2016 – Was wird anders sein?

Neujahr 2016-1Der letzte Artikel in diesem Jahr ist eine kleine Geschichte die zum Jahreswechsel passt und zugleich der erste Beitrag von WoMoline :-). Ein gutes Omen fürs neue Jahr?

Herr Meier und das neue Jahr

Am Silvesternachmittag trifft Anton Nachbar Meier am Gartenzaun.
“Hallo”, sagt Anton. “Freust du dich auch so sehr wie ich, Onkel Meier?”
“Aber ja!” Herr Meier nickt. “Ich freue mich immer, mit dir zu plaudern.”
Das aber ist nicht die Antwort, die Anton hören will.
“Nein”, sagt er. “Ich meine, ob du dich auch so sehr freust, dass morgen das neue Jahr kommt.”
“Deshalb?” Herr Meier sieht Anton nachdenklich an. “Ich freue mich über jeden Tag”, sagt er dann langsam.

“Heute ist heute und morgen ist morgen.”
Anton wird ungeduldig. “Nein. Morgen ist alles ganz anders”, sagt er und schüttelt den Kopf.
“Was wird anders?”, fragt Herr Meier verwundert. “Werden dann die Bäume hier nicht mehr im Garten stehen?”
“Nein!”, sagt Anton. “Das nicht.”
“Aha”, meint Herr Meier. “Du meinst, es könnte morgen schneien?” Er schnuppert. “Vielleicht hast du Recht. Es riecht nach Schnee!”
“Nein!”, ruft Anton und stapft vor Ungeduld mit dem Fuß auf. “Morgen ist doch das neue Jahr da!”
“Aha”, sagt Herr Meier. “Und dann schmecken die Brötchen nach Bananen, die Gurken nach Schokolade, die…”
“Nein”, schimpft Anton los. “Onkel Meier, du bist gemein.”
“Warum?”, fragt Herr Meier und lächelt. “Du hast doch gerade gesagt, morgen würde alles anders werden. Was denn?”
Hm! Ja, was denn? Anton denkt nach. Dann schaut er in Nachbar Meiers Lachfältchen um die Augen. Nein, eigentlich würde gar nichts anders werden. Nur das Datum auf dem Kalender. Und sonst?
Anton muss lachen.
“Stimmt”, sagt er. “Morgen ist der Tag nach heute. Aber heute Abend feiern wir. Kommst du auch?”
Herr Meier nickt und lacht. “Klar! Zu einer Feier habe ich noch nie ´Nein´ gesagt. Wieso soll es dieses Mal anders sein?”
Jetzt kann sich Anton vor lauter Lachen nicht mehr halten.
“Stimmt”, prustet er. “Gar nichts ist anders. Warum auch?”

© Elke Bräunling
aus dem Buch: Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Winter

Drum feiern und genießen wir nicht nur den heutigen Abend sondern jeden Tag. Sind dankbar für alles was wir sind und was wir jeden Tag aufs Neue geschenkt bekommen. Einen neuen Tag, unser Leben, unsere Gesundheit, unsere Familie, das Dach über dem Kopf, die warme Stube, das warme Bett, genug zu essen, unser WoMo – es gibt so viel für das wir dankbar sein dürfen. Trotz aller Katastrophenmeldungen, die uns die Nachrichten mehrmals täglich präsentieren, wir freuen freuen uns auf 2016 und sind gespannt was das Jahr alles an Schönem für uns bringt. Natürlich gehören auch Herausforderungen zum Leben. Sind es doch die Situationen, die uns wachsen und werden lassen. Wir nehmen es wie es kommt.

In diesem Sinne freuen wir uns, uns wieder zu lesen im Neuen Jahr.

WoMoline und Womolix

FRÖHLICHE WEICHNACHTEN!

Weihnachtsbaum mit Halbmond auf der Spitze in Offenburg
Weihnachtsbaum mit Halbmond auf der Spitze in Offenburg

Wir wünschen allen Lesern, allen Freunden und allen Kritikern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.

