Die Donau entlang – von Passau nach Wien #10

Radtouren1An den nächsten beiden Tagen machen wir einige Ausflüge mit dem Fahrrad in die Umgebung. Den Tagesabschluss gestalten wir dann in einem Heurigen. Wir probieren den Wein und natürlich auch die dazu angebotenen Speisen und in einem Weingut bleiben wir an einem Cabernet-Sauvignon hängen der schmeckte uns so gut, dass wir gleich zwei Kisten ordern, die wir am Abfahrtstag abholen wollen. Einen Cabernet-Sauvignon hätte ich in der Wachau nicht erwartet. Die Wachau ist für mich eher mit Zweigelt und grünen Veltliner verbunden. Auch in der Wachau scheinen die Winzer Neues auszuprobieren und sich dem allgemeinen Zeitgeist und Zeitgeschmack anzupassen.

Radtouren3Unser letzter Tag. Sehr angenehme Frühtemperaturen laden uns zum Frühstück im Freien ein. Wir wollen noch einmal nach Dürnstein hinüber fahren und noch ein paar typische Mitbringsel einkaufen. Das Flusskino vermeldet: insgesamt sechs Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker. Wir sehen schon von der anderen Uferseite, dass dort eine kleine Völkerwanderung im Gange ist. Noch wissen wir nicht was uns erwartet.
Als wir am unteren Stadttor den historischen Stadtkern betreten, erkennen wir das ganze Ausmaß der Völkerwanderung. Der gesamte Ortskern ist schlicht und einfach vollkommen überfüllt. In den Restaurants ist kein Platz mehr zu bekommen, in den Souvenirläden schubsen sich die Touristen gegenseitig von den Auslagen weg. Das ganze ist nur noch eine Touristen Abfertigung. Wir sind etwas sprachlos aber auch entsetzt. In Stoßzeiten, insbesondere an Wochenenden, gehört der Ort nicht mehr der einheimischen Bevölkerung sondern nur noch den Touristen. Uns kommen wieder die beklemmenden Gedanken in den Sinn, die uns schon bei unserem Besuch im Kloster Melk durch die Köpfe gingen. Hier geht es zwar nicht um ein UNESCO Weltkulturerbe, aber es geht hier um einen Ort in dem Menschen leben, und die ein recht auf ihre Heimat und ihr Zuhause haben.

Es kann aus unserer Sicht nicht sein, dass ein paar wenige Geschäftsleute (Ladenbesitzer, Gastronomen und Hoteliers), mit ihren Interessen ein ganzes Dorf okkupieren und die Bevölkerung zu eine Geisel ihrer Interessen machen. Ja, ich höre schon wieder das Argument: Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum… sicher, der eine oder andere Arbeitsplatz fällt da schon für die einheimische Bevölkerung ab. Die überwiegende Mehrheit allerdings, verdient auf andere Weise ihren Lebensunterhalt und die müssen Einschränkungen in ihrem Heimatort und ihrem Zuhause hinnehmen.
Etwas ratlos beschließen wir unseren Rückzug, radeln nach Krems und besorgen unsere Mitbringsel dort.

VollmondWir hatten, bis auf die ersten Tage, bestes Wetter auf unserer Tour. Doch nun, vermeldet der Wetterbericht eine deutliche Wetterverschlechterung. Es scheint fast so, als ob Petrus ganz genau weiß, wann unsere Reise zu Ende geht.
Ach, ja; da war noch was: Eine wunderschöne Vollmondnacht bei angenehmen Themperaturen…

Fazit: Eine erlebnisreiche und schöne abwechslungsreiche Tour. Wien werden wir wieder besuchen, um dann mehr ins Detail zu gehen. Genau so interessant wird der Vergleich mit einer ähnlichen Tour nach Prag sein, die wir uns schon fest vorgenommen haben.

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #9

Langsam wird es Zeit für die Rückreise. Ursprünglicher Plan: Richtung München mit Zwischenstopp Attersee. Ausnahmsweise fahren wir Autobahn, um Strecke zu machen. Kaum sind wir unterwegs, türmen sich Wolken am Alpenhauptkamm auf. Das gefällt uns gar nicht. Das ist das Schöne beim Reisen mit dem Wohnmobil, wir disponieren um, setzen den Blinker nach rechts und biegen ab Richtung Krems und auf geht’s wieder in die Wachau. In dieser Richtung ist nach wie vor blauer Himmel und die Wachau hat uns ohnehin sehr gut gefallen. Zudem haben wir das Gefühl, dass unsere Köpfe so voll mit Eindrücken sind die erstmal verdaut werden müssen. Da hilft bestimmt Relaxen, Radeln, Wein trinken, Heurige besuchen und gutes Wetter in der Wachau. Wir landen wieder in Rossatz aber diesmal auf einem Campingplatz direkt an der Donau mit grandiosem Blick.

Rossatz2 - CampingplatzWir bekommen nur einen Platz in der zweiten Reihe, aber das macht nichts. Auf dem direkt gegenüberliegenden Donauufer liegt Dürnstein. Dürnstein, ein Touristen Wallfahrtsort, vor allem für Flussschiffsreisende, wird architektonisch von einer alten Festung, von der nur noch einige Mauern stehen und einem alten Augustinerkloster beherrscht. Wir nehmen die Fahrradfähre um und den Ort etwas genauer anzuschauen. Wir finden einen fast etwas verträumten Ort vor. Es sind kaum Menschen unterwegs abgesehen von ein paar Fahrradtouristen. Diese scheinen aber mehr an der Wegstrecke selbst als am Ort interessiert zu sein. Uns fallen einige Restaurants auf, die nicht von den Einheimischen sondern von durchreisenden Touristen leben. Doch alles ist leer. Wir wundern uns ein wenig, denn es ist ja immerhin schon Reisezeit und das Wetter ist ebenfalls gut.
Ebenso fallen uns viele Souvenirläden auf, in denen sich außer dem Verkaufspersonal keine weiteren Menschen aufhalten. Ich frage mich: von irgendwas müssen die doch leben?
Des Rätsels Lösung werden wir erst später erfahren.

