Künstlich bleibt künstlich – der Schluchsee

Das Panoramaerlebnis vom Feldberg wäre nicht mehr zu toppen gewesen. So fahren wir weiter zum Schluchsee. Er ist der höchst gelegene deutsche Stausee. Schluchsee1Und so sieht er auch aus. Die Uferbereiche wirken nicht wirklich natürlich. Der Gestaltungswille des Menschen ist erkennbar überall an den Uferbereichen. Es wirkt einfach nicht wie über lange Zeit entwickelt. Die recht großen Schwankungen des Wasserspiegels hinterlassen deutliche Spuren in der Natur. Ein künstlicher See bleibt ein künstlicher See.

Schluchsee3Wir umrunden den See mit den Fahrrädern. Die ca. 18 Km sind locker und schnell bewältigt. Ein Ausflugslokal hat noch geöffnet, in dem sich bei Sonnenschein, Anfang November, auch noch eine stattliche Anzahl von Wanderern, Mountainbikern, e-Bikern und „profanen“ Radfahrern, wie wir es sind, einfinden.

Schluchsee2Ansonsten ist nicht mehr viel geboten. Die Saison ist vorbei und alles macht schon fast einen ausgestorbenen Eindruck. Das Ausflugsschiff ist auch schon auf dem Trockenen und wir beobachten einige Gemeindearbeiter, wie sie letzte Vorbereitungen für den Winter treffen. Ganz dazu passt das Bild der Natur. Bisher gab es wohl noch keinen wesentlichen Nachtfrost. Wir haben aber den Eindruck, sobald dieser erste kräftige Nachtfrost da ist, dann fallen alle Blätter binnen weniger Tage zu Boden.
Aber noch ist es nicht so weit und wir dürfen noch den Spätherbst mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen genießen.

Wir wollen nicht mehr bleiben. Es ist zu trist. Wir konnten an einigen Stellen erkennen, dass sich der Nebel in den Tallagen wohl weitestgehend aufgelöst hat. So entschließen wir uns, wieder dem ursprünglichen Plan – Badische Weinstraße, Rheinebene… zu folgen und wieder Richtung Freiburg zu fahren. Titisee2Dazu müssen wir wieder um den Titisee herum und an der Gemeide Titisee vorbei fahren. Wir legen kurz vor dem Dunkel werden noch einen Boxenstop in Titisee ein. Es ist eines dieser Touri-Orte mit „Orginal-Dings-Bums-Shopping-Meile“; in diesem Falle verkitscht mit Kuckucksuhren. Aber heute verkneife ich mir einen sarkastischen Kommentar :-).Titisee1

250 km Fernsicht

Feldberg1Sonnenaufgang am Feldberg.
Erste Geräusche von der hinter uns liegenden Baustelle zeigen uns an, dass der Tag beginnt. Wir riskieren ein erstes Auge – hinaus zu unserem Sonnendach. Der obere Teil der Bergkuppe mit dem Feldbergturm wird schon von der Morgensonne angeleuchtet. Es dauert nicht lange bis die Sonnenstrahlen auch bis zu uns hinunter auf den Parkplatz reichen.Feldberg3 Gletscher

Eine Skiwiese ist im Sommer, besser gesagt ohne Schnee, kein prickelnder Anblick. Wir erhoffen uns aber einen grandiosen Ausblick vom Gipfel. Nach dem Frühstück ziehen wir die Wanderstiefel an und auf geht’s zur höhsten Erhebung des Schwarzwaldes.

Wir verzichten auf Rucksack und Proviant. Wir vertrauen darauf, dass in einer touristisch sehr gut erschlossenen Gegend genügend Hütten zur Auswahl stehen. Daher haben wir nur eine Flasche Wasser eingepackt. Das wird sich noch als Fehler herausstellen.

