Dolce Vita und Feste feiern in Bracciano

Braccianosee 1Bracciano liegt ungefähr 40 km nordwestlich von Rom an einem See, der nach dieser Stadt benannt ist. Die Stadt liegt auf dem Kraterrand eines alten Vulkans. Unser Übernachtungsplatz liegt etwa auf halber Höhe zwischen den Stadtzentrum und dem See. Im Gegensatz zu Bolsena sind hier in Bracciano die Kraterhänge wesentlich steiler und auch höher. Wer hier herumspazieren möchte, sollte vernünftiges Schuhwerk dabei haben. Den Weg vom See in die Stadt oder umgekehrt mit Flip Flops zu bewältigen, gleicht dem Versuch, den Watzmann mit Stöckelschuhen zu bezwingen. Auch Radfahren ohne maximalelektrische Unterstützung kann man getrost vergessen. Aufgrund der hier herrschenden schlechten Straßenverhältnisse, macht Radfahren am Braccianosee ohnehin keinen Spaß. Aber das alles stört uns erst einmal nicht, denn wir wollen relaxen und wenn es uns gar zu heiß wird, auch mal am Kiesstrand in dem kristallklaren Wasser baden gehen.

Alles ist hier beschaulich. Von der Hektik der Großstadt ist hier nichts mehr zu spüren. Bracciano 1 WoMoKatzeAls wir vom See zurück kommen, ist uns eine Wohnmobil-Katze zugelaufen und beansprucht einen unserer Campingstühle. Die Kleine wird uns so lange wie hier sind auch nicht mehr aus den Augen lassen. Die scheue Mutterkatze ist aber immer in der Nähe und macht uns durch ihr misstrauisches Beobachten klar, dass sie uns die Augen auskratzt, wenn wir ihrem Nachwuchs etwas zuleide tun. Um keinen Konflikt mit der Mutterkatze zu riskieren 😉, wird das kleine Wollknäuel von uns während unseres Aufenthalts gut versorgt und darf in unseren Campingstühlen schlafen.

Das öffentliche Leben ist fast eine Kopie zu Bolsena. Das können wir bei unseren morgendlichen Cappuccinopausen in der Stadt feststellen. Wie in Bolsena beobachten wir ein äußerst aktives Gemeindeleben auf den öffentlichen Plätzen und Straßen.

 

 

Man kennt sich, man pflegt die Beziehungen wann immer sich eine Möglichkeit dazu bietet. Ob im Kaffee, auf dem Wochenmarkt, im Alimentari oder einfach im Vorbeigehen auch hier in Bracciano ist den Menschen das wichtig.

Bracciano 2 RenovierungsstauIn der Stadt selbst lässt sich ein noch recht großer Renovierungsrückstau beobachten. Auch ist das historische Gesamtensemble nicht mehr so lückenlos wie in Bolsena vorhanden. Bausünden aus der Nachkriegszeit stören deutlich das Gesamtbild. Die alles überragende Burg von Bracciano macht hier eine Ausnahme. Sie ist frisch renoviert und zu einem Museum ausgebaut. Bracciano 3 BurganlageAn vielen Stellen in der Stadt kann man erkennen, das nach und nach die alte Bausubstanz wieder in einem sanierten Zustand gebracht wird. Das wird aber noch viele Jahre in Anspruch nehmen.

Am Wochenende ist Straßenfest mit Kunsthandwerkermarkt, Feuerschlucker und Darbietungen unterschiedlichster Vereine der Stadt wie z.B. den Cheerleders, die von einem Platz zum nächsten ziehen und Einwohner wie Gäste mit ihrem Können beeindrucken. An nahezu jeder Straßenkreuzung  hat sich  eine Musikgruppe platziert. Nachdem sich alle Musiker eingespielt haben, wird es je nach Standort der Zuhörer streckenweise sehr laut und ziemlich schräg. Auch die Gaumenfreuden kommen bei diesem Stadtfest nicht zu kurz.

Bracciano 4 AperetivoWir genehmigen uns erstmal einen gepflegten Aperitivo und schauen von unserem exponierten Sitzplatz dem Treiben in der Stadt zu. Gerne hätten wir noch ein oder zwei Gläschen mehr zu uns genommen, doch wir müssen an den Rückweg und den steilen Weg hinunter zu unserem Wohnmobil denken, den wir auf jeden Fall unfallfrei in der Dunkelheit bewältigen wollen.

