Auch „unauffällig“ kann schön sein – Breisach im Breisgau

Breisach1Breisach liegt am Fuße des Kaiserstuhls und am Rhein. Wir stehen am Fuße des Münsterbergs direkt an einem Seitenarm des Rheins. zum Besuch des Breisacher St. Stephansmünsters müssen wir zuerst den Münsterberg hinauf. Für die Mühe werden wir mit einem schönen Ausblick in die Vogesen und auf der andern Seite in den Schwarzwald belohnt.

Breisach2 - MünsterDas Münster fällt durch eine „gewöhnungsbedürftige Innenarchitektur“ auf. Zum einen teilt ein steinerner Quergang die Kirche in zwei Teile. Zum anderen fällt die beeindruckende Wandbemalung von Martin Schongauer auf.
Auch nicht gerade alltäglich ist die zentrale Positionierung einer Reliquie im Altarbereich. Darüber hinaus ist ein sehr schön geschnitzter Hochaltar zu bewundern.
Breisach3 OrtBeim Rundgang durch den Ort präsentiert sich Breisach eher als unauffälliger Ort am Fuße des Münsterbergs. „Auffälliger“ ist der Sekthersteller Gelderman, der bekannt ist für seinen Sekt, hergestellt nach dem Champagnerverfahren, also einem Champus der sich nicht so nennen darf.
Wir verzichten auf einen Besuch im Museum und auf eine Führung durch die Kellerei. Uns ist es mehr nach Natur. So beschließen wir nach einem Cappuccino und einem süßen Teilchen bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel die Drahtesel aufzuzäumen. Und losgeht’s nach Sasbach, immer am Rhein entlang. Links der Rhein und rechts die Rheinauen und dahinter liegend der Kaiserstuhl.

Breisach4Breisach5

Breisach6Bei der Rückfahrt ist natürlich alles umgekehrt. Wir genießen die Ruhe und die herbstliche Stimmung und das Farbenspiel der Natur bei frühlingshaften Temperaturen die an der 20°-Marke knabbern. Und das im November!

Am Abend fahren wir weiter nach Kenzingen auf ein kleines Weingut. Wir lassen uns den Wein des Winzers schmecken und probieren dazu seinen flambierten Apfelflammkuchen. Das ist die richtige Stimmung um den Rest der Tour zu planen und anschließend an- bzw erheitert in die Kojen zu fallen.

Freiburg – eine Stadt der Gegensätze

Der Wetterbericht vermeldet: Ab sofort wieder Sonnenschein in der Rheinebene und frühlingshafte Temperaturen. Wir verabschieden uns vom Hochschwarzwald. Auf dem Weg nach Freiburg wollten wir noch die Ravennaschlucht besuchen, doch umfangreiche Baumaßnahmen am Parkplatz lassen uns gleich nach Freiburg weiterfahren.

Freiburg ist für mich seit meiner Kindheit die altehrwürdige Universitätsstadt schlechthin. Einzig Tübingen konnte dieser Klassifizierung Konkurrenz machen. Freiburg1 - Bächle großMeine Erinnerungen an Freiburg sind fast 40 Jahre alt. Markanteste Erinnerung sind die „Bächle“ die durch die Altstadt fließen. Mir ist auch noch das Gerücht bekannt, daß unser Alt-Bundeskanzler Kohl bei einem Besuch in Freiburg mit seinem „Dienst-Benz“ in einem dieser Bächle landete und aufwendig wieder herausgehoben werden mußte. Wie gesagt: Ich kenne nur das Gerücht.

Diese Bächle wurden aus der Dreisam gespeist und hatten in früherer Zeit die Aufgabe im Brandfalle sofort genügend Löschwasser zur Verfügung zu haben, also eine präventive Brandschutzmaßnahme. Man könnte sie auch als mittelalterliche Hydranten bezeichnen. Freiburg2 - Bächle kleinDiese Bächle waren früher viel breiter und tiefer als heute. An einigen Stellen, wie z.B. am Schwabentor ist die Orginalgröße noch immer zu sehen. Und in einen Solchen soll der Alt-Bundeskanzler geraten sein.
Ich finde es aber schön, daß man die „Kanäle“ nicht hat verschwinden lassen, sondern sie der modernen Zeit angemessen „schrumpfen“ ließ. So blieb der Charakter der Altstadt aus früheren Tagen erhalten. Und wie man sieht, werden die Bächle, wenn mal gerade kein Wasser durchgeleitet wird, sofort als Fahrradständer genutzt.

