lieferwagen in seinen Laden schleppt. Auch mittags, bis in die späten Abendstunden hinein, bedient er seine Kunden. Und als wir nach dem dritten Glas Wein uns in völliger Dunkelheit fröhlich auf den Weg zu unserem Wohnmobil machen, können wir sehen, wie er noch seinen Laden aufräumt und noch mal schnell den Fliesenboden kräftig durchwischt. Das ist kein Acht-Stunden-Tag, genauso wie bei unserem Zeitungsverkäufer.

Also, wo liegt der Unterschied?

Die Menschen hier lassen sich die bei uns obligatorische Arbeitsverdichtung nicht aufzwingen. Ihnen ist der emotionale Kontakt zu ihren Mitmenschen, zur Familie, zu ihren Nachbarn, Kollegen, Kunden und Gästen wichtig. Das erfordert Kommunikation und Kommunikation erfordert Zeit, die sich diese Menschen auch während der Arbeit nehmen.
Zu Hause in deutschen Landen regen sich die wartenden Menschen auf, wenn an der Kasse eines Marktes der Kassierer mit einem Kunden ein Schwätzchen hält. Da fliegen schon mal ein paar böse Worte durch den Verkaufsraum.

Nicht so hier. Hier ist es von allen, auch von den Kunden akzeptiert, dass die Pflege der Sozialbeziehungen dazu gehört und etwas Zeit braucht. Es animiert sogar weitere Kunden in eine nachbarschaftspflegende Kommunikation mit einzusteigen. Das senkt zwar die Produktivität pro Zeiteinheit, aber es steigert die Lebensqualität auch während der Arbeitszeit. Und das ist für die Menschen hier sehr wichtig.
Es ist schon verwunderlich, dass wir Nordlichter während des Urlaubs diese Lebensart so bewundern, aber keinerlei Anstalten machen in unserem eigenen Alltag etwas davon, was wir dort bewundern, zu integrieren. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Möge den Italienern in der Region Tuscia diese Gewohnheit noch lange erhalten bleiben. ☺😉☺😉

Nun sind wir bereit in die ewige Stadt einzutauchen.

Als südlichsten Punkt unserer Tour haben wir Rom ins Auge gefasst. Rom wird verkehrstechnisch oft als eine Katastrophe beschrieben. (Nach unserem Besuch musste ich allerdings feststellen: „Alles Panikmache“ und „Wichtigtuerei“ der Protagonisten – es ist auch nicht schlimmer als in Madrid, Paris, London oder Berlin.)
So stellt sich für uns die Frage, ob wir von Bolsena aus mit dem Regionalzug in ca. 1 1/2 Stunden von Montefiascone nach Rom fahren, oder ob wir uns einen geeigneten Stellplatz in oder in der Nähe von Rom suchen. Es ist für uns nicht wirklich eine Option für jeden Besuchstag in Rom drei Stunden im Zug zu sitzen. Bei einem Besuchstag, wäre das wohl noch in Ordnung, aber einen Tag zu veranschlagen um Rom zu erkunden, ist wie Europa in drei Tagen kennen lernen zu wollen.

Bolsena 41 - Unser letztes Eis in Bolsena

Wir genehmigen uns am Abend das letzte Eis in Bolsena. Am nächsten Morgen folgt das übliche Abfahrritual und wir verlassen Bolsena über einen Bergrücken in Richtung Orvieto.Orvieto 1 Panorama Orvieto liegt markant auf einem Hügel und ist nicht zu übersehen. Weder die reizvoll gelegene Stadt, noch das große Weingut am Wegesrand kann uns zu einem Stop verführen. Orvieto 2 Weingut bei OrvietoOrvieto und das Weingut sparen wir uns für unsere dritte Tour durch Italien auf.

Wir wollen nach Rom. Deshalb werden in einem Einkaufszentrum kurz vor der Autobahn unsere Vorräte noch einmal aufgefüllt, damit wir uns in Rom ausschließlich auf die Stadt und was sie zu bieten hat, konzentrieren können.
In dem Einkaufszentrum begegnet uns etwas, das für mich so typisch italienisch ist, wie Spaghetti, Pizza, Sonne, Strand, Amore und Motorroller:
Fiat 500 - der Porscheschreckein Fiat 500, umgebaut zum Porsche-Schreck.

