Angenehme Temperaturen und viele Wolken am Himmel. Der eine oder andere Regenschauer erscheint möglich. Faulenzen steht heute ohnehin auf der Prioritätenliste auf Platz 1.
Am späten Nachmittag fühlen wir uns wieder fit und entschließen uns mit den Öffentlichen zum Heurigen nach Grinzing zu fahren. Ja ich weiß, Grinzing ist schon seit langem eine Touristenmeile. Nach Grinzing gehen ist ungefähr so, wie wenn man im Münchner Hofbräuhaus ein paar echte Münchner sehen wollte.
Nicht ganz richtig!
Es stimmt zwar, dass sich viele auf den Massentourismus mit effizient organisierten Selbstbedienungs-Heurigen und organisierter Lustigkeit eingestellt haben. Andere versuchen sich durch aufgewertetes Ambiente, Edelgastronomie und Orientierung der Servicestandards an denen der etablierten Business-Hotelketten vom urtümlichen Wiener Heurigen zu differenzieren. Aber es gibt sie noch die Wiener Heurigen, man muss sie nur suchen. Wir haben einen der Fremdenführer in einem “ Selbstbedienungs-Heurigen“ angesprochen und ihn gefragt: Wo würde er oder ein echter Wiener in Grinzing hingehen? Und wir bekommen die Orte von einem äußerst freundlichen und liebenswürdigen Fremdenführer genannt. Er ist wohl etwas überrascht von Touris diese Frage gestellt zu bekommen und freut sich zu gleich darüber. Er plauderte munter darauf los, während sich seine Gruppe gerade sammelt. Mit der Empfehlung vom Fremdenführer Michael sind wir losgezogen.
Es hat inzwischen zu regnen begonnen und so ist der Aufenthalt im Garten nicht mehr möglich. Wir ergatterten noch einen Platz in der „guten Stube“, wo zwei Musiker mit Geige und Quetsche aufspielen. Gar lustig ist’s, die Speisen deftig und der Wein… hmm. Fahrt selbst hin und bildet euch euer eigenes Urteil.
Einzig die Tischnachbarin, die anscheinend richtig sauer ist, dass ihr Begleiter sich auf einen Smal Talk mit uns einlässt, passt nicht ganz zum harmonischen Stimmungsbild. Menschen die zum Lachen in den Keller gehen, passen nun mal nicht zu einem Heurigen, nicht in Grinzing, nicht in Wien, nirgendwo! Und daran hindern zum Heurigen zu gehen kann man sie auch nicht. Warum auch… sie füllen nur die restlichen freien Plätze auf.
Auf der Rückfahrt kommen wir mit der S-Bahn an der Volksoper vorbei – Hier wirkte der Rebell Mozart; aber das ist eine andere Geschichte. Es ist wohl gerade Vorstellungsende, denn es drängen so viele Menschen in festlicher Abendgardrobe in den Zug, wie ich es noch nie in einem öffentlichen Verkehrsmittel erlebt habe. Ja, ich hatte es schon vergessen, das hat mich schon vor 30 Jahren fasziniert – im Ballkleid mit der U-Bahn zu einer festlichen Veranstaltung fahren – das gibts in massenhaft wohl nur in Wien. Einzig bei einer aufgestylten Teeniegruppe bin ich mir nicht ganz sicher, ob die aus der Volksoper kommen oder nur zufällig auf dem Weg zum Abtanzen sind.