Freiburg7 MünsterWas mir bis heute nicht bekannt bzw. bewußt war ist, dass die Altstadt von Freiburg 1944 von den Engländern bombardiert und stark beschädigt wurde. Ein Bild im Freiburger Münster zeugt noch davon. Doch der Sakralbau blieb wie durch ein Wunder verschont. Sehr viele damals zerstörte Häuser (leider nicht alle) wurden nach historischen Vorlagen wieder aufgebaut. Das ist durchaus vergleichbar mit der Rekonstruktion der Umgebung der Dresdner Frauenkirche.

Freiburg3 - UniBibliothekDer Gegensatz altehrwürdiger Tradition und Modernität spiegelt sich im wahrsten Sinne des Wortes in der neuen Universitätsbibliothek wieder. Ob die Architekten die Spiegelung des alten Theaters in der Glasfassade geplant hatten, weiß ich nicht. Ich finde diesen Kontrast perfekt in Szene gesetzt.

Ein weiterer Gegensatz: Eineseits ist die Stadt geprägt von moderner Urbanität die der Mobilität die Priorität gibt. Dies sieht man beeindruckend an Verkehrstunneln und dem Straßenausbau entlang der Dreisam, um den Durchgangsverkehr aus dem Rheintal in Richtung Schwarzwald zu kanalisieren. (Aber Stau gibts trotzdem).
Andererseits ist Freiburg eine „Drahteselstadt“. Allein die Aufreihung der Fahrräder vor der Unibibliothek ist beeindruckend. Das ist aber nicht nur im Universitätsbereich so, sondern überall im Stadtbild gehört das Fahrrad mit dazu. Sicher auch mit ein Verdienst eines,  ich glaube des ersten grünen Oberbürgermeisters, der angeblich auch heute noch mit dem Fahrrad zur täglichen Arbeit ins Rathaus kommt.Freiburg4 Fahrräder

Durch die vielen Studenten ist die „alte Stadt“ auch eine ganz „junge Stadt“. Man merkt es im Straßenbild, bei den Restaurants und Kneipen, an den Graffitis an Hauswänden, Betonmauern oder Bauzäunen.

Freiburg ist durch und durch eine schwäbische, pardon badische Stadt. Sie ist aber auch eine internationale Stadt mit Kontakten in alle Welt. Das zeigen nicht nur die als Mosaik vor den beiden Rathäusern (altes und neues) verewigten Stadtwappen der Partnerstädte, sondern auch die vielen Gesichter die man sieht, wenn man die Passanten in der Stadt beobachtet und die vielen Sprachen die man z.B. in der Markthalle (eher ein Futtertempel als ein Markt für Obst und Gemüse) hört. Und das wirkt alles so normal, es gehört einfach zu dieser Stadt seit Alters her.

Ja, und da ist noch einFreiburg5 Münster innen Wahrzeichen der Stadt. Das Münster. Manch böse Zungen behaupten, nur Rom sei katholischer als Freiburg. Die Verifizierung dieser Aussage überlasse ich den klerikalen Würdenträgern. Das Freiburger Münster reiht sich ein, in die bedeutenden gotischen Bauten des Mittelalters. Der Bau wurde schon viel früher begonnen und so kann man an verschiedenen Freiburg6 Münster innenGebäudeteilen die Entwicklung zum gotischen Baustil erkennen. Viele Stilelemente und statische Kunstgriffe der Baumeister lassen den Einfluß der großartigen Katedralen in Frankreich, allen voran Chartres, erkennen.