Zu diesen Stadtfesten in den Sommermonaten, so sagt man uns, gehört in Italien normalerweise immer ein Feuerwerk dazu. Die Zeit bis zum Beginn lassen wir uns von diesen Jazz Old Stars vertreiben.

 

 

Wie die italienische Finanzpolizei unsere Reisepläne durchkreuzt

Wir haben nördlich von Roms Flughafen bis hinauf nach Santa Marinella eine ganze Reihe von Wohnmobilstellplätzen direkt am Meer ausfindig gemacht. Doch welchen wir auch immer ansteuern, alle Einfahrttore sind geschlossen, niemand da. Ja, die Feriensaison ist vorbei. Wir können uns aber nicht vorstellen, das jetzt schon um Rom herum, total tote Hose ist. Gut, es ist 12 Uhr vorbei und es könnte ja Siesta sein. Doch dort wo Badebetrieb herrscht, haben wir so etwas noch nicht erlebt.

Dann füllen wir eben erstmal im nächsten Conad Superstore in Ladispoli unsere Vorräte und unseren Kühlschrank wieder auf und hoffen darauf dass wir etwas später mehr Glück haben.

Wir Rumpeln wieder die Küstenstraße entlang, die mehr aus Schlaglöchern besteht als aus Fahrbahnbelag. Hier sollen sich gleich vier Wohnmobilstellplätze in Meeresnähe befinden. Hurra, gleich beim ersten ist das Tor geöffnet. Wir fahren hinein doch alles sieht leer aus. An den Dünen steht ein größeres Holzhaus und daneben liegen viele Sportboote auf dem Sand. Sonst ist nichts zu sehen, alles ist ruhig. Komisch!

Wir fahren weiter in das Areal hinein. Auf einmal kommt uns ein korpulenter Herr mittleren Alters entgegen, der uns wie ein Flugfeldlotse auf einem Flughafen mit sich überkreuzenden Armbewegungen signalisiert, dass wir anhalten sollen. Wir haben verstanden, drehen um und verlassen das Gelände wieder. Die Szenerie wiederholt sich fast identisch auch am nächsten Platz. Der übernächste Platz ist verrammelt wie schon zur Mittagszeit. Wir rumpeln weiter über die reparaturbedürftigen Küstenstraßen zum nächsten Platz. guardia_di_finanzaAuch hier wieder geöffnet, aber niemand da. An den vorangegangenen Plätzen war uns ein kleiner weißer Zettel an den Informationsschildern an den Zufahrtstoren aufgefallen, den wir aber bisher keine Beachtung geschenkt haben. WoMoline steigt aus um Informationen über das, was hier vorgeht, zu erhalten. Den Text versteht sie nicht, aber die Unterschrift ist eindeutig: Guardia di Finanza

Die italienische Finanzpolizei, Guardia di Finanza, ist zuständig für das Thema Steuerhinterziehung in Italien. Schon seit vielen Jahren versucht die italienische Finanzpolizei durch Zuordnung von Luxusgütern, wie z.B. sündhaft teuren Sportwagen, Sportbooten und Freizeityachten, wertvollem Schmuck der z.b. bei Casinobesuchen oder Kulturveranstaltungen getragen wird, nachzuweisen, dass diese Güter mit dem bei den Finanzbehörden angegebenen Einkommen nicht hätten bezahlt werden können. guardia-di-finanza-autoAuf diese Weise versucht die Finanzpolizei Steuerhinterzieher dingfest zu machen. Dazu werden immer wieder an geeigneten Orten entsprechende Razzien durchgeführt. Davon war schon immer mal wieder in den Medien zu lesen. Ganz offensichtlich sind wir in eine solche flächendeckende Razzia geraten, bei der alle Strandbäder eines Küstenabschnitts, die auch Sportboote in Verwahrung haben, gleichzeitig von den Finanzbehörden „besucht“ werden.

Wir entscheiden uns keine weiteren Experimente zu machen. Wir fahren zum Braccianosee und hoffen auf eine ähnlich schöne Zeit, wie wir sie in Bolsena hatten.

Braccianosee 1

 

Die Sommerfrische der Päpste – Castel Gandolfo

Nach so viel Rom brauchen wir eine Auszeit. Gehirn Lüften ist angesagt. Wir sind abgefüllt mit Eindrücken, Kultur und Erlebnissen. Rom ist anstrengend und doch haben wir nur an der Oberfläche gekratzt.

