Die Donau entlang – von Passau nach Wien #3

Unsere Flucht aus Linz wird zunächst von unserem Navi sabotiert.
Es ist zwar schon etwas betagt, aber es hat vor 4 oder 5 Monaten ein Update bekommen. Es kennt seitdem die allermeisten Kreisverkehre, aber ich wundere mich seitdem auch manchmal über die Routenvorschläge. Doch heute wurde es extrem. Für eine Strecke von ca. 50 oder 60km veranschlagte es eine Fahrzeit von mehr als 4 1/2 Stunden. Wir suchten nach der Ursache, fanden aber keinen Grund. Wir versuchten es mit verschiedenen Zieleingaben. Aber einfach an der Donau entlang war unserem Navi zu trivial. Wir fuhren zurück zum Donaustellplatz in Linz, in der Hoffnung, von dort aus den Weg mit Hilfe klassischer „Schildernavigation“ zu finden. Das ging dann auch ganz gut. Man verlernt ja doch nicht alles. Dem Navi haben wir beleidigt nach dem gefühlt 30sten Mal „Bitte wenden“ den Saft abgedreht.

Linz-Melk1 DonauauenUnser Weg führt uns entlang der Donauauen Richtung Osten. Die Bäume und Sträucher der Donauauen verdecken oft den Blick zum Wasser. Wir fahren entlang eines scheinbar undurchdringlichen Donauurwaldes. Irgendwie ein bisschen Amazonasfeeling 🙂 aber ohne Moskitos und mit europäischem Reisekomfort. Die Auen wechseln ab mit einer klar abgegrenzten Flußlandschaft. Hier das Wasser, dort das Land, dazwischen Schutzwälle oder Schutzmauern gegen das gefürchtete Hochwasser. Linz-Melk 2 DonauEinen ersten längern Halt legen wir in Grein ein. Und nun wird die am Vortag in Linz eingekaufte Linzer Torte lustvoll den Geschmacks- und anschließend den Verdauungsorganen zusammen mit einem Cappuccino zugeführt.
Linzer Torte 2Wäre es nicht so kalt, es wäre ein guter Ort für eine Radtour entlang der Donau gewesen. Doch so belassen wir es dabei, den vielen Radlern beim Übersetzen mit der Fahrradfähre zuzusehen. Schon im Ort war uns die große Anzahl von Fahrradreisenden aufgefallen. An der Fährstation hatte sich eine riesige Warteschlange entwickelt. Wohl ein Nadelöhr für Radtouristen.

Grein an der Donau
Grein an der Donau

Wir fahren weiter nach Melk. Wenn wir über die Donau blicken entdecken wir immer wieder Gruppen von Radfahrern. Wir sind uns einig, wir wollen mit denen heute nicht tauschen.
Linz-Melk 3 DonauDafür ergötzen wir uns an der grandiosen Natur, an den vielen Nuancen des Grüns der Bäume und Wiesen, an den mal bedrohlich wirkenden Abhängen links und rechts der Donau, die sich mit lieblichen Landschaften, die eher „heile Welt“ verkörpern, abwechseln.

Melk1Kloster Melk. Schon von weitem erkennt man das imposante Bauwerk. Der Platz wurde von den Erbauern sehr bewusst gewählt. Weithin sichtbar weist es den Weg zu einem spirituellen Ort, dessen Ursprünge teilweise noch im Dunkeln liegen. Früher hatte ich mir immer, wenn ich nach Wien musste (meist beruflich) vorgenommen, in Melk einen Boxenstop einzulegen. Doch nie hat das geklappt.

Melk2Aber jetzt! Wir haben eine Abstellmöglichkeit für unser WOMO gefunden. Von der Zufahrtsstraße biegen wir in einen liebevoll restaurierten Ort ein. Wir durchwandern den Ort, gespickt mit Touristenläden und versuchen uns vorzustellen wie wir wohl im Mittelalter diese Kulisse erlebt hätten. Melk3

Heute wirkt sie aufgeräumt, sauber und einladend. Wir haben den Anstieg erklommen. Mächtig stehen die Mauern des Benediktinerklosters vor uns. Bevor wir überhaupt das Wichtigste dieses UNESCO Weltkulturerbes betreten haben ist uns klar, warum Melk zum Weltkulturerbe erhoben worden ist. Es hat eine großartige Ausstrahlung! Einen besseren Begriff dafür habe ich in meinem Wortschatz nicht parat.
Bilder können dies nicht transportieren und seien sie noch so professionell aufgenommen, sie können bestenfalls den Wunsch auslösen, diese Großartigkeit persönlich erleben zu wollen.

Melk4Melk5Melk6

Und da ist sie auch schon, die Kehrseite der Medaille. Touristenströme die so gar nicht zu der Größe und Würde dieses Ortes passen wollen. Der ganze Ort, inklusive des Klosters, herausgeputzt wie es Heerscharen von Touristen erwarten, mit Shopping-Beiprogramm und Geschichtsschnellbleiche. Heerscharen von Donaukreuzfahrern (etwa 3-5 Omnibusse pro Schiff), die die 1500 m von der Anlegestelle in Melk bis auf den Klosterberg (mit extra angelegten Busparkplatz!) gekarrt werden, werden im Stundenrhythmus durch Kloster, Klostershop, Museum und Klosterpark von kundigen Guides hindurchgetrieben 😉 um zu verhindern, dass ein „Menschenauflauf“ (mit Speckstreifen garniert😂) entsteht.