Von Lahr zum Kaiserstuhl

7:30 Uhr. Wir lassen Licht ins Mobil. Alles ist eingenebelt. Alles Grau in Grau. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Wo ist der Goldene Herbst? Wo ist der Indian Summer?
Wir brechen von Lahr auf in Richtung Kaiserstuhl, wählen aber eine Route durch den westlichen Rand des Schwarzwaldes.Wir fahren über Seelbach und Schuttertal nach Ettenheim. Je weiter wir in den Schwarzwald hinein kommen, um so mehr lichtet sich der Nebel. Und da ist er! Der Indian Summer. Diese Farben und Farbkombinationen gibt es nicht nur in Kanada. Nein, die gibt es auch hier, hier im Schwarzwald! Man braucht nicht 8000 km nach Kanada zu fliegen.☺ Vor lauter Freude über das Farbenspiel vergesse ich das Fotografieren.

Endingen1Ehe wir uns versehen sind wir schon wieder am Rande der Rheinebene. Der Himmel ist nicht mehr so klar und das Licht ist fahl, die Farben matt… Es tut mir irgendwie in den Augen weh! Wir steuern einen Platz in Endingen am nördlichen Ende des Kaiserstuhls an, packen die Fahrräder aus und radeln los. Wir radeln am Fuße des Kaiserstuhls entlang an nicht enden wollenden Obst- und Gemüsefeldern. Endingen2Das meiste ist bereits abgeerntet. Nur vereinzelt sehen wir noch Apfelbaumreihen an denen noch dunkelrote Äpfel hängen. Bei den Gemüsefeldern gibt es nur noch einige Kohlköpfe und Kürbise zu ernten. Endingen3In einiger Entfernung können wir in dem uns blendenden Licht der Abendsonne die Weinterrassen des Kaiserstuhls nur erahnen.

Richtig Freude will nicht aufkommen, denn der Fahrtwind ist kalt und ich ärgere mich, dass ich auf die wärmere Jacke verzichtet habe. Zurück am Übernachtungsplatz gibt’s einen Riesen-Cappuccino, der etwas entschädigt. Der Plan ist, am nächsten Tag in den Weingärten des Kaiserstuhls zu wandern. Doch es wird anders kommen. Wir wissen es nur noch nicht.

Badische Weinstraße im Spätherbst

Durbach1Die Weinlese ist weitestgehend vorbei. Nur noch ganz späte Sorten und die Trauben für den Eiswein hängen noch. Das satte Grün der Reben hat sich zu einem helleren gelbgrün gewandelt. Durbach2Einzelne Rebstockreihen haben die herbstlich rotbraune Farbe angenommen.
In Richtung Rheinebene haben die Obstbäume ihr Herbstkleid angelegt.
Durbach3In der Nacht ist Nebel aus der Rheinebene aufgestiegen. Er hat aber die Seitentäler des Schwarzwaldes nicht erreicht. So weckt uns die Sonne in Durbach. Als wir weiter Richtung Ortenberg fahren, sehen wir nicht einmal das normalerweise von der Straße gut sichtbare Ortenberger Schloß. Es ist komplett vom Nebel eingehüllt. Nach und nach löst die Herbstsonne den Nebel auf und wir können die Ortenau in herbstlichen Farben genießen. Wir folgen der Badischen Weinstraße, durchfahren Friesenheim und steuern Lahr an.
Seit mehr als 10 Jahren findet in Lahr die Chrisantema statt. Lahr1Die ganze Innenstadt ist mit Chrisantemen geschmückt und es gibt darüber hinaus ein kulturelles und musikalisches Rahmenprogramm das nicht nur Einheimische anlockt, was man an den Kennzeichen etlicher geparkter Reisebusse erkennen kann. Lahr2Besonders stimmungsvoll wirken die Blumenarrangements an Häuserfassaden, vor Toren und Eingängen und auf öffentlichen Plätzen der Fußgängerzone am Abend wenn sie durch farbiges Licht angestrahlt werden.

Natürlich fehlt auch eine Bühne mit Livemusik und Verkaufsstände nicht, die von Flaschenbier über Creps bis Glühwein alles anbieten, was entwerder lustig macht, Hunger vertreibt oder einfach wärmt.

Wir treffen eine Cousine von WoMoline mit ihrer Familie und lassen uns gemeinsam von der fröhlichen Stimmung mitreißen.