Als wir den Weihnachtsbaum von Offenburg vor drei Tagen bestaunen durften, zeigte sich genau über der Spitze ein Halbmond.

Ist das vielleicht ein Symbol und eine Anspielung auf das, was sich gerade in der Welt tut?

Die friedliche Eintacht von christlichen, heidnischen und muslimischen Symbolen und Traditionen – sollte das die MESSAGE an uns sein? Wir haben diesen flüchtigen  Moment für euch festgehalten und schenken euch diese friedliche Eintracht.

Ein Frohes Fest wünschen euch

WoMolix und WoMoline

Herbst vertreibt Winter

Die Wetterlage in diesem Jahr ist kurios. Der letzte Winter – praktisch ausgefallen, ein Frühling, der ganz schnell zum Sommer wurde, ein Sommer der durch Hitzewellen und Trockenheit von sich Reden machte. Und nun ein Herbst, der dem Winter keinen Platz machen möchte.

Weihnachtsstimmung in der Fussgängerzohne Offenburg
Weihnachtsstimmung in der Fussgängerzohne Offenburg

Wir hatten die Reisesaison Ende November eigentlich abgeschlossen. Nach zwei leichten Nachfrostnächten, etwas Schneefall und nachdem das restliche Laub von den Bäumen heruntergefallen war, haben wir das WoMo in der ersten Dezemberwoche winterfest gemacht. Doch dieses kleine Winter-Intermezzo war’s dann auch schon. Der Herbst möchte nicht weichen und dem Winter Platz machen. Also sind wir noch mal losgefahren. Und weil es so schön war nochmal Richtung Oberrhein. Tagestemperaturen von 15 Grad sind vorhergesgt. Nur unwesentlich weniger als wir vor Monatsfrist auf dem Feldberg hatten.

Wir suchen die Vorweihnachtsstimmung. Angesichts der Themperaturen ist diese aber gar nicht so leicht zu finden.

Ein paar Tannenbaumverkäufer, Weihnachtschmuck in den Schaufenstern und ein paar Weinachtsmarktbuden erinnern daran, dass in einer Woche Weihnachten ist. Der hemdsärmlig vor uns laufende junge Mann will aber zu dieser weihnachtlichen Szenerie so gar nicht passen. Auch auf dem Weihnachtsmarkt in Offenburg ist am helllichten Tag nur gähnende Leere zu verzeichnen. Nicht mal „O‘ Du Fröhliche“ oder „Jingle Bells“ dringt an unser Ohr. Die Verkäufer sitzen gelangweilt in ihren Buden, als wollten sie uns sagen: Weihnachten fällt dieses Jahr aus!

Weihnachtsmarkt OffenburgWir warten bis zur Dämmerung. Und siehe da, es kommt doch noch etwas Stimmung auf. Die Lichterketten sind eingeschaltet und der kleine Weihnachtsmarkt füllt sich langsam. Die Futterbuden machen Umsatz und so mancher Besucher hält bei einem Glühwein ein kleines Pläuschchen, während sich die Kinder und Erwachsenen, die sich noch ein bißchen Kindheit bewahrt haben, sich auf der kleinen Eisbahn auf Schlittschuhen zu besinnlichen Klängen vergnügen.Weihnachtsstimmung in Offrnburg am Abend

Das Schwarz der hereinbrechenden Nacht verdrängt langsam das Frühlingsflair und die Beleuchtung schafft die Illusion einer vorweihnachtlichen Schneelandschaft.

Einen Tag Urlaub in Fürth – im Fürthermare

Herbst- und Winterzeit ist für viele auch Saunazeit. Für uns auch.