Uns ist schon bewusst, dass die Unterhaltung eines solchen Kulturerbes riesige Summen verschlingt, die auf irgendeine Weise erwirtschaftet werden müssen. Das ist nicht mehr durch die Einwohner der näheren Umgebung zu leisten. Der Tourismus scheint die einzige Möglichkeit zu sein. Aber genau dieser droht den Ort zu entwürdigen.
Ein Dilemma wofür auch ich keine überzeugende Lösung anbieten kann.
Auf der anderen Seite wurden einst diese Kulturdenkmäler von Menschen erschaffen, die zu ihrer Zeit nur ein Bruchteil der Produktivität unserer Zeit erreichten. Sie haben nicht nur die künstlerische, handwerkliche und architektonische Leistung vollbracht, die wir so oft bewundern, sie haben zusätzlich auch die Finanzmittel dafür erwirtschaftet. Das lässt mein Haupt ehrfürchtig sinken vor der Leistung dieser Altvorderen!!

Linz mag keine WoMoFahrer!!!

Wir stehen auf dem Großparkplatz an der Donau in Linz. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit werden wir von zwei Beamten des Linzer Ordnungsamts belehrt, dass Übernachten am Donauuferparkplatz verboten ist. Sie klären uns eindringlich und ziemlich barsch darüber auf, dass wir in Linz auf diesem Parkplatz nicht erwünscht sind. Dies unterstreichen Sie in anweisendem Behördenton: „Das Campieren auf dem Parkplatz ist verboten. Dies steht im Übrigen auf einem großen Schild bei der Einfahrt!“. (wir sind am nächsten Tag noch mal zurückgefahren und haben gründlich nachgeschaut. Dieses Schild haben wir nicht gefunden – nicht an der angegebenen Stelle und auch sonst nirgendwo!!!) Linz 8 Campieren verbotenLinz 9 Campieren verbotenUm ihrem Ansinnen noch mehr Gewicht zu verleihen, drohen die Herren vom Ordnungsamt ein „Ordnungsgeld“ von über 200 € an. Um kulant und verständnisvoll zu wirken, drücken die beiden Herren vom Ordnungsamt uns einen vorbereiteten Zettel in die Hand mit der Wegbeschreibung zu einem Campingplatz in ca. 25 km Entfernung, der anscheinend wiederum der Stadt Linz gehört!!! (ein Schelm der böses dabei denkt). Eine Diskussion mit den Herren erscheint schon nach wenigen Worten ziemlich sinnlos und so machen wir uns zu einem anderen Stellplatz auf, wie einige andere Wohnmobilisten auch. Linz 7 Campieren verbotenLeider müssen wir feststellen dass die anderen Stellplätze in Linz, die unser Stellplatzführer hergibt, inzwischen mit Übernachtungsverboten belegt worden sind. (Alles Plätze der Linz AG – dem Örtlichen Infrastrukturbetreiber – von GWS sprich Gas, Wasser, Sch..ße, bis Verkehrsbetriebe, ja sogar Ordnungsdienst – siehe oben). Da es inzwischen nach 23:00 Uhr ist, haben wir uns über das Übernachtungsverbot hinweggesetzt. Und wir schwören uns: „Linz sieht uns nie wieder!“ Auf diese Art von Gastfreundschaft können wir verzichten.

PS: an die Herren Bürgermeister von Linz:
Wohnmobilfahrer sind in der Regel keine armen Leute. Wer sich einfach mal 50, 100 oder noch mehr Tausend Euro zusätzlich vor die Tür stellen kann, der ist kein Sozialfall, sondern der hat Geld in der Tasche, das ausgegeben werden kann. Für einen ordentlichen Platz sind Wohnmobilfahrer auch bereit ein paar Euro zu bezahlen, daran soll es nich scheitern (aber bitte keine Mondpreise für Minderleistung).
Welcher Einwohner macht einen täglichen Umsatz in der Stadt von 100, 200 oder noch mehr Euro. Die Wohnmobilisten kaufen ein, gehen Essen, tanken, besuchen kulturelle Veranstaltungen, Museen… . Klar die Wohnmobilisten machen keinen Hotelumsatz wie andere Touristen (die von den Flußkreuzfahrtschiffen im übrigen auch nicht – die sind im Handumdrehen wieder weg), aber sie machen einen deutlich höheren Tagesumsatz, wie Einwohner der Stadt oder Pendler. Linz scheint so reich und gastunfreundlich zu sein, dass man diese Touristen weder braucht noch gerne in der Stadt sieht – das ist die Message! Also bleiben wir weg!

Servus Bürgermeister, Servus Stadtrat, Servus Linz AG

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #2

Donau1 Richtung LinzWir verlassen Passau und fahren entlang der Donau Richtung Linz.
In dem zum Teil recht engen Donautal haben wir den Eindruck: „Hier gehen die Uhren langsamer“. Uns begegnen kaum Autos, auch größere Ortschaften suchen wir vergebens.