Hauptattraktion der feilgebotenen Mitbringsel ist alles was irgendwie einen Bezug zu Marillen hat. Neben dem Wein finden sich hier in der Region vor allem Marillenbäume. Da gibt es Marillenmarmelade, Marillenseife, Marillendüfte, Marillenlikör und natürlich Marillenschnaps.

Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als in Deutschland und Österreich noch Mark und Schilling (im Verhältnis  1:7 😉) regierten. In Grenznähe gab’s die „Mitbringsel-Läden“ in denen neben allerhand Kitsch der damals in Österreich wesentlich billigere Stroh-Rum und eben der Marillenschnaps angeboten wurde. Diese Läden in Grenznähe sind seit der Einführung des Euro aber weitestgehend verschwunden. Aber viele kennen sicher noch die runde Flasche mit dem Bailoni-Etikett. Und das Stammhaus des Herstellers ist eben nur ein paar Kilometer weiter in Krems.

Dürnstein1Dürnstein2Es ist ein hübscher Ort; eng gedrängt an den Hang gebaut und in gepflegtem Zustand, so wie man es von einem Touristenort erwartet. Wir wenden uns dem Kloster zu. Am Eingang empfängt uns ein Mann der, nach seiner Kleidung zu urteilen, wohl der Gärtner sein muss und gleichzeitig auch noch das Eintrittsgeld kassiert. Wir kommen mit ihm ins Gespräch. Schon sein englischer Akzent lässt mich daran zweifeln, dass der Gärtner wirklich ein Gärtner ist. Er klärt uns darüber auf, dass der Augustinerorden, zu dem dieses Kloster gehört, der älteste Orden in der Katholischen Kirche ist. Er erzählt uns so einiges über das Ordensleben, die wesentlichen Prinzipien des Augustinerordens, das in Dürnstein keine Bruderschaft mehr existiert, das aber ein benachbartes Kloster immer ein Mitglied ihrer Bruderschaft abstellt um in Dürnstein die Seelsorge zu gewährleisten. Während des Gesprächs keimt in mir der Verdacht, dass wir gerade mit eben diesem Ordensbruder sprechen der derzeit diese Aufgabe übernommen hat. Auf kurios sympathische Weise hält unser Gesprächspartner seine Erzählungen über sich selbst in der dritten Person eisern durch und gibt sich nicht zu erkennen. Ja manchmal ist der Gärtner nicht nur der Gärtner, sondern auch der Pastor, der Seelsorger, der Eintrittskartenverkäufer und Fremdenführer. 😊

Wir verlassen Dürnstein und fahren mit unseren Fahrrädern entlang der Weinberge Richtung Krems. Es sind sehr viele Radwanderer unterwegs. In Krems überqueren wir die Donau. Nach einem gepflegten Cappuccino fahren wir zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Für den Rest des Tages machen wir Flusskino. Wir beobachten die Schiffe die hinauf und hinunter fahren. Die meisten sind Personen- oder Flusskreuzfahrtschiffe. Nach und nach legen an der gegenüberliegenden Donauseite die Kreuzfahrtschiffe an. Es ist interessant zu beobachten, wie die Flusskreuzfahrtschiffe die flussabwärts fahren zum Anlegen ein Wendemanöver machen. Im ersten Moment hat man den Eindruck, dass die Schiffe entweder mit dem Bug oder mit dem Heck am Ufer hängen bleiben müssten, doch die Kapitäne haben das gut im Griff und nutzen geschickt die beachtliche Strömung. Bis zur Dunkelheit liegen am gegenüberliegenden Ufer fünf Kreuzfahrtschiffe.
Dürnstein3Eines davon nervt uns ganz schön in der Nacht. Es scheint ein älteres Kreuzfahrtschiff zu sein, denn wir hören die ganze Nacht die Generatoren laufen, was unseren Schlaf etwas beeinträchtigt. Entschädigt wurden wir mit einem grandiosen Ausblick auf Dürnstein bei Nacht.

 

Nachtrag zur Hundertwasser-Erfahrung…

Nachtrag zum Beitrag „An der Donau entlang – von Passau nach Wien #8

csm_940x525px_herbst_blaetter_03_3c4fe0ff52Wem die Erfahrungen im Hundertwasser Museum nicht reicht, der sollte sich auf den Weg nach Bad Blumau in der Steiermark machen. Dort steht ein Hotel mit angeschlossener Therme, das von Hundertwasser gestaltet wurde. Normalerweise würde ich Wohnmobilisten keinen Aufenthalt in einem Hotel empfehlen. Man hat ja sein Hotel immer dabei. Doch beim Hundertwasserhotel ist das anders.