Wir wollen noch einmal zum Meer und ein paar Tage nichts tun, bevor wir uns langsam wieder auf die Heimreise machen. Den südlichsten Punkt unserer dieser Italientour haben wir auf jeden Fall erreicht. Da unser Übernachtungsplatz vor den Toren Roms nur etwa 6 km von Castel Gandolfo entfernt liegt, beschließen wir noch einen kleinen Umweg über den Sommersitz der Päpste zu machen und dort unseren Cappuccino einzunehmen.

Auf der Fahrt dorthin sind wir entsetzt, wie viel Müll sich links und rechts der Straße angesammelt hat. Aber dazu werde ich noch gesondert etwas schreiben. Doch kaum erreichen wir die Ortsgrenze ist alles wieder picobello. Hier sind Touristen aus aller Welt unterwegs und siehe da: der Reinigungsdienst funktioniert wieder.

Castel Gandolfo 1 - Blick zum MeerCastel Gandolfo liegt auf einer Anhöhe mit fantastischem Rundblick aufs Meer, vorausgesetzt es herrscht klare Sicht. Auf der anderen Seite blickt man hinunter zum Lago Albano. Auf dem höchsten Punkt des Ortes steht der Palazzo Pontificio, der Sommersitz der Päpste – zumindest bis vor ein paar Jahren. Von hier aus hat man nicht nur den Blick zum Meer sondern gleichzeitig auch zum Lago Albano.

Der Weg hinauf zum höchsten Punkt ist gepflastert mit Läden, die das Interesse der Massentouristen wecken sollen, aber kaum geeignet sind, um die Bedürfnisse des täglichen Bedarfs der Einheimischen zu decken. Von Kunsthandwerk bis Trüffelsalami ist fast alles zu haben was noch den letzten Platz eines Touristenkoffers füllen kann. Dazwischen mischen sich Möchtegern-Kunstgalerien, Kunthandwerk-, Andenkenläden und natürlich Restaurants und Cafés. Es ist recht wenig los. Wir führen das drauf zurück, dass die großen Ferien in Italien bereits beendet sind. Doch das ist nicht der Grund, wie wir alsbald erfahren werden.

Auf dem kleinen Platz direkt vor dem Palazzo Pontificio lassen wir uns in einem Cafe nieder um unseren morgendlichen Cappuccino einzunehmen. Nur wenige Plätze sind besetzt. Wir kommen mit einem anderen Gast des Cafes ins Gespräch, der sehr gut deutsch spricht. Es stellt sich heraus, dass er und die anderen Gäste des Cafes Handelstreibende des Ortes sind. Die Nachbarhändler der Anwesenden bewachen solange ihre Läden solange sie im Café sind und würden sie holen, wenn sich doch ein Kunde in ihren Laden verirrt.

Wir erfahren, das aktuell der erimitierte Papst, „unser“ Kardinal Ratzinger, in Castel Gandolfo zugegen ist. Das sei an der Beflaggung am Palazzo Pontificio zu erkennen, erklärt man uns. Als Kardinal Ratzinger noch Papst war, da kamen die Touristen, genau so wie bei seinen Vorgängern, in Scharen. Doch heutzutage, mit dem neuen Papst ist der Touristenstrom deutlich abgeebbt. Papst Franziskus, der bekanntlich mit vielen vatikanischen Traditionen gebrochen hat, hat auch den traditionellen Rückzug des Papstes in den heißen Sommermonaten nach Castel Gandolfo nicht in sein Pontifikat mit übernommen und meidet Castel Gandolfo. So müssen die Handelstreibenden erkennen, dass ein erimitierter Papst,der sich nach seiner Abdankung zunächst nach Castel Gandolfo zurückgezogen hatte, kein Zugpferd für ihr Geschäft ist und die Traditionsbrüche des neuen Papstes für sie „geschäftsschädigend“ wirken. Unser Gesprächspartner witzelt, dass es durchaus sein könne, dass Franziskus nur deshalb nicht nach Castel Gandolfo kommt, weil er sonst auf den Ex-Papst Benedikt treffen würde. Mit dem für die Italiener typischen Humor, meint er, das Problem würde sich ja dann irgendwann mal durch „Gottes Abruf“ lösen. Sein verschmitztes Lachen verrät uns, dass er diese Aussage selbst nicht glaubt.

Knapp einen Monat nach unserem Besuch kündigt Papst Franziskus offiziell an, die Sommerresidenz künftig nicht mehr nutzen zu wollen und die Papst Wohnung wird zu einem Museum umgewandelt.