Es ist schon ein schönes Gefühl, vollkommen entspannt nach der Sauna am Abend ins Bett zu fallen ohne noch ewig nach Hause fahren zu müssen, Mit einem Wohnmobil ist das kein Problem. Und so verbinden wir gerne mal eine Kurztur mit drei oder vier Übernachtungen mit einem Saunabesuch in einem nahegelegenen Freizeitbad mit Sauna. In loser Reihenfolge werden wir immer mal wieder eines davon vorstellen. Den Anfang macht das Fürthamare in Fürth, das fast vor unserer Haustüre liegt.

Das Fürthermare ist ein ehemaliges kommunales Sportbad in bekannter Beton- und Glasarchitektur der 60iger Jahre. Dieser kühle und nicht gerade einladende Architekturstil ist auch nach Umbauten und (vermutlichen) Erweiterungen erhalten geblieben. Heute vereint das Gebäude, nahe an der Pegnitz liegend, ein Sportbad, ein Spaßbad eine kleine Therme und einen großzügigen Saunabereich. Während der Thermenbereich von der Gestaltung her, sehr nüchtern wirkt und eher in klassischem Schwimmbadambiente mit modernen Fliesen gehalten ist, wurde der sehr großzügige Saunabereich wesentlich „liebevoller“ in Anlehnung an mediterane Gestaltungsprinzipien ausgestattet. So finden sich toskanische Terrakotta-Skulpturen genau so wie Finkaelemente bei der Gestaltung der Außensauen oder bei der Farbgestaltung. Das Mobiliar wurde, vor allem im Gastrobereich zeitlos modern gewählt und bildet einen smarten Übergang von der „Beton“-Architektur zu den mediterranen Elementen.

Der Saunabereich gruppiert sich um die im Zentrum des Gebäudeteils liegende Gastronomie, die nur nur für Saunagäste zugänglich ist. Das Speisen-und Getränkeangebot passt sehr gut zu dem Wellness- und Gesundheitsgedanken. Von ansprechend garnierten Salaten, über kleine mediterrane Snacks, Pasta und Fleischgerichte, bis hin zu verschiedenen Kaffees und Kuchen ist die Karte dennoch kompakt und bietet auch Dauergästen genügend Abwechslung. Die klassische Currywurst vom Freibadkiosk sucht man (zurecht) vergebens.

Der Betreiber scheint sich eher an der dem Zeitgeist angepassten Eventgastronomie zu orientieren und bietet eine gute Qualität bei Speisen und Service (keine Selbstbedienung) bei akzeptablen Preisen. Der Gastrobereich verteilt sich über drei Halbetagen und ist sehr großzügig gestaltet. Dadurch hat man, außer im Thekenbereich, gar nicht den Eindruck sich in einem Gastrobereich aufzuhalten. Es hat eher einen angenehmen Lounge-Charakter.

Nun aber zum Saunabereich. Was uneingeschränkt positiv auffällt ist: Platz – und noch einmal Platz. Alle Bereiche sind großzügig dimensioniert, so das man nie den Eindruck hat der Saunabereich wäre zu voll, oder die Menschendichte wird unangenehm. Die insgesamt fünf Ruheräume und der große Saunagarten garantieren genügend „Entspannungsraum“.

Der Saunabereich besteht eigentlich aus drei Saunakomplexen:

  1. dem Hauptsaunabereich im Erdgeschoß mit zwei Duschbereichen (einer mit Tauchbecken und einer mit einer „Eisbar“), sowie einen warmen Ruhebecken zum „chillen“ und einer großzügigen Fußbadecke.
  2. einem Außensaunabereich mit drei großen Saunahäusern, zwei Duschbereiche, einem großen Kaltwasserbecken und einen großen Saunagarten, der abends hübsch angeleuchtet wird. Hier finden im Stundenrythmus verschiedene Aufgüsse statt.
  3. Ein weiterer kleiner Saunabereich mit Duschen befindet sich im Obergeschoß. Dieser Bereich wird z.B. als reine Damensauna oder als Sauna für geschlossene Gruppen genutzt. Wird es doch einmal zu voll, dann wird dieser Bereich für den allgemeinen Saunabetrieb geöffnet.