Hier ist meine Empfehlung: Fahrt mit eurem Schatz nach Bad Blumau, nehmt eine Portion Verliebtheit mit☺, lasst das Wohnmobil stehen, gönnt euch zwei oder drei Tage Relaxing in Hotel und Therme und erfühlt die Wirkung von Hundertwassers architektonischen Gestaltung.
csm_940x525px_innentherme_herbst_02_4817c55a3fEs ist wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Ob im Restaurant „Lass-Dir’s-Schmecken“ oder im Beauty-Center „Mach-Dich-Schön“, ob beim wandeln durch geschwungene Gange oder beim zweiten Frühstück in der Wasserlandschaft, ist alles etwas beruhigender, etwas entspannter, einfach ein bisschen anders als normal. Und das überträgt sich auch auf die anderen Gäste und auf das Angestellte Servivepersonal sowieso.
Wen es interessiert, hier geht’s zum Rogner Hundertwasser-Hotel. (Nein, wir bekommen keine Provision!)

Bildquelle: http://www.blumau.com

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #8

Naschmarkt: Der Viktualienmarkt Wiens. Oder ist es umgekehrt? Der Viktualienmarkt ist der Naschmarkt Münchens?
Naschmarkt: Der Viktualienmarkt Wiens. Oder ist es umgekehrt? Der Viktualienmarkt ist der Naschmarkt Münchens?

Ein herrlicher Morgen weckt uns. Auch die Wettervorhersage hat Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen angekündigt.
Heute steht der Naschmarkt auf dem Programm. Dieser täglich stattfindende Markt ist für Wien das Gleiche wie der Viktualienmarkt für München. Er ist vielleicht etwas südländischer und etwas orientalischer als der Viktualienmarkt. Wir sind in Wien ja auch etwas näher am Balkan dran. *lach

Eines unterscheidet sich jedoch stärker als früher. In München gibt es immer noch den manchmal etwas herben Charme der Münchner Marktfrauen, der für mich zum Viktualienmarkt dazugehört.

Naschmarkt: Ein Hauch von Orient. Leider nur noch ein Hauch.
Naschmarkt: Ein Hauch von Orient. Leider nur noch ein Hauch.

In meiner Erinnerung hatte der Naschmarkt vor 30 Jahren eine Entsprechung: der orientalische Touch – der Hauch von Basar, die Geschäftigkeit und die absolute Fokussierung auf den aktuellen Kunden, die ich vielfach bei meinen Reisen in arabische Länder im Basar immer wieder erleben durfte. Dies fehlte bei unserem heutigen Besuch und war gewichen zu Gunsten einer billigen Touristenanmache, wie man sie von Touristenbasaren kennt. An Kontaktaufnahmesätze kann ich mich auf jeden Fall nicht erinnern, wie zum Beispiel:
„Hey Hallo – Hallo Sie – Sie müssen probieren meine Humus – beste Humus in ganz Österreich; ach was ganze Welt“ (jemand, den ich noch gar nicht richtig wahrgenommen habe, fuchtelt mit einem Probierlöffel vor meiner Nase herum) – Sie probieren – ist mit Nüsse – besser als Viagra – ganz bestimmt …“
Das ist bestenfalls aggressive Verkaufskommunikation und hat nichts mit Wiener Gastlichkeit oder dem legendär charmanten Wiener Schmäh zu tun.

Auf dem Rückweg haben wir aber dennoch etwas eingekauft. Die Produktqualität war ausnahmslos topp und hatte ihren Preis. Discounterware sucht man hier vergebens.

Ich habe noch nie auf einem Herrenklo fotografiert. Bei Hundertwasser schon :-)
Ich habe noch nie auf einem Herrenklo fotografiert. Bei Hundertwasser schon 🙂

Wer nichts einkaufen kann oder will, der kann viele Genüsse des Naschmarkts auch vor Ort probieren in einer der unzähligen „Naschbuden“. Vom vor Ort frisch gerösteten Kaffee mit und ohne Gebäck, über Sushi und Kaviar, bis hin zum Wiener Schnitzel mit „Pommes“ und den in Wien an allen Ecken angebotenen Würstl ist alles im Angebot was dem Gaumen schmeichelt.

Das Hundertwasserhaus - Wie aus sozialem Wohnungsbau eine Touristenattraktion wurde.
Das Hundertwasserhaus – Wie aus sozialem Wohnungsbau eine Touristenattraktion wurde.

Der Rest des Tages sollte einem Mann gewidmet sein, der zu den wenigen österreichischen Künstlern gehört, die es schon zu Lebzeiten gleichermaßen zu Ruhm, Anerkennung, Respekt und Wohlstand in Österreich gebracht haben – Friedensreich Hundertwasser.

Er war schon ein 100%ig praktizierender „Grüner“, bevor die ersten ernüchterten 68iger und Atomkraftgegner anfingen zu lernen das Wort Nachhaltigkeit zu buchstabieren. Zu diesem Zeitpunkt hatte Friedensreich Hundertwasser schon längst begriffen was Nachhaltigkeit ist. So mancher Grünenpolitiker der 3. Generation denkt noch heute darüber nach, was den das sein könnte.

Das Hundertwasser Museum - einige Straßen weiter
Das Hundertwasser Museum – einige Straßen weiter

Hundertwasser: ein Provokateur, ein Visionär, ein Künstler mit ganz eigenem Stil, ein Geschäftsmann und respektloser Zeitgeist, der scheinbar alles hinterfragte was man hinterfragen konnte.
Auf seinen Spuren in Wien wandeln wir für den Rest des Tages.