Um ganz ehrlich zu sein, Castel Gandolfo gibt nicht viel mehr her als einen „Cappuccino-Ausflug“ mit Ausblick zum Meer, und wenn man Glück hat, mit einem netten Plausch im Cafe. Alles andere hatten wir schon. Der Ort und die Pfarrkirche San Tommaso da Villanova sind ganz nett anzuschauen, aber wir sind uns einig: den Umweg hätten wir uns sparen können.

Rom – Stadt-Ansichten

Rom hat als Stadt so viele Facetten, das eine alles abdeckende Beschreibung unmöglich erscheint. Die Kontraste in dieser Stadt sind zum Teil so groß, dass man nur durch den Wechsel von einem Stadtteil zum nächsten glaubt in einer anderen Stadt zu sein. Das gilt für die Bebauung genauso wie für die Menschen.

Rom ist genauso eine die Welt integrierende Metropole, als auch ein Dorf. In Rom pulsiert das Leben und gleichzeitig hat man das Gefühl sich in einem (bewohnten) Museum aufzuhalten.

Das was ich nicht gefunden habe, das für mich typisch für eine Weltmetropole ist, sind moderne Hochhäuser. Das heißt nicht, dass es vielleicht doch irgendwo doch welche gibt, aber wenn, dann fallen sie nicht auf. Das unterscheidet Rom auf jeden Fall von anderen Metropolen wie London, NY, Madrid oder Frankfurt.

Der größte Unterschied besteht für uns in der Lebensart der Menschen in dieser Stadt. Es ist eine nicht zu beschreibende Mischung aus mediterraner Lässigkeit, großstädtischer Weltoffenheit, und provinzieller Verschmitztheit. Zu dieser Stadt gehört die mondäne Jet-Set-Lady mit Sophia-Loren-Blick genauso wie der Baywatch-muscle-boy vom nahen Badestrand, oder die afrikanische Nonne auf Vatikanbesuch.

Um diese Besonderheit oder Einzigartigkeit zu erfühlen benötigt man Zeit und die Muße die Menschen in dieser Stadt über längere Zeit zu beobachten. Wen es also interessiert der muss schon selbst hinfahren. 😊

Zum Abschluss unseres Rombesuchs noch ein paar „Stadt-Ansichten“ jenseits der berühmten und bekannten Gebäude und Plätze.

Rom – Stadt der Brunnen

Rom 13 - Brunnen 8Die großen Wasserspiele, wie der Trevi-Brunnen, oder die Brunnen auf der Piazza Navona, sind wohl den aller Meisten bekannt. Sie gehören zu Rom, wie der Papst zum Vatikan. Zunächst ist uns das gar nicht aufgefallen. In Rom gibt es neben diesen berühmten Springbrunnen ungefähr 2000 Trinkbrunnen, an denen sich die Römer mit ihren mitgebrachten Trinkflaschen kostenlos mit Trinkwasser versorgen können. Die vielen Touristen die das nicht wissen, kaufen sich in den Touristenshops das teure Mineralwasser. Die Römer hingegen, haben oft eine Trinkflasche in ihren Taschen, die sie bei Bedarf an den öffentlichen Trinkbrunnen kostenlos auffüllen. Das hat Tradition in Rom und es hat bis heute noch niemand gewagt, diese kostenlose Wasserversorgung abzuschaffen.

Update 2017: Mitte Juli 2017 spekuliert erstmalig die römische Stadtverwaltung darüber, ob aufgrund der extremen Trockenheit und des dadurch bedingten sehr niedrigen Wasserstandes in den Wasserspeichern rund um Rom, nicht ein Teil oder gar alle Brunnen in Rom abgeschaltet werden müssen.

Was sich Politiker bisher nicht trauten, das schafft der Klimawandel mit links! 😉 Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt. Denn Rom ohne diese Wasserspiele und Brunnen wäre nicht Rom.

Wie aus der Institution „Rom“ Italien wurde

Rom 12 Monumento Nazionale a Vittorio EmanueleWenn wir von Rom sprechen, so meinen wir oft das römische Weltreich, den Vatikan und manchmal eben auch die Hauptstadt Italiens. Die ersten beiden Bedeutungen des Wortes Rom sind jedem halbwegs gebildeten bei uns bekannt. Doch wie letztlich die Italienische Nation, wie wir sie heute kennen, entstand, das ist uns gar nicht so präsent. In meinem Bewusstsein tauchte die Italienische Nation erst Mitte des 20. Jahrhunderts mit Mussolini und Hitler auf.
Für die Einigung und Entstehung der italienischen Nation aus den Trümmern des römischen Imperiums gibt es in Rom ein Monument, das Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele, über das man bei Streifzügen in Rom fast zwangsläufig stolpert.