Im Obergeschoss befindet sich auch der Zugang zum Saunabereich mit, vom allgemeinen Badebetrieb separiertem Umkleidebereich und den Zugangsduschen. Diese sind vom Platzangebot und auch von der technischen Ausstattung sehr sparsam ausgefallen. Diese passen nicht recht zum sonst positiven Gesamtbild.

Ebenfalls etwas spärlich ist der Bereich mit den Wellness- und Beautyanwendungen. Soweit wir das aus der Beobachterperspektive beurteilen können sind die zwei „Kabinen“ im Obergeschoß aber gut ausgelastet, was für die gebotenen Dienstleistungen sprechen könnte.

Noch ein Wort zum Thermenbereich: Diejenigen die gleichermaßen Saunieren und Baden von einem guten Wellnesstag erwarten, werden bei den Badefreuden etwas enttäuscht sein. Wie oben schon angemerkt, ist der Themenbereich eher nüchtern gestaltet und bietet optisch keine besonderen Reize. Der sehr hohe Lärmpegel lädt nicht zum längeren Verweilen ein. Einzig die aufpreispflichtige Solegrotte macht hier eine Ausnahme. Insgesamt trägt der Thermenbereich aber nicht zum Entspannungserlebnis bei. Wer jedoch das Saunaerlebnis im Focus hat, wird sicher nicht entäuscht sein.

Für die Wohnmobilfahrer wichtig ist immer die Frage der Parkmöglichkeiten. Es sind fünf Stellplätze ohne weitere Infrastruktur ausgewiesen und kostenfrei. Für Mobile bis zu 7m dürften die Platzverhältnisse kein Problem sein. Größere Mobile könnten beim Rangieren Probleme bekommen, vorallem wenn die gegenüberliegenden PKW-Parkplätze „undiszipliniert beparkt“ werden.

Bildquellen: http://www.fuerthermare.de

Ein „vergessenes“ Kleinod – Colmar die Storchenstadt

Colmar1Wir fahren weiter nach Colmar. Als wir in die Stadt hineinfahren, erinnert mich so manches an Vororte von Paris. Im Zentrum angekommen kämpfen wir erst einmal darum einen Parkplatz zu bekommen. Aber mit etwas Geduld finden wir auf einen Großparkplatz am Rande der Altstadt ein geeignetes Fleckchen für unser Wohnmobil.

Colmar9 - WeihnachtsdekoSchon am Parkplatz fallen uns die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt auf. Später erkennen wir, dass es in der Stadt fest installierte Schilder für einen Weihnachtsmarktrundgang gibt. Das lässt darauf schließen, dass der Weihnachtsmarkt in Colmar keine unbedeutende Angelegenheit ist und eine Reise wert sein könnte. Das Ambiente and der Charm der Altstadt ist es allemal.

Die Altstadt hat flächenmäßig eine große Ausdehnung und ist weit größer als die z.B. von Freiburg.
Colmar3Die Stadt ist sehr belebt und wir haben den Eindruck, in dieser Stadt geht es nur ums Essen und Genießen. Die Dichte von Restaurants, Brasserieen, Patiserieen, Bars, Cafes… ist enorm und an einen normalen Wochentag zur Mittagszeit sind sie alle prall gefüllt.
Colmar kommt uns vor wie ein „ordenliches“ aufgeräumtes und gepflegtes schwäbisches Städtle gepaart mit französischen Lebensstil.
Es gibt zwar eine Fußgängerzone mit der Prägung aller modern durchgestylten Innenstädte, wo die allen bekannten Mode- und Markenlabels um die Gunst der Kunden buhlen und wo die alteingesessenen Läden keinen Platz mehr haben. Hier in Colmar ist das anders. Colmar7 - AntiquariatHier gibt es noch die kleinen Fachgeschäfte mit ihren unverwechselbaren Schaufenstern in den alten gut restaurieren Fachwerkhäusern. Daneben ein Cafe, eine Brasserie und wieder einanderes Fachgeschäft, das wiederum an ein Antiquariat angrenzt. Ein ganz besonderes Flair, das in vielen Innenstädten durch Uniformierung der Fassaden und Kettenbildung im Handel verloren gegangen ist.