Je mehr wir uns Linz nähern, um so mehr verdunkelt sich der Himmel wieder. Scheinbar holt uns der Regen der letzten Nacht wieder ein.

Donau bei LinzGegen Mittag erreichen wir Linz und steuern einen Parkplatz direkt an der Donau an. Wir verlieren keine Zeit und machen einen Rundgang durch die Stadt.

Über die Donaubrücke in die Innenstadt
Über die Donaubrücke in die Innenstadt

Doch ich habe die Rechnung ohne die Frauen gemacht.
Ich werde von einem Schuhladen in den nächsten geschleppt. Gut, die Sightseeing-Schuhe von WoMoline melden deutlich Ersatzbedarf an. Aber dann besteht eine Stadt für eine Frau nur noch aus Schuhläden. Für Mann schwer zu ertragen und eine ernsthafte Belastung für den WoMo-Hausfrieden. Im gefühlt einhundertsten Schuhladen ist auch das geeignete Paar Schuhe gefunden.
Anmerkung von WoMoline: Es waren genau vier !! Schuhgeschäfte. Anprobiert habe ich nur in einem. WoMolix übertreibt maßlos

Wer nun glaubt meine Stimmung hätte sich danach verbessert, der irrt gewaltig, denn nun hatte uns der Regen endgültig eingeholt.

Ich hatte während der „Schuh-Anguck-Aktion“ wenistens noch die Chance ein paar Impressionen der Stadt zu sammeln. Vor einigen Jahren war Linz Europäische Kulturhauptstadt. Und da hatte man was in Linz zu bieten. Was meinem subjektiven Blick sofort auffiel war die Verbindung von Historischem mit der Moderne. Das was ich sah schien mir sehr gelungen zu sein.

Linz2Linz6 neu und altLinz4Linz5 alt und neu

Auch jetzt, Jahre nach diesem Event, scheint Kunst und Kultur einen hohen Stellenwert im öffetlichen Leben zu haben. Am auffälligsten ist das bei der Gestaltung der Straßenbahen. Kreativ, lustige oder verblüffende Ideen, zum Teil sehr farbenfroh in unterschiedlichen Stilrichtungen gestaltet sind einige Exemplare echte Hingucker.

Linz3 Linzer TorteTrotz einsetzendem Regen suchten wir Kuchenliebhaber noch den Konditor auf, der die orginal Linzer Torte bäckt. So ein Stück muß mit an Bord. Der Regen nimmt weiter zu und wir beschließen eine weitere Stadterkundung und einen Besuch im Museum Ars Electronica auf den nächsten Tag zu verschieben.

Dazu sollte es aber nicht mehr kommen, denn wir flüchten am nächsten Morgen in Richtung Melk.

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #1

Der große Reiseverkehr scheint vorbei zu sein. Wir packen gemütlich unsere Kleider und Nahrungsmittel ins Wohnmobil und machen uns auf den Weg nach Passau. Hier soll unsere Tour nach Wien beginnen. Das Wetter ist noch durchwachsen bei angenehmen Temperaturen. Auf der Fahrt sehen wir immer wieder sehr dunkle und tief hängende Wolkenabschnitte über dem Bayrischen Wald. Es scheint so, als würde es dort aus allen Eimern kübeln. Die Wettervorhersage gelobt jedoch für die nächsten Tage Besserung.

Passau1Wir erreichen Passau und steuern unseren 1. Übernachtungsplatz an.
Ein paar Tortellini und ein frischer Salat mit Oliven und Schafskäse sind schnell in der Bordküche gezaubert. Wir machen noch einen kleinen Stadtrundgang vorbei an den Rundfahrt- und Flusskreuzfahrtschiffen, hinauf zum bischöflichen Ordinariat, vorbei an mittelalterlichen Fassaden, wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Passau4
In einer engen Gasse, in der Nähe der Schiffsanleger, entdecken wir an einem Haus die Wasserstandshöhen der großen Hochwasserereignisse. Wir können uns noch gut an die Fernsehbilder 2013 erinnern. Als wir aber an der Hauswand stehen, wird uns bewusst, dass der Wasserspiegel während des Hochwassers gut 3 m über unseren Köpfen lag. Das lässt uns Staunen. Wie verharmlosend doch manchmal Bilder wirken können, wenn man den Ausgangszustand nicht als Vergleichsbild vor Augen hat.

Kunst in der Drei-Flüsse-Stadt: Die Regenschirme führen von Atelier zu Atelier
Kunst in der Drei-Flüsse-Stadt: Die Regenschirme führen von Atelier zu Atelier

Bevor wir die Altstadt verlassen, legen wir in einer Pizzeria, passend zu unseren Abendmahl, noch einen Ramazotti ein.
Kaum haben wir unser Wohnmobil erreicht, beginnt es zu regnen. Wir wünschen uns, dass auch unser Garten von dem Nass etwas abbekommt. Wir betten uns zur Ruhe und freuen uns auf den nächsten Tag.