Wir machen recht schnell Höhenmeter und es wird klar, wir haben einen von diesen Supertagen mit 250 km Fernsicht erwischt. Oben angekommen können wir im Bergpanorama noch den Mont Blanc eindeutig identifizieren. Meine Kamera gibt das einfach nicht her, um diese grandiose Aussicht lebensecht zu dokumentieren. Das muss man live sehen. Und heute hatten wir mal das Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.

Feldberg4Wir haben das Alpenpanorama vor uns, in einer Ausdehnung, wie man es wahrscheinlich von keinem anderen Ort aus sehen kann. Im Osten können wir die Zugspitze (mit Hilfe der dort aufgestellten Panoramakarte) ausmachen. Das Gebiet von der Schwäbischen Alb bis zum Bodensee und dem bayrischen Voralpenland liegt unter einer dicken Nebelschicht. Von der Zugspitze schweift unser Blick über die im Sonnenlicht gleißenden Gletscherflächen der Schweizer Alpen bis hin zum Mont Blanc, dessen Form wir noch ganz deutlich ausmachen können. Aus dieser Perspektive erhebt sich davor der Schweizer Jura aus den Nebelbänken der Tallagen.
Wir sind überwältigt. Es ist wohl so ein ähnliches Gefühl, das Bergsteiger haben müssen, wenn sie auf dem Dach der Welt, dem Mount Everest, stehen. Der einzige Unterschied ist, dass wir zur Erlangung dieses Gefühls nur einen strammen Spaziergang brauchten.

Feldberg5 BodenseeVom Feldbergturm wandern wir hinüber zum Feldberggipfel. Auch hier eine grandiose Fernsicht. Hier gibt es sogar eine fast 360° Rund-um-Fernsicht. Wir sehen nun auch in das „benebelte“ Rheintal und erkennen die aus dem Nebel aufragenden Vogesen. Im Norden sehen wir auf den in der Sonne liegenden Scharzwaldrücken. Zwischen Schwarzwald und schwäbischer Alb liegt wieder ein weißer Nebel-Teppich; und dann schließt sich das Gebiet zwischen Schwäbischer Alb und Bodensee an.
Feldberg6 GletscherX-mal drehen wir uns im Kreis und doch können wir das Bild nicht in unserem Kopf behalten. Wir halten inne und genießen den Augenblick.
Erst als wir uns aufmachen weiter zu gehen, fällt es uns auf. Auch die anderen Wanderer, die mit uns diesen Ausblick teilen, sprechen so gut wie gar nicht. Es herscht Stille – bis auf die Geräusche die ein leicht böiger Wind mit sich bringt. Es liegt eine Art Ergriffenheit in der Luft.

Wir sind schon gut 150 oder 200 Höhenmeter abgestiegen. Erst da sind wir wieder in einem „Normal-Wander-Modus“.

Feldberg7 RelaxWir wollen nun  eine Hütte ansteuern. Die erste des Weges hatte geschlossen wegen Wassermangel. Die Zweite hat immer am Montag Ruhetag. Wir verlängern unseren Rundweg um weitere 2 x 4 km. Unser Hunger wird langsam „störend“. Wir kommen an und finden einen Zettel an der Tür: es ist heute der 1. Tag der Betriebsferien.
Dafür werden wir mit einem wunderbaren Panoramaweg – der noch mal ganz neue Perspektiven liefert – belohnt.

Wo ist der Kaiserstuhl?

HöllenthalAm Morgen hat sich wieder viel Nebel über der Rheinebene ausgebreitet. Wieder ist alles Grau in Grau. Unsere Hoffnung ist, dass nur unten auf Höhe des Rheins der Nebel die Sicht versperrt. Wir entscheiden uns der Sonne entgegenzufahren. Wir suchen uns eine Route quer durch den Kaiserstuhl die uns zu den höchsten Punkten führen soll. Doch an den Parkplätzen angekommen finden wir nichts anderes als Graue Suppe. Wir müssen erkennen, auch wenn wir noch 100 oder 200 Höhenmeter aufsteigen, mit Sonne wird das heute nichts werden. Die Sonne wird es nicht schaffen, wie in den letzten Tagen, bis zum Mittag den Nebel aufzulösen.