Colmar2 - Storchenladen
Storchenladen in Colmar

Uns fallen immer wieder Läden auf, die Störche in allen Variationen, als Stofftier, auf Postkarten und allerlei mit Störchen bedruckten, bemalten oder als Storch gestaltete (unnötige) Artikel anbieten, wie Storcheneierbecher, Storchenschirmständer, Storchenhandyhalter… . Erst später klärt uns Wikipedia darüber auf, dass die Störche früher in dieser Region sehr zahlreich vertreten waren, dann fast „ausgestorben“ waren, doch heute wieder zu einem beobachtbaren „Glücksbringer“ in der Region geworden sind. So verleihen wir der Stadt Colmar den Titel „Storchenstadt“. Wäre jetzt Frühjahr oder Sommer gewesen, dann hätten wir uns noch auf die Suche nach ein paar Störchen gemacht. Das macht aber im fortgeschrittenen November keinen Sinn – die sind schon alle mindestens in Nordafrika!

Colmar4
Markthalle Colmar

Wir müssen noch unsere Vorräte im WoMo auffüllen. Unser ständiger Reisebegleiter Erzengel Raphael führt uns zielsicher zu den Markthallen. Wir lieben diese Markthallen wo immer wir auch sind und so wird, weil alles so schön aussieht, doch mehr eingekauft als geplant. Colmar5 - KäsethekeZum Wein, den wir noch im WoMo haben, holen wir uns einige Stücke Käse aus der unermesslichen Vielfalt der Käsetheke. Schräg gegenüber gibt’s die Weintrauben dazu und ein Stückchen weiter finden wir auch das passende Baguette für unser Abendmahl.

Auf den Rückweg genehmigen wir uns noch einen Cappuccino mit Blick auf einen Flohmarkt. Es war uns schon beim Studium der Speisekarten aufgefallen, ein billiges Pflaster ist Colmar nicht. Wir nehmen die 3,40 pro Tasse als Preis incl. Flairaufschlag und genießen das Treiben auf der Straße und dem Markt.

Leben in einer Festungsstadt – Neuf-Brisach

TaubergiessenIn unserer weinlaunigen Stimmung kam uns die Idee, uns auf der französischen Seite nach Norden zu hangeln. Warum ist uns nur diese Idee nicht schon in Breisach gekommen. Das bedeutet ein Stück zurück zu fahren. Aber das macht nichts. Es gibt ja viele Wege die nach Rom führen.
Also zurück ins Rheintal. Wir wählen einen Weg über das Naturreservat Taubergiessen. Taubergiessen2Leider ist heute eine Fahrt mit dem Boot auf dem Alt-Rhein nicht möglich. So bleibt dieses Naturerlebnis auf unsrer Wunschliste stehen und wir fahren weiter nach nach Neuf-Brisach dem französischen Gegenstück zu Breisach auf der deutschen Seite des Rheins. Aber mit der Namensgebung erschöpfen sich die Vergleichsmöglichkeiten.

Neuf-Brisach4Neuf-Brisach ist eine Festungsstadt, deren Gründung auf einen Befehl von Ludwig XIV zum Schutz des Elsass zurückgeht. Die 1703 fertiggestellte Festungsanlage ist seit 2008 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommenNeuf-Brisach3Neuf-Brisach1. Wer sich für Militärgeschichte des Mittelalters interessiert, für den ist ein Besuch ein Muss.