In der Nacht werden wir von mindestens zwei kräftigen Regenschauern geweckt. So lassen wir den Morgen erst einmal gemütlich angehen. Nach und nach klart es auf und ab und zu blinzelt uns die Sonne durch die Wolken zu. Wir gehen erst einmal einkaufen.
Auch im Wohnmobil halten wir es mit den frischen Nahrungsmitteln genau so wie zu Hause: möglichst frisch einkaufen und zeitnah verzehren. So kann es sein, dass wir schon am ersten Tag der Reise einkaufen müssen, je nach dem was wir noch zu Hause im Kühlschrank hatten.

Brombachsee im Juni

Es ist interessant zu sehen, wie sich der Charakter einer Region über die Jahreszeiten hin verändert. (siehe: Brombachsee in der Vorsaison)
Sandstrand BrombachseeIm April noch restlos verschlafen, so ist das Leben im Juni erwacht. Radlfahrer, Wasserratten, Freizeitkapitäne, Freizeitmatrosen, Sonnenanbeter, Nudisten, Beachvolleyballspieler, Sandburgenbauer, Strandwanderer und Naturbeobachter, alle sind sie unterwegs auf der Suche nach Entspannung und Erholung.

Diesmal haben wir den Kleinen und den Großen Brombachsee mit dem Fahrrad umrundet. Die Sandstrände entlang der Badehalbinsel am Kleinen Brombachsee vermitteln fast mediterranes Flair. Es fehlen nur noch die Palmen und die Pinienwälder und der Sand ist nicht glitzernd weiß, sondern ockerfarben. Aber auch an den anderen, an den See angrenzenden Orten, kann man angenehme und erholsame Entspannung genießen.

Ja, und dann begegneten uns ganz unverhofft diese Burschen:

EberWildschweine

Ein kurzes Stück des Weges grenzt der Kleine Brombachsee an ein militärisches Sperrgebiet das wie üblich, eingezäunt ist. Wir sind froh, dass dieses Rudel auf der anderen Seite des Zauns ist.

Was uns angenehm überrascht: Es gibt auffallend viele Wohnmobilstellplätze rund um den Brombachsee mit ausreichender Kapazität. Am Kleinen Brombachsee in Absberg an der Badehalbinsel befindet sich der wohl schönste Wohnmobilstellplatz. Zumindest wenn man die Kriterien Baden und Infrastruktur zum Maßstab macht.

Etwas weiter in Langlau befindet sich ein Campingplatz, auf dem wir aber auch einige Wohnmobile gesehen haben. Ebenfalls schön gelegen.

Der Wohnmobilstellplatz in Ramsberg liegt oberhalb der Marina und ist für Segelbegeisterte WoMofahrer die erste Wahl. In Enderndorf am See haben wir dann noch drei weitere Wohnmobilstellplätze ausgemacht. Der erste liegt praktisch direkt am See auf der Wiese eines Bauernhofs – allerdings ohne jegliche Infrastruktur, aber mit Kuhgebrüll J.

Die beiden anderen liegen etwas die Anhöhe hinauf. Der Untere wird vom Zweckverband Brombachsee betrieben. Ein ordentlicher Platz mit abgeteilten Parkbuchten für die Wohnmobile. An den Wochenenden wird der Parkplatzcharakter deutlich wenn um die Wohnmobile die Ausflügler aus dem nahen Nürnberg drum herum parken.

Der darüberliegende private WoMo-Platz liegt steil am Hang und ist daher terrassiert. Dieser Platz ist ein muss für Panoramafetischisten. Von den meisten Parkbuchten hat man einen grandiosen Aus- und Weitblick. Wir nennen einen solchen Platz einen Stellplatz mit eingebautem One-Million-Dollar-View. Der Nachteil der beiden Stellplätze in Enderndorf: wer mit dem Fahrrad oder zu Fuß zum See geht, der muss nachher auch wieder einen steilen Berg hinauf… Alles hat seinen Preis

Wer jetzt aber ein Beweisfoto von der grandiosen Aussicht erwartet – Fehlanzeige: Selbst hinfahren und genießen.

Noch ein Tipp: Wer Trubel und Rummel haben will, der sollte zum Wochenende hinfahren. Da finden auch die meisten Zusatzveranstaltungen statt (Hansi Hinterseher????). Wer aber Ruhe und Entspannung sucht, der ist von Montag bis Freitagmittag am Brombachsee gut aufgehoben.

Brombachsee3

Vom Tegernsee zum Ammersee #4

Kloster Andechs6Wir kommen am Großparkplatz des Klosters Andechs an. Am Ende des Platzes ist ein Bereich für ca. 40 Mobile abgeteilt. Wir werden hier nächtigen.

Zuvor besteigen wir den heiligen Berg der bayerischen Biererkenntnis. Aber vor der Verkostung des mit himmlischer Weisheit versetzten Bieres steht die Pflicht der Kulturgutbesichtigung an. Anders herum besteht zu fast 100% das Risiko den kulturellen Teil nicht mehr durchführen zu können, es sei den, man ist 100%iger Antialkoholiker.