Kurzerhand disponieren wir um. Wir fahren Richtung Freiburg und dann das Höllental hinauf in den Schwarzwald. Schon kurz vor Freiburg – SONNE –

Indian Summer im Schwarzwald
Indian Summer im Schwarzwald

In Hinterzarten stellen wir unser Mobil ab, schlüpfen in die Wanderstiefel und: auf geht’s, der Sonne entgegen. Und obwohl die Sommersaison schon längst vorbei ist, begegnen uns noch recht viele Wanderer und – ich hasse sie – Mountainbiker.
Irgend wann stehen wir vor der Frage unseren Rundweg weiter zu folgen, oder zum Feldberg abzubiegen. Wir entscheiden uns dagegen, da wir doch erst recht spät aufgebrochen sind und wir berücksichtigen müssen, daß jetzt schon früh die Dämmerung hereinbricht. Aber wir ergattern noch einen Blick in die Rheinebene und sehen dass wir alles richtig gemacht haben, denn die Rheinebene und der Kaiserstuhl liegen unter einer dicken Nebelschicht. Ganz im Hintergrund sind noch die Vogesen schemenhaft zu erkennen.

Hinterzarten2
Blick in die Rheinebene – Im Hintergrund sieht man die Vogese

Die Feldbergidee lässt uns aber nicht los und so fahren wir, nach vier Stunden Wandern und einer Brotzeit im WoMo weiter zum Parkplatz am Feldberg. Kein offizieller Platz, aber es stehen schon 8 Mobile dicht beieinander. Dieses Nest vergrößern wir. Wir sind aber nicht die Letzten die heute kommen und übernachten.

Von Lahr zum Kaiserstuhl

7:30 Uhr. Wir lassen Licht ins Mobil. Alles ist eingenebelt. Alles Grau in Grau. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Wo ist der Goldene Herbst? Wo ist der Indian Summer?
Wir brechen von Lahr auf in Richtung Kaiserstuhl, wählen aber eine Route durch den westlichen Rand des Schwarzwaldes.Wir fahren über Seelbach und Schuttertal nach Ettenheim. Je weiter wir in den Schwarzwald hinein kommen, um so mehr lichtet sich der Nebel. Und da ist er! Der Indian Summer. Diese Farben und Farbkombinationen gibt es nicht nur in Kanada. Nein, die gibt es auch hier, hier im Schwarzwald! Man braucht nicht 8000 km nach Kanada zu fliegen.☺ Vor lauter Freude über das Farbenspiel vergesse ich das Fotografieren.

Endingen1Ehe wir uns versehen sind wir schon wieder am Rande der Rheinebene. Der Himmel ist nicht mehr so klar und das Licht ist fahl, die Farben matt… Es tut mir irgendwie in den Augen weh! Wir steuern einen Platz in Endingen am nördlichen Ende des Kaiserstuhls an, packen die Fahrräder aus und radeln los. Wir radeln am Fuße des Kaiserstuhls entlang an nicht enden wollenden Obst- und Gemüsefeldern. Endingen2Das meiste ist bereits abgeerntet. Nur vereinzelt sehen wir noch Apfelbaumreihen an denen noch dunkelrote Äpfel hängen. Bei den Gemüsefeldern gibt es nur noch einige Kohlköpfe und Kürbise zu ernten. Endingen3In einiger Entfernung können wir in dem uns blendenden Licht der Abendsonne die Weinterrassen des Kaiserstuhls nur erahnen.

Richtig Freude will nicht aufkommen, denn der Fahrtwind ist kalt und ich ärgere mich, dass ich auf die wärmere Jacke verzichtet habe. Zurück am Übernachtungsplatz gibt’s einen Riesen-Cappuccino, der etwas entschädigt. Der Plan ist, am nächsten Tag in den Weingärten des Kaiserstuhls zu wandern. Doch es wird anders kommen. Wir wissen es nur noch nicht.