Uns interessiert eher die Stadt an sich. Neuf Brisach ist, wie bei einer Garnisonsstadt nicht anders zu erwarten, eher schmucklos. Wie bei vielen französischen Kleinstädten konzentriert sich das Stadtleben auf einen zentralen fast quadratischen Platz auf dem auch der Wochenmarkt stadtfindet. Optischer Fixpunkt des Platzes ist eine klobig wirkende und schmucklose Kirche die die anderen Gebäude deutlich überragt. Etwas versetzt von diesem Platz findet sich in der Stadtanlage ein zweiter etwas kleinerer Platz an dessen Stirnseite das Rathaus steht. Neuf-Brisach2Der Eindruck ist: Durch und durch ein französisches Städtchen mit typisch ländlicher Lebensart. Ich fühle mich um mindestens 200 oder 300 km weiter nach Westen „gebeemt“.
Baukulturelle Ähnlichkeiten zur anderen Rheinseite oder zum Elsass sind nicht zu erkennen. Diese Stadt ist für mich ein Symbol der Frankonisierung des Elsass.

Und dann begegnet uns an den Wehranlagen noch ein Kuriosum. Ein Baumarkt auf Rädern – „Der rollende OBI“…

Rollender OBI

Auch „unauffällig“ kann schön sein – Breisach im Breisgau

Breisach1Breisach liegt am Fuße des Kaiserstuhls und am Rhein. Wir stehen am Fuße des Münsterbergs direkt an einem Seitenarm des Rheins. zum Besuch des Breisacher St. Stephansmünsters müssen wir zuerst den Münsterberg hinauf. Für die Mühe werden wir mit einem schönen Ausblick in die Vogesen und auf der andern Seite in den Schwarzwald belohnt.

Breisach2 - MünsterDas Münster fällt durch eine „gewöhnungsbedürftige Innenarchitektur“ auf. Zum einen teilt ein steinerner Quergang die Kirche in zwei Teile. Zum anderen fällt die beeindruckende Wandbemalung von Martin Schongauer auf.
Auch nicht gerade alltäglich ist die zentrale Positionierung einer Reliquie im Altarbereich. Darüber hinaus ist ein sehr schön geschnitzter Hochaltar zu bewundern.
Breisach3 OrtBeim Rundgang durch den Ort präsentiert sich Breisach eher als unauffälliger Ort am Fuße des Münsterbergs. „Auffälliger“ ist der Sekthersteller Gelderman, der bekannt ist für seinen Sekt, hergestellt nach dem Champagnerverfahren, also einem Champus der sich nicht so nennen darf.
Wir verzichten auf einen Besuch im Museum und auf eine Führung durch die Kellerei. Uns ist es mehr nach Natur. So beschließen wir nach einem Cappuccino und einem süßen Teilchen bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel die Drahtesel aufzuzäumen. Und losgeht’s nach Sasbach, immer am Rhein entlang. Links der Rhein und rechts die Rheinauen und dahinter liegend der Kaiserstuhl.

Breisach4Breisach5

Breisach6Bei der Rückfahrt ist natürlich alles umgekehrt. Wir genießen die Ruhe und die herbstliche Stimmung und das Farbenspiel der Natur bei frühlingshaften Temperaturen die an der 20°-Marke knabbern. Und das im November!

Am Abend fahren wir weiter nach Kenzingen auf ein kleines Weingut. Wir lassen uns den Wein des Winzers schmecken und probieren dazu seinen flambierten Apfelflammkuchen. Das ist die richtige Stimmung um den Rest der Tour zu planen und anschließend an- bzw erheitert in die Kojen zu fallen.

Freiburg – eine Stadt der Gegensätze

Der Wetterbericht vermeldet: Ab sofort wieder Sonnenschein in der Rheinebene und frühlingshafte Temperaturen. Wir verabschieden uns vom Hochschwarzwald. Auf dem Weg nach Freiburg wollten wir noch die Ravennaschlucht besuchen, doch umfangreiche Baumaßnahmen am Parkplatz lassen uns gleich nach Freiburg weiterfahren.