Kloster Andechs2Kloster Andechs3

Es dürfte ungefähr 30 Jahre her sein, dass ich in Andechs war. Ich habe nur noch eine diffuse Erinnerung. Alles kommt mir irgendwie bekannt und doch irgendwie anders vor. Einen Vergleich damals und heute kann ich nicht wirklich anstellen. Dennoch bin ich mir sicher, vor 30 Jahren hatte ich nicht das Gefühl, organisierte Gastlichkeit a la Oktoberfest präsentiert zu bekommen. Kloster Andechs4Wir probieren das Bier und amüsieren uns über einige junge Leute, die ganz friedlich ihren bierseligen Spaß haben. Allein die Anzahl der leeren Bierkrüge auf dem Tisch verheißt für den folgenden Tag erhebliche Kopfschmerzen.
Uns mundet das dunkle Bier an besten und dabei belassen wir es auch. Wir wollen ja unsere Verabredung am folgenden Tag in Inning mit klarem Kopf wahrnehmen.
Es war wieder eine schöne Tour mit vielen schönen Eindrücken und mit hintersinnigen Einsichten.

Kloster Andechs5Und wie man am folgenden Bild sehen kann, hatten wir durch unser Panoramadach einen direkten Draht zur weiß-blauen Himmelspforte über die Kirchturmspitze von Kloster Andechs. Ob es was genutzt hat?

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück starten wir wieder unser Abfahrritual. Inzwischen machen wir das schon ganz schön professionell 😉 Nach der Abfahrt stellen wir augenzwinkernd fest, dass wir so langsam beginnen Fähigkeiten auzubilden, die für WoMobilisten unabdingbar sind. Dazu zählt zum Beispiel die schnelle, zielsichere Einschätzung eines Stellplatzes. Hängt die Stellfläche nach links oder rechts, steigt sie an oder fällt sie ab, kann man eine Bodenunebenheit nutzen, um das WOMO waagerecht abzustellen … und wenn das nicht geht, mit welchen Maßnahmen bekommt man das WOMO in eine waagerechte Lage. Aber nicht nur das muss in sekundenschnelle beurteilt und entschieden werden, Es ist auch eine Entscheidung über die Lage des Stellplatzes mit sich selbst und den Mitfahrern herbeizuführen – Aussicht, wo heizt sich das Fahrzeug nicht so stark auf, wie sind die Schattenverhältnisse, Entfernung zum Toilettenhäuschen, wer steht in unmittelbarer Nachbarschaft, ist dieser Stellplatz ruhiger als der andere. So langsam klappt das schon ganz gut. J

Vom Tegernsee zum Ammersee #3

Da wir am nächsten Tag in Inning am Ammersee verabredet sind, verzichten wir auf eine Bierverkostung in Benediktbeuren am Abend und fahren weiter in die noch viel berühmtere Klosterbrauerei Andechs. Dies sollte sich noch als Fehler herausstellen.

Blaues Land1

Aber der Reihe nach. Wir fahren über Landstraßen zum südlichen Zipfel des Starnberger Sees und genießen die Landschaft des Loisachtals. Oft auch als das Blaue Land bezeichnet. Woher die Bezeichnung stammt weiß ich nicht. Die Künstlergruppe „Blauer Reiter“ um den Maler Franz Marc, August Macke, Paul Klee und Wassily Kandinsky wirkten u.a. hier beziehungsweise in München. Vielleicht besteht hier der Zusammenhang.

Blaues Land2Für kunstbeflissene Wohnmobilisten ein sicher interessantes Programm: Im Blauen Land in die landschaftliche Energie, die auch die Künstler des Blauen Reiters zu Beginn des 20. Jahrhunderts beeinflusst hat, für ein paar Tage eintauchen. Anschließend dem Lenbachhaus in München einen Besuch abstatten und so vielleicht einen weiteren Zugang zu den Kunstwerken des Blauen Reiters zu bekommen. Das Lehnbachhaus besitzt die weltweit größte Sammlung zur Kunst des ‚Blauen Reiter‘, Es gibt aber auch in Murnau und Umgebung mehrere Angebote zu Führungen in der Region, die dieses Thema mit einschließen. Die Touristeninformation z.B. in Murnau ist dafür ein guter Anlaufpunkt.
Diese Idee kommt uns erst während der Fahrt. Da wir ein paar feste Termine in den nächsten Tagen haben, können wir dieser Idee leider nicht folgen. Aber wir nehmen sie in die Liste der Themenfahrten auf.

Wir erreichen den Südzipfel des Starnberger Sees. Viel bekommt man vom See nicht mit, denn der Starnberger See ist so etwas wie „reine Privatsache“. Durch die vielen Seegrundstücke in privater Hand sind für das gemeine Volk nur noch wenige Stellen frei zugänglich. Aber es gibt ja die Starnberger Seeschifffahrt. Da kann man für einen vergleichsweise kleinen Eintrittspreis (=Fahrschein) den Promis in den Garten schauen.
Das ist „Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie auf bayrisch 🙂

Hinter hohen Hecken oder Stützmauern lassen sich die Villen und luxuriösen Anwesen nur erahnen. Viel Geld ist um den See versammelt. Das ist auf den ersten Blick zu erkennen. Die Kommunen scheinen aber von diesem Reichtum nicht all zu viel ab zu bekommen. Die Straße von Seeshaupt nach Feldafing ist streckenweise in erbärmlichem Zustand. An vielen Stellen besteht die Straße mehr aus Schlaglöchern als aus Asphalt.
Ich versuche mir dieses Kontrastprogramm zum Tegernsee und Rottach-Egern zu erklären.
Mag es daran liegen, dass in Rottach-Egern zahlungskräftigen Möchtegern-Promis eine Bühne geboten wird, die am Starnberger See von den Eigentümern der Villen gar nicht gewünscht wird?