Über Hundertwasser zu schreiben ist schwierig. Seinen Architekturstil, der auf wundersame Weise entschleunigt, muss man erleben, muss man erfahren. Mit Text kann man das keinem anderen Menschen nahebringen. Im Cafe frage ich eine der Bedienungen, wie sie mit dem nicht ebenen Untergrund zurecht kommt. Ihre Antwort zunächst mit einem Lächeln, man könne sich an alles gewöhnen. Aber der scheinbar unbedeutende Nachsatz hat es in sich: „aber es zwingt mich immer achtsam mit dem Tablett zu gehen, damit es kein Malheur gibt.“

Eingangsbereich Hundertwasser Museum - Eine Architektur die auf rätselhafte Weise entscheunigt, wenn man sich länger darin aufhält.
Eingangsbereich Hundertwasser Museum – Eine Architektur die auf rätselhafte Weise entscheunigt, wenn man sich länger darin aufhält.

Genau das ist es: Hundertwassers Architektur zwingt uns geradezu zur Achtsamkeit. Ja, und ein hohes Maß an Achtsamkeit ist die Voraussetzung um Nachhaltigkeit zu leben. Achtsamkeit ist die Voraussetzung, um das was um einen herum ist, respektieren zu können – , um in ewigen Kreisläufen zu denken und zu handeln! Kurz gesagt: Um mit der Natur zu leben und nicht als verantwortungsloser Bevollmächtigter eines Schöpfers.

Sich mit Hundertwasser zu beschäftigen ist für uns wie eine Reise zur Entschleunigung.

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #7

Die netten Nachbarn vom Stellplatz in Rossatz sind inzwischen auch in Wien eingetroffen. Wir verabreden uns zu einer gemeinsamen Stadtbesichtigung. WoMoline war ja noch nie in Wien und damit ist mein „Pflichtprogramm“ angesagt.

An der Ringstraße
An der Ringstraße

Auch wenn man nicht allzu viel von der Geschichte Wiens und der Habsburger parat hat, so erkennt man bei einem solchen Rundgang die Bedeutung dieser Stadt als einer der Zentren europäischer Geschichte. Eine Stadt der Verwaltung eines bedeutenden Reiches, eine Stadt der Kunst, der Architektur, der Musik und der Wissenschaften. Vor unserem geistigen Auge entsteht das Bild des Lebens der feinen Wiener Gesellschaft und des Hofstaates des Kaisers fast wie von selbst; nur durch das wirken lassen der beeindruckenden Gebäude und Straßenzüge. Natürlich wird unser im Geiste entstehendes Bild immer wieder von dem Kultfilm mit Romy Schneider verfälscht und verzerrt. Aber das macht im Grunde nichts. Etwas Romantik darf ja auch sein.

Der Stephansdom - genauer gesagt, das mit Wappentieren geschmückte Dach
Der Stephansdom – genauer gesagt, das mit Wappentieren geschmückte Dach

Wir beginnen am Stephansdom. Es ist Sonntagmorgen. Wir verhalten uns still und leise und treten in dieses beeindruckende Gebäude ein, nicht wissend, dass gerade eine Messe gelesen wird. Ich fotografiere nicht und bewege mich nur in dem hinteren Bereich des Doms, hinter den Absperrungen, um den Gottesdienst nicht zu stören. Trotz der Absperrungen versuchen etliche Touristen den Schutzbereich zu umgehen und eilen mit Blitzlichtgewitter durch die Gläubigenreihen. Die zusätzlich eingesetzten „Ordner“ sind hoffnungslos überfordert angesicts der Dreistigkeit einiger Touristen. Ich beobachte die Szenerie. Mir fällt eine kleine Tourigruppe auf, die sich nicht gerade zurückhaltend benimmt. Eine junge Frau löst sich aus der Gruppe und verwickelt am Zugang zu den Kirchenbänken den dort stehenden Ordner in ein Gespräch. Kurze Zeit später nutzen zwei andere aus der Gruppe die Unaufmerksamkeit des Ordners um hinter seinem Rücken in den abgetrennten Bereich einzudringen und in Paparazzi-Manier ihre Photos zu schießen. Ich bin entsetzt über so viel Egoismus und Respektlosigkeit.
Ich kann nur hoffen, dass wir Europäer nicht in gleicher Weise Tempel und Kultstätten und deren Gottesdienste in Asien und sonst wo in dieser Welt in so entweihender Weise behandeln.

Randnotiz: Dieser Vorfall mahnt uns, nicht zu vergessen, dass wir Gäste sind. Das sollte jedem WoMofahrer immer bewußt sein.

Blick vom Stephansplatz Richtung Julius Meinl am Graben.
Blick vom Stephansplatz Richtung Julius Meinl am Graben.

Dann geht es weiter. Mozarthaus, Graben, Julius Meinel (Die Wiener Kaffeeikone) und dann Einkehr beim K&K-Hoflieferant: Cafe Demel. Hier kommen wir um eine der üppigen Torten nicht herum. In früheren Zeiten konnte man noch in den beiden „Spiegelzimmern“ speisen. Das war immer mein Lieblingsplatz für den ich bereit war auch eine halbe Stunde zu warten. Spätestens, wenn dann das erste Tortenstückchen meine Lippen in „meinen Speiseraum“ passierte und ich erwartungsvoll meine Augen schloss, ja, dann war ich dem Wien von Beethoven, Mozart und Johann Strauss ganz nah. Leider sind die Spiegelzimmer heute zum Verkaufs- bzw Präsentationsraum umfunktioniert. Aber die Torten bringen mich auch heute noch zum Träumen.