Wir peilen einen Wohnmobilstellplatz südöstlich von Rom an, nicht weit von Castel Gandolfo entfernt, dem Sommersitz der Päpste. Von hier aus sind wir in 25 Minuten mit dem Regionalzug am Hauptbahnhof in Rom, wo sich auch die beiden einzigen U-Bahnlinien kreuzen , die es in Rom gibt (an einer 3. Linie wird schon seit Jahren gebaut, aber wann die in Betrieb geht, das weis niemand so ganz genau). Ein idealer Ausgangspunkt für unsere Rom Erkundung, wie es scheint.

Autostrada nach RomJe weiter wir Richtung Rom rollen, umso flacher wird die Landschaft um uns herum. Wir verlassen das alpine Gebiet und wir bemerken trotz Klimaanlage, wie die Außentemperaturen ansteigen. Die Hitze wird zunehmend unangenehmer. Es hat hier seit über zweieinhalb Monaten nicht mehr geregnet. Mit jedem Kilometer den wir weiter südlich fahren, präsentiert sich die Natur immer verbrannter. Aus Grün wird langsam Ocker. Was die Trockenheit und die starke Sonneneinstrahlung noch bewirken kann, das sehen wir unvermittelt am Rande der Autobahn. Ein kleiner Steppenbrand. Das scheint hier ein normales Phänomen zu sein. Die Autofahrer jedenfalls schenken dem Feuer kaum Beachtung, genau so wenig wie den Carabinieri, die sich für den Fall eines Falles auch schon mal eingefunden haben und warnend mit Blaulicht auf dem Standstreifen stehen.

Autobahnring RomKurz vor unserem Ziel taucht auf der Schnellstraße ein Traktor mit Hänger auf. Damit muss man in Italien immer mal wieder rechnen. Aufmerksamkeit und gute Bremsen sollte man immer dabei haben. 😉

Gut ausgeruht sind wir, bereit Rom bei vorhergesagten 33 – 35°C zu erobern.

 

Bolsena – ein kleiner Stadtrundgang in Bildern

Bolsena 12 - Piazza MatteottiBolsena ist etruskischen Ursprungs. Durch die Zerstörung 309 v. Chr. durch Konsul Fabius ist davon aber nichts mehr zu sehen. Die heutige Gestalt der Stadt wurde durch Hadrian IV ab 1154 geprägt, der die Stadt mit Türmen versah und zu einer mächtigen Festung ausbaute. In späterer Zeit wurde durch eine italienische Adelsfamilie die Festung restauriert, erweitert und zu einem Schloss umgebaut, ohne allerdings den Festungscharakter zu verändern.

Bolsena 13 - Basilika der heiligen Christina
Basilika am Abend der Festspiele

Neben diesem Wahrzeichen beherbergen die Mauern der Stadt ein weiteres Gebäude von bau-, kunsthistorischer und sakralgeschichtlicher Bedeutung. Die Basilika der heiligen Christina erkunden wir am Sonntag Morgen, genau zwischen der ersten und zweiten Messe. Beide Messen sind sehr gut besucht und es ist kein hoher kirchlicher Feiertag!

Die Basilika ist ein kleines Juwel aus der Renaissance. Der gesamte Gebäudekomplex besteht aus

  • der mittelalterlichen dreischiffigen Basilika, die in der Form eines lateinischen Kreuzes errichtet wurde
  • der Kapelle des Blutwunders, erbaut ab dem Ende des 16. Jahrhunderts und
  • der Gruft der heiligen Christina aus dem 4. Bis 5. Jahrhundert, eine Märtyrerin des christlichen Glaubens.

Ein älterer Herr der so etwas wie ein Museumswärter, Kassierer für die Gruft und Ordner während der Messe zu sein scheint, hat alle Hände voll zu tun, die Touristen an die gebotene Stille und auf die “Bekleidungsvorschriften” hinzuweisen. Obwohl dies durch Piktogramme auf Tafeln an den Eingängen klar ersichtlich ist, scheinen doch etliche Besucher die Piktogrammsymbolik nicht deuten zu können. Etwas amüsiert und mit einer großen Portion Mitleid beobachte ich diesen Herrn, wie er diese Aufgabe mit voller Hingabe wahrnimmt, ohne auch nur ein lauteres Wort, genervte Gestik oder eine finstere Miene zur Durchsetzung seines Auftrags zu nutzen. Letztlich tut das allen Besuchern gut. Die majestätische Stille und die andächtige Stimmung, die durch das Wirken dieses älteren Herrn gewährleistet wird, ermöglicht den Besuchern einen viel intensiveren Zugang zu den Kunstwerken und der spirituellen Aura dieser drei Sakralbauten.

