
Bayreuth hat sein Spaßbad nach einer Figur aus Wagners Opern benannt. Wagner ist für uns „mächtig“, „monströs“, „gewaltig“, „Götterdämmerung“. Das erwarteten wir auch von einer Therme, die sich mit dem Namen einer Wagneroper schmückt.
Unweit der Bayreuther Erimitage, bei der sich ein Besuch lohnt, erhebt sich ein moderner Zweckbau aus der Landschaft mit einem großen Parkplatz davor. Etwas oberhalb des nicht einsehbaren Gebäudekomplexes befindet sich ein kleiner Wohnmobilstellplatz, mit allem was für einen Wohnmobilisten erforderlich ist. Leider werden die Stellplätze inzwischen auch von Campern genutzt und durch die zusätzlich abgestellten Zugwagen kann es eng werden. Der Betreiber scheint das Blockieren von Stellplätzen mit PKW’s und mitgeführten Motorrollern zu tolerieren. Dieser Eindruck ergab sich aus den Antworten der Rezeptionsmitarbeiterinnen der Lohengrin Therme, die wir mit dem Umstand konfrontierten. Wir mit unserem 6m Mobil können auch in einer ganz normalen Parkbucht auf dem Großparkplatz parken, also kein Problem, aber ein positives Bild macht das trotzdem nicht. Schade!
Die von uns erwarteten Attribute von einer Therme in der Wagners Helden baden, werden noch immer genährt. Gegen einen Obolus von über 20 Euro pro Person erbitten wir Einlaß in den Badetempel der Walküren.
Schon mit dem Umziehen gibt’s Probleme. Wir haben irgendwie nicht gecheckt, dass einem von der Kasse schon Umkleideschränke zugewiesen werden. So landen wir erst einmal im falschen Stockwerk und müssen umständlich schon umgezogen unseren Kleiderschrank suchen. Mit der Saunatasche bewaffnet bewegen wir uns durch das Bad in Richtung Saunaeingang. Die Geräuschkulisse im Bad erscheint mir erträglich zu sein. Neben einer großen Wasserfläche mit Massagedüsen und Blubberspaß usw. fällt mir ein größerer Whirlpool ins Auge, der sich bei den Badegästen großer Beliebtheit erfreut. Auf der Galerie, oberhalb der Wasserfläche, scheint die Luft zu stehen, ist überhitzt und hat den typischen Schwimmbadgeruch.
Wir treten ein in den Saunakomplex der Walküren. Erster Drei-Sekunden-Eindruck: Nicht gerade großzügig. Wir müssen wohl unsere Erwartungshaltung, die wir mit Wagner verbinden nach unten schrauben, ist mein erster Gedanke.
Ein großer Raum mit einer in der Mitte angelegten zentralen Duschanlage. Darum herumgruppiert mehrere Saunen, Tauch- und Entspannungsbecken und der Zugang zu einem Ruheraum. Uns fallen zunächst zwei Badegäste auf, die sich an der Rückseite der Duscheinheit angeregt mit einem Bademeister unterhalten, während sie genüsslich ihre (wahrscheinlich mitgebrachten) überdimensionalen Schinkenbrote vertilgen. Obwohl nur drei Personen müssen wir uns an dieser schmatzenden „Menschenmasse“ vorbeiquetschen um auf die andere Seite des Raumes zu gelangen. Das passiert wenn Verbindungswege zu Aufenthaltsräumen werden, weil sonst zu wenig Flächen zur Verfügung stehen. „Wagner-Like“ sieht anders aus.
Dass wir die Festmahl-Hinterlassenschaften gleich noch auf dem Fliesenboden „festgetrampelt“ haben, (damit niemand ausrutscht😂), sei nur am Rande bemerkt.
Nach unserem ersten Rundumblick sagt uns unser Gefühl: „Nix besonderes“. Uns eröffnet sich der Blick auf einen Dachgarten mit einem Wasserbecken, einer hübschen Dachgartenbepflanzung und einer winterfesten Außendusche. Dahinter eröffnet sich ein weiterer Gebäudeteil, der nur über den Dachgarten zu erreichen ist.
Es scheint eine Saunaerweiterung neueren Datums zu sein, mit drei weiteren „Trend“-Saunen, einem Duschbereich und einem Raum mit Fußbad und Whirlpool. Im Stock darüber ein hübsch gestalteter mit Türen abgetrennter Ruhebereich. Leider sind auch hier die „Verkehrswege“ zu den verschiedenen Bereichen sehr knapp ausgefallen. Die Sauna neben den Duschen und dem Aufgang zu den Ruheräumen ist gleichzeitig Aufmarschgebiet für die Liebhaber der Aufgüsse, sodaß vor und nach jedem Aufguß für 20 Minuten (also 2/3 der Zeit) praktisch kein Durchkommen ohne größere Remplerei zu Duschen und Ruheräumen möglich ist. Ein nicht korrigierbarer Planungsfehler. Schade! Auch die Belüftungstechnik hat uns nicht überzeugt.
Unser Fazit ist daher sehr durchwachsen. Das Angebot an unterschiedlichen Saunen und „Wasserentspannung“ bietet für nahezu jeden Sauna-Typ etwas. Der Saunabereich wirkt aber keinesfalls großzügig und hat allerhöchstens den Namen „Lohengrinchen“-Sauna verdient. Mit einem Preisaufschlag von 6 € zum normalen Thermeneintritt ist der Saunaaufschlag durchaus „Wagner-Gewaltig“. Wir finden, wenn man es im Vergleich zu vergleichbaren Einrichtungen im weiteren Umfeld von Bayreuth sieht, zu teuer – da stimmt Preis und Leistung nicht mehr.
Wer auf dem Weg vom Norden in den Süden ist (oder umgekehrt) und einen Boxenstopp mit Kultur & Relaxing einlegen möchte, der sollte eine längere Pause in Bayreuth einplanen. Sehr zu empfehlen ist ein Besuch in der ganz in der Nähe liegenden Erimitage und ein ausgedehnter Spaziergang in den Parkanlagen. Den Saunabesuch sollte man aber nicht in die Prime time legen, denn dann droht das Gefühl: Wegen Überfüllung bitte schließen.
Im Sinne von Wagners Opern lässt sich das Fazit ziehen: „Gewaltig geht anders“.