Im Cafe Demel - K&K Hoflieferant
Im Cafe Demel – K&K Hoflieferant

Es geht weiter zur und durch die Hofburg, vorbei an der Spanischen Hofreitschule (für Liebhaber der hohen Kunst des Reitens ein MUSS) und zum Heldenplatz, Theresienplatz mit Naturhistorischem und Kunsthistorischem Museum, Museumsquartier, Justizpalast, Parlament, das Wiener Rathaus, gegenüber das Burgtheater nebst Cafe Landmann und etwas weiter die Universität.
Von dort aus nehmen wir die Tram zum Opernplatz, sehen die Oper und das ‚Sacher‘.
Weiter gehts zum Karlsplatz mit Künstlerhaus, Musikverein, Karlskirche und technischer Universität. Über den Schwarzenbergplatz bewegen wir uns wieder in Richtung Hotel Sacher und Kärntner Straße. Am Stephansdom beenden wir unseren Rundgang.
Es gäbe sicher noch einiges mehr zum Anschauen nur innerhalb der Ringstraße. Aber jetzt tun die Beine weh und wir drohen zu dehydrieren. Nun ist nur noch Erfrischung angesagt.
Den Abend lassen wir zu viert bei zwei Flaschen Wein in unserem WOMO ausklingen und lassen noch einmal die vielen Bilder und Endrücke an uns vorüberziehen.

Hofburg, Heldenplatz und Östreichische Nationalbibliothek
Hofburg, Heldenplatz und Östreichische Nationalbibliothek
Prunkvoll ausgestattet. Kunsthistorisches und das gegenüberliegende Spiegelbild, Naturhistorisches Museum. Auch ohne Museumsinventar ein Besuch wert.
Prunkvoll ausgestattet. Kunsthistorisches und das gegenüberliegende Spiegelbild, Naturhistorisches Museum. Auch ohne Museumsinventar ein Besuch wert.
Stadtbahnstation Karlsplatz mit Karlskirche im Hintergrund
Stadtbahnstation Karlsplatz mit Karlskirche im Hintergrund
Nicht nur in Salzburg ist Mozart "allgegenwärtig"
Nicht nur in Salzburg ist Mozart „allgegenwärtig“

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #6

Angenehme Temperaturen und viele Wolken am Himmel. Der eine oder andere Regenschauer erscheint möglich. Faulenzen steht heute ohnehin auf der Prioritätenliste auf Platz 1.

Am späten Nachmittag fühlen wir uns wieder fit und entschließen uns mit den Öffentlichen zum Heurigen nach Grinzing zu fahren. Ja ich weiß, Grinzing ist schon seit langem eine Touristenmeile. Nach Grinzing gehen ist ungefähr so, wie wenn man im Münchner Hofbräuhaus ein paar echte Münchner sehen wollte.

Nicht ganz richtig!
Wien4 Grinzing HeurigerEs stimmt zwar, dass sich viele auf den Massentourismus mit effizient organisierten Selbstbedienungs-Heurigen und organisierter Lustigkeit eingestellt haben. Andere versuchen sich durch aufgewertetes Ambiente, Edelgastronomie und Orientierung der Servicestandards an denen der etablierten Business-Hotelketten vom urtümlichen Wiener Heurigen zu differenzieren. Aber es gibt sie noch die Wiener Heurigen, man muss sie nur suchen. Wir haben einen der Fremdenführer in einem “ Selbstbedienungs-Heurigen“ angesprochen und ihn gefragt: Wo würde er oder ein echter Wiener in Grinzing hingehen? Und wir bekommen die Orte von einem äußerst freundlichen und liebenswürdigen Fremdenführer genannt. Er ist wohl etwas überrascht von Touris diese Frage gestellt zu bekommen und freut sich zu gleich darüber. Er plauderte munter darauf los, während sich seine Gruppe gerade sammelt. Mit der Empfehlung vom Fremdenführer Michael sind wir losgezogen.
Es hat inzwischen zu regnen begonnen und so ist der Aufenthalt im Garten nicht mehr möglich. Wir ergatterten noch einen Platz in der „guten Stube“, wo zwei Musiker mit Geige und Quetsche aufspielen. Gar lustig ist’s, die Speisen deftig und der Wein… hmm. Fahrt selbst hin und bildet euch euer eigenes Urteil.

Einzig die Tischnachbarin, die anscheinend richtig sauer ist, dass ihr Begleiter sich auf einen Smal Talk mit uns einlässt, passt nicht ganz zum harmonischen Stimmungsbild. Menschen die zum Lachen in den Keller gehen, passen nun mal nicht zu einem Heurigen, nicht in Grinzing, nicht in Wien, nirgendwo! Und daran hindern zum Heurigen zu gehen kann man sie auch nicht. Warum auch… sie füllen nur die restlichen freien Plätze auf.

Auf der Rückfahrt kommen wir mit der S-Bahn an der Volksoper vorbei – Hier wirkte der Rebell Mozart; aber das ist eine andere Geschichte. Es ist wohl gerade Vorstellungsende, denn es drängen so viele Menschen in festlicher Abendgardrobe in den Zug, wie ich es noch nie in einem öffentlichen Verkehrsmittel erlebt habe. Ja, ich hatte es schon vergessen, das hat mich schon vor 30 Jahren fasziniert – im Ballkleid mit der U-Bahn zu einer festlichen Veranstaltung fahren – das gibts in massenhaft wohl nur in Wien. Einzig bei einer aufgestylten Teeniegruppe bin ich mir nicht ganz sicher, ob die aus der Volksoper kommen oder nur zufällig auf dem Weg zum Abtanzen sind.

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #5

Aufgestanden, gefrühstückt, das Haus in Ordnung gebracht und das Abfahrritual durchgeführt. Jetzt geht ’s nach Wien.
Kurz hinter Krems öffnet sich das Donautal immer mehr und wir rollen Richtung Klosterneuburg. Ein flacher Landstrich der uns sofort an das Knoblauchstand bei uns in Franken erinnert. Es ist wohl das Gemüse- und Frischnahrungsmittelversorgungsgebiet für Wien. Wir streifen Zwentendorf, dort wo das einzige Atomkraftwerk Österreichs steht, das allerdings nie in Betrieb ging.