Nächste Station unseres Rundgangs: WoMolines Lieblingsplätzchen.

Hier auf halber Höhe, zwischen See und der Burgfestung könnte sie stundenlang sitzen und das Panorama genießen. Am angenehmsten ist das in den Morgenstunden bis ca. 11 Uhr, wenn die Luft noch nicht „flimmert“ und die Wärme der Sonne und leichte Luftbewegungen noch angenehm die Haut „streicheln“. Hier kann ich WoMoline beruhigt auf der Bank zurücklassen und ein paar Fotos von Bolsena „fangen“ gehen.

Eine kleine Begebenheit am Rande. Ganz in der Nähe der Via De‘ Medici, entdecken wir eine ganz kleine unscheinbare Kirche. Bolsena 40 Via De MediciWir haben schon mehrere dieser “Kleinkirchen” in der Stadt gesehen. Keine war geöffnet. Wir fragen uns, ob diese überhaupt noch genutzt werden, denn das religiöse Leben der Stadt spielt sich eindeutig in der Basilika der Heiligen Christina ab. Abseits der Touristenpfade nähern wir uns vorsichtig der vermeintlichen Zugangstür, um zu erkunden ob denn hier geöffnet ist.

Wie wir ja schon häufiger festgestellt haben, ist das religiöse Leben hier in Mittelitalien viel stärker in den Alltag integriert als bei uns. Da wird schon mal ein schnelles Stoßgebeet zwischen den Marktbesorgungen in der nahen Kirche gen Himmel geschickt oder Bitten für Wohlstand, Reichtum und Gesundheit der “Mutter Maria” unterbreitet.

Auch hier, das Kirchlein ist geschlossen. Wir wollen uns schon wieder zurückziehen, da verfehlt ein Eimer Putzwasser, der gerade aus einem Hausgang fliegt, WoMoline nur um Haaresbreite. Vollkommen aufgelöst und peinlich berührt folgt dem Eimer Wasser eine zu tiefst besorgte ältere Frau, geschätzt so Anfang 70, die sich sogleich wortreich auf italienisch entschuldigt. Wir verstehen ja nichts, aber das ist gar nicht nötig. Die Szenerie, die Intonierung, die Gestik und das besorgte Zugehen auf WoMoline spricht für sich selbst. Ich kann in ihrem markanten faltigen Antlitz das Sinnen nach “Wiedergutmachung” förmlich ablesen. Sie fasst beherzt WoMoline am Arm und geleitet sie zu einer etwa 30 Schritte entfernten Steinbrüstung, wo sie WoMoline wortreich “ihre” Aussicht über die Stadt und den See zeigt. Die Worte ‘bella’ und ‘bello’ und die schweifende Bewegung ihres rechten Arms der zum Horizont deutet weisen eindeutig darauf hin, dass sie diese grandiose Aussicht, die sie vor ihrer Haustür jeden Tag bewundern darf, meint.

Dies ist wieder ein kleines Beispiel, für das, was das Besondere an der italienischen Lebensart ist, die vielfach beschworen aber meist nicht beschrieben wird. Vielleicht lässt sich das auch gar nicht in Worte fassen. Es sind für mich diese Anekdoten, die diese Besonderheit des Lebensgefühls hier illustrieren.


P.S.: Später erfahren wir, dass viele dieser „Kleinkirchen“ heute als Lagerräume oder riesige Abstellkammern genutzt werden. In diesen historisch gewachsenen alten Städten gibt es praktisch keine Ausweichflächen mehr. So ist man gezwungen Ungenutztes einer neuen Verwendung zuzuführen, wenn ein neuer „Flächenbedarf“ entsteht. Dieses Umnutzen macht auch vor ehemaligen Kirchen und Kapellen nicht halt.