Freiburg ist für mich seit meiner Kindheit die altehrwürdige Universitätsstadt schlechthin. Einzig Tübingen konnte dieser Klassifizierung Konkurrenz machen. Freiburg1 - Bächle großMeine Erinnerungen an Freiburg sind fast 40 Jahre alt. Markanteste Erinnerung sind die „Bächle“ die durch die Altstadt fließen. Mir ist auch noch das Gerücht bekannt, daß unser Alt-Bundeskanzler Kohl bei einem Besuch in Freiburg mit seinem „Dienst-Benz“ in einem dieser Bächle landete und aufwendig wieder herausgehoben werden mußte. Wie gesagt: Ich kenne nur das Gerücht.

Diese Bächle wurden aus der Dreisam gespeist und hatten in früherer Zeit die Aufgabe im Brandfalle sofort genügend Löschwasser zur Verfügung zu haben, also eine präventive Brandschutzmaßnahme. Man könnte sie auch als mittelalterliche Hydranten bezeichnen. Freiburg2 - Bächle kleinDiese Bächle waren früher viel breiter und tiefer als heute. An einigen Stellen, wie z.B. am Schwabentor ist die Orginalgröße noch immer zu sehen. Und in einen Solchen soll der Alt-Bundeskanzler geraten sein.
Ich finde es aber schön, daß man die „Kanäle“ nicht hat verschwinden lassen, sondern sie der modernen Zeit angemessen „schrumpfen“ ließ. So blieb der Charakter der Altstadt aus früheren Tagen erhalten. Und wie man sieht, werden die Bächle, wenn mal gerade kein Wasser durchgeleitet wird, sofort als Fahrradständer genutzt.

Freiburg7 MünsterWas mir bis heute nicht bekannt bzw. bewußt war ist, dass die Altstadt von Freiburg 1944 von den Engländern bombardiert und stark beschädigt wurde. Ein Bild im Freiburger Münster zeugt noch davon. Doch der Sakralbau blieb wie durch ein Wunder verschont. Sehr viele damals zerstörte Häuser (leider nicht alle) wurden nach historischen Vorlagen wieder aufgebaut. Das ist durchaus vergleichbar mit der Rekonstruktion der Umgebung der Dresdner Frauenkirche.

Freiburg3 - UniBibliothekDer Gegensatz altehrwürdiger Tradition und Modernität spiegelt sich im wahrsten Sinne des Wortes in der neuen Universitätsbibliothek wieder. Ob die Architekten die Spiegelung des alten Theaters in der Glasfassade geplant hatten, weiß ich nicht. Ich finde diesen Kontrast perfekt in Szene gesetzt.

Ein weiterer Gegensatz: Eineseits ist die Stadt geprägt von moderner Urbanität die der Mobilität die Priorität gibt. Dies sieht man beeindruckend an Verkehrstunneln und dem Straßenausbau entlang der Dreisam, um den Durchgangsverkehr aus dem Rheintal in Richtung Schwarzwald zu kanalisieren. (Aber Stau gibts trotzdem).
Andererseits ist Freiburg eine „Drahteselstadt“. Allein die Aufreihung der Fahrräder vor der Unibibliothek ist beeindruckend. Das ist aber nicht nur im Universitätsbereich so, sondern überall im Stadtbild gehört das Fahrrad mit dazu. Sicher auch mit ein Verdienst eines,  ich glaube des ersten grünen Oberbürgermeisters, der angeblich auch heute noch mit dem Fahrrad zur täglichen Arbeit ins Rathaus kommt.Freiburg4 Fahrräder

Durch die vielen Studenten ist die „alte Stadt“ auch eine ganz „junge Stadt“. Man merkt es im Straßenbild, bei den Restaurants und Kneipen, an den Graffitis an Hauswänden, Betonmauern oder Bauzäunen.