Wien1Wir fahren weiter nach Wien, hinein zum Romanplatz der an einem öffentlichen Strandbad an der Altdonau liegt. Eine Art Naherholungsgebiet mitten in der Stadt.

Nach einer kurzen Pause packen wir die Fahrräder aus und fahren nach Wien hinein.
Man sollte seinen Erinnerungen nicht grenzenlos vertrauen. So muss ich feststellen, dass meine Zeitkalkulation für die Fahrstrecke nur ein Drittel der tatsächlich benötigten Zeit betrug.
Wir fahren zunächst zur UNO-City. Vor 30 Jahren war das ein einzelner Gebäudekomplex der mir schon damals in dieser Stadt wie ein Fremdkörper vorkam. Daran hat sich, wie ich heute feststellen muss, grundsätzlich nichts geändert bis auf die Tatsache, dass sich noch etliche Fremdkörper dazugesellt haben. Mehr Zeilen sollte man für diesen städtebaulichen Unfug nicht spendieren.
Weiter geht’s über die Donau zum Praterstern (den Prater lassen wir links liegen) und zur Urania, einer alten Sternwarte, die in der Kaiserzeit unter anderem die Aufgabe hatte, durch einen Kanonenschuss mittags um 12 Uhr jedem Wiener die Möglichkeit zur Synchronisation seiner Uhr mit der „offiziellen“ Zeit zu geben.
Hier, wo die so berühmte Ringstraße beginnt, haben wir sozusagen den Kern des touristischen Wien erreicht.

Der Stephansdom
Der Stephansdom

Wir stellen gut gesichert unsere Räder ab und laufen die Kärntner Straße einmal hinauf, am Stephansdom vorbei bis zum ‚Sacher‘ und dann wieder zurück. Das muss für einen ersten Eindruck genügen.
Wir sind entsetzt über die Menschenmengen in der Innenstadt. Seit meinem letzten Besuch in Wien vor ca. 15 Jahren, sind rund um die Kärntner Straße eine Menge von Straßencafeplätzen hinzugekommen, die den Platz für die durch die Innenstadt hindurchgetriebenen Reisegruppen zusätzlich reduzieren.
Es ist Freitag. Vielleicht überlagert sich das Wiener Wochentagsleben mit den zum Wochenende hin verstärkt einfallenden Touristengruppen.

Vor lauter Touristen ist kaum noch ein durchkommen.
Vor lauter Touristen ist kaum noch ein durchkommen.

Zusätzlich scheint die Gruppengröße deutlich angestiegen zu sein. Mir fällt eine chinesische (vielleicht auch japanische) Gruppe auf, die durch ihre gelben Capies leicht zu identifizieren ist. Drei Omnibusladungen und ein Führer. Dank moderner Kommunikationstechnik ist das möglich. Ich frage mich, ob diese Führereffizienzsteigerung aus Kostengründen notwendig wurde, oder ob es einfach nicht genügend Fremdenführer in Wien gibt, die des Japanischen oder Chinesischen mächtig sind?

Wir fahren zurück zu unserem WOMO. Der Standort neben dem Strandbad wäre sehr schön gewesen, aber die Verkehrsanbindung ist nicht nach unserem Geschmack. So entscheiden wir uns quer durch die Stadt zu einem offiziellen WOMO Stellplatz zu fahren.
Nach diesem Programm sind wir erst einmal platt. Und so fallen wir auch bei Zeiten in unsere Kojen.

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #4

Melk-Krems1Wir rollen weiter die Donau hinunter. Wir hätten nicht erwartet, dass die Landschaftseindrücke so schnell wechseln. Es ist gut, dass wenig Verkehr ist und wir nicht ständig als wandelndes Verkehrshindernis auffallen.

Wir halten auch mehrfach an, um die Luft dieser wunderschönen Landschaften einzuatmen. Von einer Minute auf die andere befinden wir uns in einem Weinbaugebiet. Wir haben die Wachau erreicht. Es ist vielleicht landschaftlich der schönste Abschnitt auf unserer Tour nach Wien.

Melk-Krems2 Melk-Krems3
Krems1

Wir erreichen Krems. Es ist Zeit für eine Pause und einen Cappuccino. Am Rande der Kernstadt finden wir recht schnell einen Parkplatz. Ja, mit einem 6m-Mobil geht das😊. Ein hübsches Städtchen. Die auf einer kleinen Anhöhe stehende Kirche, erklärt uns ein Passant, ist architektonisch der kleine Bruder des Stefansdoms in Wien.

Piaristenkirche in Krems - der kleine Bruder des Stefansdoms
Piaristenkirche in Krems – der kleine Bruder des Stefansdoms

Ok, daß ist schon ein Vorgeschmack auf das was uns in Wien erwartet. Eine Art Wien im Kleinformat. Alles ist kleiner, Niedriger, bitte nicht falsch verstehen „Klein-Bürgerlicher“. Die Wirkung auf mich ist aber genau diese. Vieles erinnert noch an Wien, seine Architektur, seine Gassen, ja letztlich auch der gesprochene Dialekt, der an mein Ohr dringt.

Hier ein paar Impressionen.

Krems3 Krems4Krems5 Krems6

Apropos Cappuccino… wir sind in Österreich und in der altehrwürdigen K&K Kaffeekultur. Im Cafe regieren hier der Kleine und der Große Braune, die Melange, der Verlängerte usw. Wir müssen uns erst daran gewöhnen.