Unter dem Titel „Zum Zentrum der Macht“ findet sich bei Heinz und Christine folgende Aufklärung:

Bei unseren Streifzügen durch Rom waren uns schon mehrmals die beiden Quadrigen auf dem Dach eines weißen Gebäudes aufgefallen, die in der Nähe des Kapitolhügels aus dem Häusermeer herausragten. Als am Dienstag, dem 18.10. nach einer Schlechtwetterphase mit viel Wind und Regen die Sonne wieder hervorkommt, beschließen wir, heute den Monte Capitolino zu besteigen [weiterlesen…]

 

Das antike Rom (3) – Die Königin der Straßen – Via Appia Antica

Im letzten Artikel ging es um die Beziehungen der Römer untereinander und in die Welt, die sie für eine gewisse Zeit beherrschten.
Dieses Beziehungsnetzwerk brauchte eine physische Infrastruktur zur Absicherung der Macht und für den wirtschaftlichen Erfolg des Gemeinwesens. Das waren die Handelswege und Straßen. Im Konfliktfall machten die Strassen die schnelle Verlegung militärischer Verbände möglich, zur Absicherung von Macht und Einfluss der römischen Upper Class. Sie waren so etwas wie die Lebensadern Roms. Über die Königin dieser antiken Straßen berichten Heinz und Christine von der Anima Mea unter dem Titel:

Die Königin der Straßen

Broadway, Champs Elysees, Kurfürstendamm und Elbchaussee; Seidenstraße, Jacobsweg und Alte Salzstraße: Das sind Namen, die mir spontan einfallen, wenn ich an Straßen denke. Es sind Hauptstraßen, Prachtstraßen, Pilgerstraßen oder Handelsstraßen: alt, berühmt und viel befahren. Irgendwann habe ich ihren Namen erfahren, sei es, weil ich von ihnen gelesen oder gehört habe, oder weil ich selbst über eine dieser Straßen gelaufen bin. Doch es gibt da eine Straße, deren Name ich noch vor all den anderen kannte!

Es muss wohl einer meiner engagierten Landschullehrer gewesen sein, der in früher Schulzeit im Geschichtsunterricht den Namen Via Appia nannte. Fiel dieser Straßenname, tauchten vor meinem geistigen Auge stets Heerscharen von römischen Soldaten auf, die aus Rom hinauszogen, um die Welt zu erobern. Auch die Frage „Quo vadis?“ war eng mit dem Namen Via Appia verbunden, wodurch das Geschichtsträchtige dieser Straße zusätzlich einen mystisch-heiligen Aspekt bekam. [weiterlesen…]

 

Das antike Rom (2) – Römischer Klüngel

Wer über Rom und seine Entwicklung zu einem Weltreich spricht, der muss auch über die „Beziehungspflege“ der damals Herrschenden, sprechen. Heinz und Christine von der Anima Mea bezeichnen das als etwas rheinländisches – einen römischen Klüngel. 😃 Vornehmer könnte man das auch als „Teile und Herrsche“ bezeichnen – Klüngel ist aber volkstümlicher und das versteht jeder. 🙂

Hier nun ihre „römischen Erkenntnisse“:

Für alle „Nicht-Rheinländer“: Das Wort Klüngel bezeichnet ein System gegenseitiger Gefälligkeiten und Hilfeleistungen, wobei sich gesellschaftliche, politische und unternehmerische Interessen vermischen. Dieses Wort kam mir immer wieder in den Sinn, als ich mich während und nach unseren Sightseeing-Touren durch Rom mit dem ersten römischen Kaiser beschäftigte. Er herrschte von 31 vor bis 14 nach Christus. Angesichts seiner schwachen körperlichen Konstitution hatte er mit einer so langen Amtszeit gar nicht gerechnet. Nach einem Start als ehrgeiziger, manchmal auch grausamer und skrupelloser Kämpfer an der Seite Caesars endete er als mächtiger, geschickt regierender Alleinherrscher, der seinem Reich Frieden und Wohlstand gebracht hatte. Viele hören seinen Namen, bevor sie den ersten Geschichtsunterricht haben, denn er wird auch am Anfang der Weihnachtsgeschichte genannt:

Kaiser Augustus. Genauer gesagt: Imperator Caesar Divi filius Augustus.[weiterlesen…]

 

Das antike Rom (1)

Wer sich mit Rom beschäftigt, dem kommt auch immer das alte, das antike Rom in den Sinn. Das Bild über das antike Rom in unserem Kopf ist geprägt durch den Geschichtsunterricht, den wir in der Schule alle genießen durften. Ebenso haben die, in den Medien verbreiteten Bilder der stummen Zeugen aus Stein der römischen Geschichte, wie z.B. das Colosseum, unsere visuelle Vorstellung vom alten Rom geprägt. Noch viel mehr prägend sind die Bilder in unserem Kopf von Geschichten über „Cäsaren“, römische Stadthalter und Feldherren, Senatoren, Prätorianern und Gladiatoren, wie sie uns immer wieder durch Hollywood mehr oder weniger realistisch präsentiert werden.

Wer kennt sie nicht die Blockbuster: „Quo Vadis?“ mit Peter Ustinov oder „Ben Hur“ mit Charlton Heston in den Hauptrollen? Wer kennt es nicht, das in der Filmgeschichte berühmt gewordene Wagenrennen in dem Monumentalfilm Ben Hur? Im antiken Rom wurden diese Rennen im Circus Maximus zur Volksunterhaltung veranstaltet. Die in Hollywood filmisch aufbereiteten Bilder lassen uns glauben, dass zu damaliger Zeit die Pferderennen ein wesentlich dramatischeres Spektakel waren, als es bei den heutigen Veranstaltungen in Baden-Baden Iffezheim, Berlin Hoppegarten oder in Ascot in zu beobachten ist.

Rom 10 Circus MaximusAuf einem unserer Streifzüge durch Rom sind wir auch an diesem Circus Maximus vorbeigekommen. Mein Bild von der Arena ist natürlich ganz klar von dem erwähnten Film „Ben Hur“ geprägt. Doch als wir das Gelände in Rom bei 35 Grad ablaufen, bekommen wir erst einen Eindruck, wie riesig dieses Veranstaltungsgelände für die damalige Zeit war. Diese Weitläufigkeit hätte ich nach dem filmischen Vorbild nicht erwartet. Auch das Forum Romanum, das sich vom Circus Maximus bis hin zum Colosseum erstreckt, hat riesige Ausmaße; auf jeden Fall größer als ich mir das vorgestellt habe.

Wir hatten schon zu Beginn unserer Reise entschieden, dass wir das antike Rom nur streifen wollen, um einen kulturhistorischen Bulimieanfall vorzubeugen. So belassen wir es bei einigen visuellen Eindrücken.

Zum Glück gibt es da ja Heinz und Christine. Die haben bei ihren Streifzügen einen Monat später das antike Rom genauer unter ihre Lupe genommen.

Unter der Überschrift: Über sieben Hügel musst du gehen beschreiben Heinz und Christine einen Teil des antiken Roms:

Das weiß wohl jeder: Das antike Rom erstreckte sich über sieben Hügel. Ihre Namen kennt sicher nicht jeder: Palatino, Capitolino, Aventino, Celio, Esquilino, Viminale, Quirinale. Die Fläche dieses antiken Stadtgebiets beträgt 143 Quadratkilometer, wogegen die Gesamtfläche Roms heute 1285 Quadratkilometer beträgt. Was auch jeder weiß: Rom wurde der Sage nach von Romulus und Remus gegründet. [weiterlesen]

In einem weiteren Beitrag beschäftigen sich Heinz und Christine mit dem Monte Paladino und dem Forum Romanum bishin zum Colosseum unter dem Titel:
Zum Nabel der Welt

wandern wir von der Keimzelle Roms auf den Palatin hinunter zum Forum Romanum. Dort erstreckt sich im 7. Jahrh. vor Christus zwischen dem Monte Palatino und dem Monte Capitolino eine sumpfige Ebene. Zunächst werden hier die Toten begraben. Doch 600 vor Christus beginnt der römische König Lucius Tarquinius Priscus mit dem Bau der Cloaca Maxima. [weiterlesen]

 