Ist es so, dass die Reichen und Schönen und die, die sich dafür halten am Starnberger See wohnen und versteuern, wobei sie sich so arm rechnen, dass die Kommunen nicht mal ihre Straßen in Ordnung halten können und mit dem gesparten Geld sich dann die Showbühne für ihren „Bewundere-Mich-Auftritt“ in Rottach-Egern kaufen? (Siehe den vorletzten Eintrag in diesem Blog.)
Sollte ich Recht haben, dann läuft in Deutschland etwas gründlich schief, denn dies ginge nur mit Wissen und Billigung der dafür Verantwortlichen!

Mich/uns verärgert dieser Gedanke!

Wir biegen ab Richtung Ammersee und steuern Kloster Andechs an. Wir wechseln vom „Geldsee“ zum „Künstlersee“.  Künstlersee? ja viele Künstler verschiedenster Richtungen haben sich um den Ammersee herum angesiedelt. So können sie in dem künstlerisch-kreativen Ambiente des Sees arbeiten, dass noch nicht so sehr von „Gott Mammon“ infiltriert ist. Die zahlungskräftigen Kunden sind trotzdem nah, eben nur einen See weiter. Das nennt man in der Sprache der Ökonomie Standortvorteil.

Da taucht auch schon unser nächstes Ziel am Horizont auf:
Kloster (Brauerei) Andechs

Kloster Andechs1

Eine Reise ins Mittelalter – Wallenstein-Festspiele in Altdorf

Alle drei Jahre finden sie statt – die Wallensteinfestspiele. 2015 ist es wieder so weit; von Ende Juni bis zum letzten Juliwochenende verwandelt sich der historische Stadtkern unweit der Frankenmetropole Nürnberg in eine mittelalterliche Stadt.

Schwertkampf auf dem Marktplatz -  Geht es um eine Frau oder um die Kriegsbeute?
Schwertkampf auf dem Marktplatz –
Geht es um eine Frau oder um die Kriegsbeute?

Ungefähr 1000 Darsteller werfen sich an jedem Wochenende in historische Gewänder. Grimmige Landsknechte empfangen die Besucher schon an den Toren der Stadt. Den Marktplatz bevölkern wilde Horden – Musketiere schäkern derb mit Marketenderinnen. Studenten „studieren die Wirtschaft“ mit dem Bierbecher und treiben ihren Schabernack. Landsknechte liegen im Lotterbett. Die Holksche Horde haut und sticht mit dem Rapier. Im Zigeunerlager spielt die Musik. Kosaken und Kroaten ziehen marodierend durch die Stadt, im Feldlazarett wird kunstvoll operiert und man kann so manchem altertümlichen Handwerk bei der Arbeit zu sehen. Beim Lagerleben im historischen Stadtkern und vor den Toren gibt es viel zu entdecken und zu beobachten. An jeder Ecke tut sich was. Ein Lagerleben wie im 30jährigen Krieg.

Wallenstein reitet durch Altdorf
Wallenstein reitet durch Altdorf

Kern der Festspiele sind die Theateraufführungen im malerischen Hof der alten Universität: Schillers „Wallenstein“ und das Volksstück „Wallenstein in Altdorf“.

Ganz neben bei: Die ehemalige Universität von Altdorf, an der Wallenstein ein Jahr lang studierte, ist der Urvater der heutigen Universität Nürnberg-Erlangen.

Das besondere an diesen Festspielen ist, dass sich Schauspiel, Rahmenprogramm auf dem Marktplatz und die Zuschauer und Gäste vermischen. Man erhält den Eindruck nicht nur Beobachter eines Theaterstücks oder einer mittelalterlichen Szenerie zu sein; nein, man ist einfach mitten drin. Die Grenzen zwischen Darsteller und Zuschauer verschwimmen.

An jedem Wochenende verändert sich das Programm ein wenig. Daher immer erst auf die Internetseite der Wallensteinfestspiele schauen – oder einfach überraschen lassen.

P.s.: Die Stadt Altdorf bietet den Wohnmobilisten einen kostenfreien WoMo-Stellplatz mit Strom und V/E gegen Gebühr unweit der historischen Altstadt in einem kleinen Gewerbegebiet.