Das Wetter wird immer besser und die Temperaturen haben ein angenehmes, frühsommerliches Niveau erreicht. Wir fahren auf der anderen Donauseite ein Stück stromaufwärts bis nach Rossatz, einem kleinen Weinort. Hier wollen wir nächtigen und zuvor eine ausgedehnte Radeltour unternehmen.

Rossatz1Am Abend sitzen wir mit unseren Stellplatznachbarn zusammen. Ganz spontan schieben wir unsere Campingtische zusammen und haben einen improvisierten und vergnüglichen Abend. Den Wein den wir beisteuern ist zwar ein Spanier, das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Am späten Abend wird dann aus der lauschigen Runde ein Sommernachts-Feeling mit Wolldecke. Es ist eben noch nicht Hochsommer und die Temperaturen gehen in der Nacht noch in den einstelligen Bereich zurück.
Weinlaunig ziehen wir uns erst spät, bei wunderschönem Mondschein, in unsere Kojen zurück.

Die Donau entlang – von Passau nach Wien #3

Unsere Flucht aus Linz wird zunächst von unserem Navi sabotiert.
Es ist zwar schon etwas betagt, aber es hat vor 4 oder 5 Monaten ein Update bekommen. Es kennt seitdem die allermeisten Kreisverkehre, aber ich wundere mich seitdem auch manchmal über die Routenvorschläge. Doch heute wurde es extrem. Für eine Strecke von ca. 50 oder 60km veranschlagte es eine Fahrzeit von mehr als 4 1/2 Stunden. Wir suchten nach der Ursache, fanden aber keinen Grund. Wir versuchten es mit verschiedenen Zieleingaben. Aber einfach an der Donau entlang war unserem Navi zu trivial. Wir fuhren zurück zum Donaustellplatz in Linz, in der Hoffnung, von dort aus den Weg mit Hilfe klassischer „Schildernavigation“ zu finden. Das ging dann auch ganz gut. Man verlernt ja doch nicht alles. Dem Navi haben wir beleidigt nach dem gefühlt 30sten Mal „Bitte wenden“ den Saft abgedreht.

Linz-Melk1 DonauauenUnser Weg führt uns entlang der Donauauen Richtung Osten. Die Bäume und Sträucher der Donauauen verdecken oft den Blick zum Wasser. Wir fahren entlang eines scheinbar undurchdringlichen Donauurwaldes. Irgendwie ein bisschen Amazonasfeeling 🙂 aber ohne Moskitos und mit europäischem Reisekomfort. Die Auen wechseln ab mit einer klar abgegrenzten Flußlandschaft. Hier das Wasser, dort das Land, dazwischen Schutzwälle oder Schutzmauern gegen das gefürchtete Hochwasser. Linz-Melk 2 DonauEinen ersten längern Halt legen wir in Grein ein. Und nun wird die am Vortag in Linz eingekaufte Linzer Torte lustvoll den Geschmacks- und anschließend den Verdauungsorganen zusammen mit einem Cappuccino zugeführt.
Linzer Torte 2Wäre es nicht so kalt, es wäre ein guter Ort für eine Radtour entlang der Donau gewesen. Doch so belassen wir es dabei, den vielen Radlern beim Übersetzen mit der Fahrradfähre zuzusehen. Schon im Ort war uns die große Anzahl von Fahrradreisenden aufgefallen. An der Fährstation hatte sich eine riesige Warteschlange entwickelt. Wohl ein Nadelöhr für Radtouristen.

Grein an der Donau
Grein an der Donau

Wir fahren weiter nach Melk. Wenn wir über die Donau blicken entdecken wir immer wieder Gruppen von Radfahrern. Wir sind uns einig, wir wollen mit denen heute nicht tauschen.
Linz-Melk 3 DonauDafür ergötzen wir uns an der grandiosen Natur, an den vielen Nuancen des Grüns der Bäume und Wiesen, an den mal bedrohlich wirkenden Abhängen links und rechts der Donau, die sich mit lieblichen Landschaften, die eher „heile Welt“ verkörpern, abwechseln.

Melk1Kloster Melk. Schon von weitem erkennt man das imposante Bauwerk. Der Platz wurde von den Erbauern sehr bewusst gewählt. Weithin sichtbar weist es den Weg zu einem spirituellen Ort, dessen Ursprünge teilweise noch im Dunkeln liegen. Früher hatte ich mir immer, wenn ich nach Wien musste (meist beruflich) vorgenommen, in Melk einen Boxenstop einzulegen. Doch nie hat das geklappt.

Melk2Aber jetzt! Wir haben eine Abstellmöglichkeit für unser WOMO gefunden. Von der Zufahrtsstraße biegen wir in einen liebevoll restaurierten Ort ein. Wir durchwandern den Ort, gespickt mit Touristenläden und versuchen uns vorzustellen wie wir wohl im Mittelalter diese Kulisse erlebt hätten. Melk3

Heute wirkt sie aufgeräumt, sauber und einladend. Wir haben den Anstieg erklommen. Mächtig stehen die Mauern des Benediktinerklosters vor uns. Bevor wir überhaupt das Wichtigste dieses UNESCO Weltkulturerbes betreten haben ist uns klar, warum Melk zum Weltkulturerbe erhoben worden ist. Es hat eine großartige Ausstrahlung! Einen besseren Begriff dafür habe ich in meinem Wortschatz nicht parat.
Bilder können dies nicht transportieren und seien sie noch so professionell aufgenommen, sie können bestenfalls den Wunsch auslösen, diese Großartigkeit persönlich erleben zu wollen.