Freiburg ist durch und durch eine schwäbische, pardon badische Stadt. Sie ist aber auch eine internationale Stadt mit Kontakten in alle Welt. Das zeigen nicht nur die als Mosaik vor den beiden Rathäusern (altes und neues) verewigten Stadtwappen der Partnerstädte, sondern auch die vielen Gesichter die man sieht, wenn man die Passanten in der Stadt beobachtet und die vielen Sprachen die man z.B. in der Markthalle (eher ein Futtertempel als ein Markt für Obst und Gemüse) hört. Und das wirkt alles so normal, es gehört einfach zu dieser Stadt seit Alters her.

Ja, und da ist noch einFreiburg5 Münster innen Wahrzeichen der Stadt. Das Münster. Manch böse Zungen behaupten, nur Rom sei katholischer als Freiburg. Die Verifizierung dieser Aussage überlasse ich den klerikalen Würdenträgern. Das Freiburger Münster reiht sich ein, in die bedeutenden gotischen Bauten des Mittelalters. Der Bau wurde schon viel früher begonnen und so kann man an verschiedenen Freiburg6 Münster innenGebäudeteilen die Entwicklung zum gotischen Baustil erkennen. Viele Stilelemente und statische Kunstgriffe der Baumeister lassen den Einfluß der großartigen Katedralen in Frankreich, allen voran Chartres, erkennen.

Künstlich bleibt künstlich – der Schluchsee

Das Panoramaerlebnis vom Feldberg wäre nicht mehr zu toppen gewesen. So fahren wir weiter zum Schluchsee. Er ist der höchst gelegene deutsche Stausee. Schluchsee1Und so sieht er auch aus. Die Uferbereiche wirken nicht wirklich natürlich. Der Gestaltungswille des Menschen ist erkennbar überall an den Uferbereichen. Es wirkt einfach nicht wie über lange Zeit entwickelt. Die recht großen Schwankungen des Wasserspiegels hinterlassen deutliche Spuren in der Natur. Ein künstlicher See bleibt ein künstlicher See.

Schluchsee3Wir umrunden den See mit den Fahrrädern. Die ca. 18 Km sind locker und schnell bewältigt. Ein Ausflugslokal hat noch geöffnet, in dem sich bei Sonnenschein, Anfang November, auch noch eine stattliche Anzahl von Wanderern, Mountainbikern, e-Bikern und „profanen“ Radfahrern, wie wir es sind, einfinden.

Schluchsee2Ansonsten ist nicht mehr viel geboten. Die Saison ist vorbei und alles macht schon fast einen ausgestorbenen Eindruck. Das Ausflugsschiff ist auch schon auf dem Trockenen und wir beobachten einige Gemeindearbeiter, wie sie letzte Vorbereitungen für den Winter treffen. Ganz dazu passt das Bild der Natur. Bisher gab es wohl noch keinen wesentlichen Nachtfrost. Wir haben aber den Eindruck, sobald dieser erste kräftige Nachtfrost da ist, dann fallen alle Blätter binnen weniger Tage zu Boden.
Aber noch ist es nicht so weit und wir dürfen noch den Spätherbst mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen genießen.

Wir wollen nicht mehr bleiben. Es ist zu trist. Wir konnten an einigen Stellen erkennen, dass sich der Nebel in den Tallagen wohl weitestgehend aufgelöst hat. So entschließen wir uns, wieder dem ursprünglichen Plan – Badische Weinstraße, Rheinebene… zu folgen und wieder Richtung Freiburg zu fahren. Titisee2Dazu müssen wir wieder um den Titisee herum und an der Gemeide Titisee vorbei fahren. Wir legen kurz vor dem Dunkel werden noch einen Boxenstop in Titisee ein. Es ist eines dieser Touri-Orte mit „Orginal-Dings-Bums-Shopping-Meile“; in diesem Falle verkitscht mit Kuckucksuhren. Aber heute verkneife ich mir einen sarkastischen Kommentar :-).Titisee1