Vom Tegernsee zum Ammersee #2

Schon als wir uns auf den Weg zu unserem Nachtlager gemacht haben, zeigte etwas Donnergrollen an, dass in der Nacht noch etwas Regen auf uns fallen wird. Am nächsten Morgen war es nicht nur sehr feucht um uns herum, es war bewölkt und deutlich kühler. Wir entscheiden uns für etwas „Sight-Seeing“. Wir stellen unser Navi auf Benediktbeuren ein und rollen gemütlich aus dem Tegernseer Tal hinaus Richtung Bad Tölz.
Richtung Isartal1Richtung Isartal2

Je mehr wir uns dem Isartal nähern, sehen wir deutliche Veränderungen im Baustil zwischen dem Tegernseer Tal und dem Isartal. Beides hübsch anzusehen. Ohne diesen direkten Vergleich, würde man beides als typisch oberbayerisch identifizieren. So werden wir förmlich darauf gestoßen, dass jedes Tal im Laufe der Zeit seine baustilistischen Eigenheiten entwickelt hat. Ich bin mir sicher, dass das Gleiche auch für die gesprochenen oberbayrischen Dialekte oder auch für kulturelle Gepflogenheiten gilt.
Wir lassen Bad Tölz rechts liegen und steuern Benediktbeuren an.
Gleich am Ortseingang werden wir durch ein Schild auf den Großraumparkplatz des Klosters hingewiesen. In die entgegengesetzte Richtung weist ein Schild mit einem Wohnmobil. Was nun? Wir interpretieren die Schilderkombination, dass Wohnmobilen ein separater Parkplatz angewiesen wird. Dies stellt sich im Weiteren als Fehlinterpretation heraus. Wir entdecken hinter einer Bahnschranke einen freien Platz, der sich zum Abstellen unseres WOMO’s hervorragend geeignet hätte.
Doch ich sollte gleich oberbayerische Garstigkeit kennenlernen. Ich stieg aus und sah aus dem Nichts ein stattliches bayrisches Mannsbild und eine wild gestikulierende Frau, die mich irgendwie an eine Kräuterhexe erinnerte, auf mich mit strammen Schritten zukommen. Beide machten mir unmissverständlich deutlich, dass mein Parken hier nicht erwünscht ist. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Beschilderung ein Parken zuließ. Angesichts des ungestümen Ansturms auf mich, trete ich wortlos und etwas eingeschüchtert den Rückzug an.
Mir ist dieser Wesenszug aufgrund 20-jähriger München-Erfahrung nicht gänzlich unbekannt, aber er überrascht mich doch immer wieder.

Kloster Benediktbeuren1Wir tauchen ein in die lange Geschichte des Klosters und der Benediktiner. Gleich zu Beginn treffen wir auf eine organisierte Führung. Sie ist von dem Stil: Jahreszahlen, Namen, Fakten. So interessant das auch immer vom Führer vorgetragen sein mag, es verstellt mir immer den Blick für die großen historischen Zusammenhänge, an denen ich interessiert bin. So lassen wir das mit der Führung und erkunden, soweit möglich, das Kloster auf eigene Faust.
Kloster Benediktbeuren3

Kloster Benediktbeuren2Alles macht einen gepflegten Eindruck. Dennoch wirken auf uns die Klostermauern, die heute eine universitäre Einrichtung beherbergt, irgendwie statisch, obwohl uns immer wieder Studenten begegnen, die für uns Dynamik, Veränderung und Zukunft symbolisieren. Es fühlt sich an, als ob sich in den letzten X-Hundert Jahren nichts verändert hat. Wir durchstreifen den Klostergarten, der sich besonders, wie im Mittelalter in Klöstern üblich, der Kultivierung von Heilkräutern und Heilpflanzen widmet. Wir kommen an der Klosterbrauereigaststätte vorbei und zu unserer Überraschung lachen uns angenehme Preise von der Speisekarte an. Zudem ist der Biergarten sehr einladend. Aber es ist noch zu früh für bayrisch-deftige Schmankerl und ein Benediktiner-Klostergebräu. Dafür gab’s im Kräuter-Erlebnis-Laden Kaffee und Kuchen, dem wir nicht widerstehen konnten.
Kloster Benediktbeuren4Letztlich bleiben wir nochmals an den Kräutergärten hängen und lassen uns von dem Duft der verschiedenen Kräuter und Heilpflanzen betören.
Ganz zum Schluss stoßen wir auf eine Tafel, die Informationen zur Mystik von Labyrinthen im Mittelalter gibt und das Kräutergartenlabyrinth in Benedikbeuren mit dem berühmten Labyrinth von Chartres in Beziehung setzt.

gefunden im KlostershopAuch ein altehrwürdiges Kloster hat heutzutage einen „Klostershop“. Dort fiel uns eine Postkarte in die Hände, die uns in unserer spirituellen Stimmung als Kontrast die Tränen in die Augen trieb. 🙂

Vom Tegernsee zum Ammersee #1

Unsere Fahrt zum Tegernsee verlief problemlos. Wir hatten als ersten Stellplatz Bad Wiessee ausgemacht. Er liegt vor einem kommerziellen Strandbad und Segelbootverleih unweit des ortsansässigen Yachtclubs. Jetzt ist noch Vorsaison und wir können davon ausgehen, dass noch nicht viel los sein wird. Diese Vermutung bestätigt sich, denn wir sind alleine. Alleine mit dem kräftigen Rauschen des vorbei fließenden Baches. Sehr schön!