Melk4Melk5Melk6

Und da ist sie auch schon, die Kehrseite der Medaille. Touristenströme die so gar nicht zu der Größe und Würde dieses Ortes passen wollen. Der ganze Ort, inklusive des Klosters, herausgeputzt wie es Heerscharen von Touristen erwarten, mit Shopping-Beiprogramm und Geschichtsschnellbleiche. Heerscharen von Donaukreuzfahrern (etwa 3-5 Omnibusse pro Schiff), die die 1500 m von der Anlegestelle in Melk bis auf den Klosterberg (mit extra angelegten Busparkplatz!) gekarrt werden, werden im Stundenrhythmus durch Kloster, Klostershop, Museum und Klosterpark von kundigen Guides hindurchgetrieben 😉 um zu verhindern, dass ein „Menschenauflauf“ (mit Speckstreifen garniert😂) entsteht.

Uns ist schon bewusst, dass die Unterhaltung eines solchen Kulturerbes riesige Summen verschlingt, die auf irgendeine Weise erwirtschaftet werden müssen. Das ist nicht mehr durch die Einwohner der näheren Umgebung zu leisten. Der Tourismus scheint die einzige Möglichkeit zu sein. Aber genau dieser droht den Ort zu entwürdigen.
Ein Dilemma wofür auch ich keine überzeugende Lösung anbieten kann.
Auf der anderen Seite wurden einst diese Kulturdenkmäler von Menschen erschaffen, die zu ihrer Zeit nur ein Bruchteil der Produktivität unserer Zeit erreichten. Sie haben nicht nur die künstlerische, handwerkliche und architektonische Leistung vollbracht, die wir so oft bewundern, sie haben zusätzlich auch die Finanzmittel dafür erwirtschaftet. Das lässt mein Haupt ehrfürchtig sinken vor der Leistung dieser Altvorderen!!

Linz mag keine WoMoFahrer!!!

Wir stehen auf dem Großparkplatz an der Donau in Linz. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit werden wir von zwei Beamten des Linzer Ordnungsamts belehrt, dass Übernachten am Donauuferparkplatz verboten ist. Sie klären uns eindringlich und ziemlich barsch darüber auf, dass wir in Linz auf diesem Parkplatz nicht erwünscht sind. Dies unterstreichen Sie in anweisendem Behördenton: „Das Campieren auf dem Parkplatz ist verboten. Dies steht im Übrigen auf einem großen Schild bei der Einfahrt!“. (wir sind am nächsten Tag noch mal zurückgefahren und haben gründlich nachgeschaut. Dieses Schild haben wir nicht gefunden – nicht an der angegebenen Stelle und auch sonst nirgendwo!!!) Linz 8 Campieren verbotenLinz 9 Campieren verbotenUm ihrem Ansinnen noch mehr Gewicht zu verleihen, drohen die Herren vom Ordnungsamt ein „Ordnungsgeld“ von über 200 € an. Um kulant und verständnisvoll zu wirken, drücken die beiden Herren vom Ordnungsamt uns einen vorbereiteten Zettel in die Hand mit der Wegbeschreibung zu einem Campingplatz in ca. 25 km Entfernung, der anscheinend wiederum der Stadt Linz gehört!!! (ein Schelm der böses dabei denkt). Eine Diskussion mit den Herren erscheint schon nach wenigen Worten ziemlich sinnlos und so machen wir uns zu einem anderen Stellplatz auf, wie einige andere Wohnmobilisten auch. Linz 7 Campieren verbotenLeider müssen wir feststellen dass die anderen Stellplätze in Linz, die unser Stellplatzführer hergibt, inzwischen mit Übernachtungsverboten belegt worden sind. (Alles Plätze der Linz AG – dem Örtlichen Infrastrukturbetreiber – von GWS sprich Gas, Wasser, Sch..ße, bis Verkehrsbetriebe, ja sogar Ordnungsdienst – siehe oben). Da es inzwischen nach 23:00 Uhr ist, haben wir uns über das Übernachtungsverbot hinweggesetzt. Und wir schwören uns: „Linz sieht uns nie wieder!“ Auf diese Art von Gastfreundschaft können wir verzichten.

PS: an die Herren Bürgermeister von Linz:
Wohnmobilfahrer sind in der Regel keine armen Leute. Wer sich einfach mal 50, 100 oder noch mehr Tausend Euro zusätzlich vor die Tür stellen kann, der ist kein Sozialfall, sondern der hat Geld in der Tasche, das ausgegeben werden kann. Für einen ordentlichen Platz sind Wohnmobilfahrer auch bereit ein paar Euro zu bezahlen, daran soll es nich scheitern (aber bitte keine Mondpreise für Minderleistung).
Welcher Einwohner macht einen täglichen Umsatz in der Stadt von 100, 200 oder noch mehr Euro. Die Wohnmobilisten kaufen ein, gehen Essen, tanken, besuchen kulturelle Veranstaltungen, Museen… . Klar die Wohnmobilisten machen keinen Hotelumsatz wie andere Touristen (die von den Flußkreuzfahrtschiffen im übrigen auch nicht – die sind im Handumdrehen wieder weg), aber sie machen einen deutlich höheren Tagesumsatz, wie Einwohner der Stadt oder Pendler. Linz scheint so reich und gastunfreundlich zu sein, dass man diese Touristen weder braucht noch gerne in der Stadt sieht – das ist die Message! Also bleiben wir weg!

Servus Bürgermeister, Servus Stadtrat, Servus Linz AG