Taschendiebe

Schon in Bolsena sind wir von dem netten Verkäufer in der Olivenpresse vor den Kinder-Taschendieben in Rom gewarnt worden. Ohne das wir ihn danach gefragt hätten, erklärte er uns, dass die Kinderdiebe in Rom wohl seit langem ein Ärgernis seien und er entschuldigte sich gerade zu dafür, dass dieses Phänomen nun schon seit langer Zeit existiert und nicht gelöst wird.
TaschendiebNun sind wir keine ängstlichen Menschen und ich bin durch meine beruflichen Reisen in der Vergangenheit recht vertraut mit dem richtigen Verhalten in unbekannten Umgebungen. Ich hatte zwar schon von dem Thema der Kinderdiebe speziell in Rom gehört, aber als eine konkrete Gefahr habe ich das für uns nicht identifiziert. Alle erfahrenen Reisenden wissen das: in Gebieten in denen viele Touristen auftreten finden sich auch immer ein paar Zeitgenossen die sich auf illegale Weise an diesen Reisenden versuchen zu bereichern. In Reisemagazinen, in Blogs, in Reiseführern und ab und an in Zeitungen und Rundfunkbeiträgen wird immer wieder auf das richtige Verhalten hingewiesen. Wer diese Verhaltensregeln beherzigt, der hat in der Regel auch keine Schwierigkeiten.
Ich denke wohl auch gar nicht mehr so wirklich darüber nach und glaube zumindest automatisch das Richtige zu tun.

Interessant wird es, wenn man unvermittelt mit einer entsprechenden Situation konfrontiert wird. Man bekommt kostenlos einen Realitätscheck.

Rush Hour in der Metro

Wir sind nach einem Streifzug durch Rom auf dem Weg zurück zum römischen Hauptbahnhof Termini. Zu dieser Zeit sind sehr viele Menschen mit der U-Bahn unterwegs. Die Bahnsteige sind voll, es herrscht ein Gewusel von Menschen, das den Ortsunkundigen etwas unsicher werden lässt, ob er auch dahin kommt wohin er will. Man wird durch die Menschenmasse in den unterirdischen Gängen einfach irgendwo hin geschoben.
Als wir dicht gedrängt am Bahnsteig auf den nächsten Zug warten, habe ich kurzen Augenkontakt mit einem sehr jungen Mann, der modisch und gut gekleidet mit adretter Frisur und zwei Knöpfen im Ohr mich freundlich anlächelt. Mir fiel das deshalb so besonders auf, weil üblicherweise in Massenverkehrsmitteln die Menschen eher in einer Art Delirium oder Wachschlaf mit versteinerter bis grimmiger Miene unterwegs sind.

Die nächste U-Bahn donnert in den U-Bahnhof hinein. Der Zug steht noch nicht, doch die Menschenmenge orientiert sich sofort in die Richtung, in der sich die nächste Tür befinden wird, wenn der Zug erst einmal steht. Instinktiv nehme ich den locker über meine Schulter baumelnden Rucksack vor meine Brust, umschlinge diesen fest und nehme WoMoline an die andere Hand, um nicht von ihr durch die schiebende Menschenmasse getrennt zu werden.

Die U-Bahn ist schon voll besetzt. In den Bereichen für das Aus- und Einsteigen sind noch einige Stehplätze verfügbar. Wir werden praktisch in den Waggon hinein geschoben. Sich dagegen wehren wäre zwecklos. Wir stehen schon dicht an dicht, doch noch immer drücken weitere Fahrgäste vom Bahnsteig aus nach. Echtes Tokio-Feeling – nur die freundlichen Herren mit den weißen Handschuhen, die noch etwas nachhelfen die U-Bahnsardinenbüchse  randvoll zu machen, die fehlen hier. Ich versuche mich zu orientieren. WoMoline und ich umklammern wie beim Tabledance eine Haltestange.