Tegernsee1Bei einem abendlichen Spaziergang verschaffen wir uns noch einen ersten Eindruck von Bad Wiessee. Kurz gesagt: Noch nicht viel los zu dieser Jahreszeit. Das gerade stattfindende Blasmusikkonzert am See ist gut besucht, wir haben aber das Gefühl, dass dies die einzigen Gäste des Ortes sind. Uns sind mehrere Häuser/Hotels in bester Tourismuslage aufgefallen, die in der jetzt beginnenden Saison mit Sicherheit nicht mehr geöffnet werden. Zwischen Terrassenplatten wächst 20cm hoch Gras und Unkraut, keinerlei Aktivität im Haus, beschlagene Scheiben…. in diesen Häusern können keine Gäste wohnen.
In den letzten Jahren wurde die öffentliche Infrastruktur ordentlich aufgehübscht, die in die Jahre gekommene Spielbank durch einen Neubau vor den Toren des Ortes ersetzt, eine „Mini-Einkaufs-Fußgängerzone“ etabliert und die Attraktivität des Ortes durch eine Driving Range mitten im Ort erhöht, um die klassische Gästezielgruppe der Jod-Schwefel-Quellen-Besucher um eine zahlungskräftige Klientel zu erweitern.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf, den Tegernsee mit dem Fahrrad zu umrunden.
Rottach-Egern, Tegernsee, St. Quirin, Gmund, Bad Wiessee,

Tegernsee4Unser Eindruck ist, die nördlichen Orte haben schon bessere Zeiten gesehen. Tegernsee und besonders Rottach-Egern liefern ihren Gästen eine nahezu perfekte und schön gestaltete Scheinwelt der Schönen und Reichen. Ich amüsiere mich prächtig über das Weiblein-Laufen der gelifteten und „entfalteten“ Möchtegern-Schönheiten reicher Shareholder, immer in der Hoffnung posierend, vom gemeinen Touristen bewundert zu werden.
Einen Lachkrampf, den ich fast nicht unterdrücken konnte, überkam mich, als mir ein älteres Paar entgegen kam.
Sie: geliftet, blondiert, knallroter Lippenstift, Goldklunker um den Hals, eingepackt in sündhaft teure Klamotten, die mindestens zwei Kleidergrößen zu klein sind und für eine mindestens 25 Jahre jüngere Frau angemessen gewesen wären.
Er: gestriegelt wie ein junger Lufthansa-Pilot in lässiger aber teurer Kleidung, anstatt Krawatte ein Seidentuch um den Hals, im Sakko natürlich Einstecktuch, Haare nachgefärbt, was aber nicht mehr das fehlende Volumen kaschieren kann.

Tegernsee3Sie eilt wild gestikulierend von einem Schaufenster zum nächsten, Er trabt einen 3/4-Schritt hinter ihr her mit je einer Papiertüte von Escada, Gucci, Armani und …
Oh, wenn die sich doch bloß mal selbst sehen könnten. Würden die im Boden versinken wollen? Oder würden sie konsequent leugnen, dass sie das sind? – Eine weitere Möglichkeit für eine Reaktion fällt mir nicht ein.
Dann hat Sie einen Platz auf der Bühne einer angesagten Lounge entdeckt und ihren Tüten-tragenden Begleiter zielsicher dort hin gelotst.

Tegernsee2Nach einigem Nachdenken wird mir bewusst, dass genau das zum Geschäftsmodell solcher Nobelmeilen gehört wenn diese erfolgreich sein wollen.
Die Kommunen schaffen eine perfekte Kulisse, die die Gaffer für die Reichen anzieht.
Die Hotels, Restaurants und Geschäfte liefern die Bühne auf der man zeigt, dass „man sich das locker leisten kann“ und „dazugehört“.
Das Ego der Reichen profitiert von den Gaffern, die zu der Klasse gehören: Wenn das monatliche Überlebensbudget ausbleibt, dann ist spätestens in einem Jahr Schicht im Schacht.
Und die Zuschauer dieses Marktplatzes der Eitelkeiten, wie profitieren sie? Ja, sie haben nun endlich einmal ein paar von diesen exaltierten Figuren live gesehen, deren Vorbilder sie sonst nur in der Regenbogenpresse bewundern können. Vielleicht erliegen sie ja auch für einen kurzen Moment der Illusion auch dazu gehört zu haben.

Das nennt man eine Win-Win-Situation.
Jeder bekommt was er glaubt zu brauchen und die Kasse klingelt bei denen, die den Mechanismus durchschauen und diese Win-Win-Situation kreieren.

Etwas feixend und amüsiert setzen wir unsere Tegernseeumrundung fort. Wir freuen uns an den immer wieder wechselnden Panoramen und Ausblicken. Allerdings machen uns einige sportlich ambitionierte Radfahrer in „Eddi Merxx – Kostüm“ das Leben bzw. das Radeln schwer. Einer versuchte sogar, sicher nicht mit Absicht, unsere Tour zu beenden. Akrobatische Ausweichmanöver haben dies jedoch verhindert.

Blick zum Wallberg an dem sich bei geeignetem Wetter die Gleitschirmflieger tummeln
Blick zum Wallberg an dem sich bei geeignetem Wetter die Gleitschirmflieger tummeln