Die Attacke

Schräg rechts vor mir, in Richtung Ausstieg entdecke ich den jungen Mann vom Bahnsteig wieder. Er lächelt mich wiederum freundlich an. Ich mustere den jungen Mann von oben nach unten und versuche sein Alter einzuschätzen.
Dem Auftreten nach hätte ich gesagt 16 oder 17 Jahre. Den Gesichtszügen nach aber höchstens 13 oder 14. Ich schaue in Richtung Fußboden und sehe wie er mit seinen Fingern wie ein Klaviervirtuose kurz vor Beginn seines Auftritts Bewegungsübungen macht. In diesem Moment erinnere ich mich wieder an das Gespräch mit unserem Olivenölverkäufer. Kinderdiebe!
Instinktiv bewege ich meine freie Hand zu meiner Gesäßtasche, in der meine Geldbörse steckt. Alles noch da. Die Bahn setzt sich in Bewegung und nimmt Fahrt auf. Noch immer lächelt mich der junge Mann fast ein wenig arrogant an. Ich weiche seinen Blicken aus. Gleichzeitig überkommt mich ein sehr ungutes Gefühl. Der Zug fährt in den nächsten Bahnhof ein. Die Türen öffnen sich, doch niemand steigt aus. Die auf dem Bahnsteig Wartenden haben keine Chance auf eine Mitfahrgelegenheit. Nichts bewegt sich. Mit der einen Hand umklammere ich nach wie vor unseren Rucksack. Meine Finger befinden sich natürlich an der neuralgischen Stelle, an der der Rucksack zu öffnen ist. Mit der anderen Hand überwache ich meine Gesäßtasche, in der aber nur wenig Bargeld und kein Plastikgeld, aber mein Personalausweis steckt. Das Plastikgeld und die größeren Scheine sind im Brustbeutel verstaut. Es tritt in meinem Gefühlsleben wieder eine gewisse Beruhigung ein, nachdem ich feststellen kann, das die Reisekamera auch sicher verstaut ist.
Dann schließen sich die Türen wieder. Im Augenwinkel kann ich erkennen, das ein junges Mädchen, welches direkt an der Tür steht, die Tür blockiert, sodass die Tür wieder aufspringt. Sie steigt aber nicht aus und so wirkt ihr Verhalten doch etwas seltsam. Ein Fahrgast der auf der anderen Seite der Tür steht spricht die junge Frau an und deutet mit der rechten Hand auf den jungen Mann. Was er zu ihr sagt kann ich nicht verstehen, es klingt aber nicht sehr freundlich. Wie für Italiener üblich steigert sich die Ansprache sehr schnell zu einer sehr deutlichen und eindringlichen Lautstärke. Ich überprüfe wieder Rucksack, Gesäßtasche, Kamera und auch den Brustbeutel. Alles okay.

Der Zug hat sich schon längst wieder in Bewegung gesetzt. Der Redeschwall des Fahrgastes wird immer lauter (nicht nur wegen dem Fahrgeräusch) und drohender. Er dreht seinen Kopf in meine Richtung und sagt in lautem aber freundlichem Ton etwas zu mir. Ich verstehe es natürlich nicht.
Ein anderer Fahrgast der mit seinem Rücken mir zugewandt an meiner rechten Schulter steht und wohl aufmerksam das Geschehen verfolgt hat, dreht sich zu mir und sagt in gutem Englisch: „be careful, be careful and check your wallet.“ Der junge Mann den ich immer noch mit einem Auge unter Beobachtung habe, wendet seinen Blick von mir ab. Nun habe ich keinen Zweifel mehr der junge Mann und die junge Dame an der Tür gehören zusammen.
Das scheint der Trick der Kinderdiebe zu sein. In einem günstigen Moment, beim Schließen der Zugtüren, wird ein Tourist beklaut, der Zweite blockiert die Tür, damit der Dieb mit der Beute im Gewühl der U-Bahngänge verschwinden kann. Wir sind wohl gerade eben einer solchen Attacke entgangen.
Die Türen öffnen sich wieder in der nächsten Station. Die beiden mutmaßlichen Kinderdiebe verschwinden, ohne sich gegenseitig eines Blickes zu würdigen.

Also alles richtig gemacht?

Ich bin ganz ehrlich. Ohne die Warnung unseres netten Olivenölverkäufers wäre ich wohl nicht so aufmerksam gewesen. Ich hätte den Ernst der Lage wohl erst später erkannt. Ob der junge Mann dann erfolgreich gewesen wäre, das sei dahin gestellt.

Aus dieser kleinen Rom-Erfahrung ziehe ich für mich zwei Lehren.

  1. Auch alle Routinen, die man sich als Vielreisender, oder erfahrener Reisender angewöhnt hat, sind immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, denn die Spitzbuben sind dauerhaft kreativ und entwickeln ihre Vorgehensweisen weiter. Die angewöhnten Sicherheitsroutinen sind aber nicht kreativ! und entwickeln sich nicht weiter! Sie bleiben unreflektierte Gewohnheit die mittelfristig von den Spitzbuben antizipiert werden.
  2. Egal wie erfahren man als Reisender ist, die Erfahrungen und Ratschläge der Einheimischen sollte man immer ernst nehmen.

Wir wünschen allen eine gute Reise, ohne Angst – aber mit Aufmerksamkeit und wachem Verstand.