Awards

Zunächst danken wir Doreen Beatrice mit ihrem Blog http://www.doreenkalkofen.com bzw mit ihrem neuen blog http://www.sheisontheroadagain.com für die Nominierung beim Liebster Award und freuen uns natürlich über diese symbolische Anerkennung.

Durch die Nominierung beim Liebster Award wurde ich bzw. wir auch in einen tiefen Zwiespalt gestützt.

Warum wird sich jetzt so mancher fragen.

Im ersten Moment kam Freude auf. Mein Ego fühlte sich unwahrscheinlich gebauchpinselt. Ich gebe es zu. Kein Mensch kann auf Dauer ohne Anerkennung und Würdigung seiner Selbst existieren. Wir sind nun mal soziale Wesen.

Dann las ich die Regeln für das Nominierungsverfahren und dachte sofort: Aha, Kettenbrief. Den mitgeteilten Regeln folgend müssten in kurzer Zeit alle auf deutsch schreibenden Blogger mindestens einen „Liebster Award“ bekommen haben.
Das entwertet eine Anerkennung natürlich wieder. Da es diesen Award schon eine ganze Zeit gibt, wie eine erste Recherche ergibt, gehört unser Blog wohl zu den letzten Mohikanern.

Es mag eine Berufskrankheit aus früheren Tagen sein, die noch heute ihre Nachwirkungen zeigt, mich nicht mit einfachen, scheinbar plausiblen Antworten zufrieden zu geben. Ich wollte mehr wissen über den Urheber des Preises, über seine Motivation den Preis ins Leben zu rufen, was der Urheber damit erreichen oder verändern wollte, wer davon profitiert und wem vielleicht ein solcher Award schadet.

Ich erinnere mich an meine Kindertage. Das ist schon mehr als 40 Jahre her. Da gab es schon diese Kettenbriefe. Zum Teil arbeiteten diese Kettenbriefinitiatoren sogar mit perfiden psychologischen Tricks, die dem Angeschriebenen suggerierten, wenn er die Kette durch „nicht mitmachen“ unterbricht, dann vergibt man eine große Chance oder noch schlimmer es drohe einem ein größeres Unheil!
Interessanter Weise tauchten diese Kettenbriefe während der Zeiten auf, in denen das Briefbeförderungsvolumen besonders niedrig war.
So blieb es auch nicht aus, dass sich das Gerücht hartnäckig hielt, die Kettenbriefaktionen seien von den Postdiensten (bei uns damals die Deutsche Bundespost) selbst initiiert worden.
Ein äußerst wirtschaftliches und kostengünstiges Umsatzsteigerungsprogramm.
Bewiesen wurde eine solche Urheberschaft natürlich nie und die Urheber blieben regelmäßig in Dunkeln.

Ähnlich scheint es bei diesen Blog-Awards zu sein.
Die wirklichen Urheber sind nicht auszumachen, ihre Ziele bleiben im Dunkeln. So bleibt als Anhaltspunkt nur die Analyse der Kettenbriefregeln.
Daraus ergibt sich, dass die Urheber mit den Awards vor allem eine stärkere Verlinkung innerhalb einer Domain erreichen wollen. Der Grad der Verlinkung ist im Google-Algorithmus ein Merkmal das beim Ranking von Suchergebissen herangezogen wird. Ein Interesse an einem besseren Ranking hat primär natürlich der Betreiber einer Blog-Plattform. Denn wenn die Seiten seiner Blogger besser von den Suchmaschinen gelistet werden, wird die Domain des Betreibers wertvoller. Nun kann so ein Kettenbrief auch auf andere Plattformen „überspringen“. Aber das ist gewünscht, denn auch externe Verlinkungen verbessern das Ranking innerhalb der Trefferlisten erheblich. Somit haben die Betreiber von Blog-Plattformen insgesamt ein Interesse an mehr Verlinkung und damit an Aktionen, die die Vernetzung und Verlinkung fördern.

Aha, daher weht der Wind. Das ist natürlich kein Beweis und ich möchte hier auch niemand übel nachreden. Aber allein diese kleine rudimentäre Betrachtung zeigt, dass hier jemand die Gruppe der Blogger für seine Ziele benutzen möchte. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange der Urheber nicht im Nirwana des Netzes untertaucht und zu seinen Interessen und Absichten steht. Wer dies unterstützen will der möge dies tun. Ich bzw. wir sind aber nicht bereit, uns von jemandem unter dem Vorwand eines Awards der mein Ego bauchpinseln soll, für seine Interessen einspannen, um nicht zu sagen „missbrauchen“, zu lassen.

Wir sind nicht aus einem Wachstumssystem, des „immer höher“, „immer weiter“ und „immer schneller“ ausgestiegen, um uns dann in der Welt der Klicks gleich wieder dem selben Paradigma des Wachstums zu unterwerfen, uns einfangen, versklaven und mißbrauchen zu lassen.

Wir betreiben den Blog nicht um möglichst viele Klicks zu erhalten oder viele Follower um uns zu scharen. Wir betreiben diesen Blog:
1. um die vielen Eindrücke, Gedanken und Erkenntnisse für uns selbst zu sortieren und zu strukturieren.
2. weil wir glauben, dass wir der Welt noch etwas mitzuteilen haben, ohne missionarische Gehirnwäsche zu betreiben.

Dabei gehen wir davon aus, dass wir dafür kein (aggressives) Marketing, kein Schrill sein, keine Klick-Hitlisten und keine Awards benötigen. Die Menschen, denen wir etwas mitgeben können, die von unseren Erkenntnissen profitieren werden, die werden uns finden. Genau so, wie wir in unseren Leben immer wieder auf Menschen getroffen sind, die mit ihrem Wirken unseren Leben wichtige Impulse gegeben und manchmal entscheidende Wendungen in Gang gesetzt haben.

Wir haben lange überlegt wie wir mit diesen Zwiespalt umgehen und wie wir uns nun verhalten sollen. Nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir es so halten, wie es der berühmte und inzwischen verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki 2008 mit dem  Deutschen Fernsehpreis hielt.

Wir wollen niemanden beleidigen, wir wollen niemand brüskieren und hoffen, dass unsere Entscheidung nachvollziehbar ist und respektiert wird.

Awardfreier Blog

 

Daher bitten wir darum von weiteren Nominierungen abzusehen.

Wir freuen uns daher umso mehr über persönlichen und ernst gemeinten Zuspruch, über Kommentare aber auch über Widerspruch.

Womolix und Womoline

 

23 Gedanken zu “Awards

  1. Auch ich habe von Anfang an keine Blognominierungen angenommen. Ich habe bei entsprechenden „Angeboten“ stets höflich, aber bestimmt geantwortet, daß mir der Kettenbriefaspekt nicht behagt, und bisher wurde dies auch immer anstandslos respektiert.
    Es gibt ja teilweise Blogs, auf denen man mehr Blog-Awards zu lesen bekommt als eigentliche Blogbeiträge.

    Und obwohl ich weder an Gesichtsbuch noch Zwitscherstrippe angeschlossen bin, kann ich mich wahrlich nicht über mangelnden Lesebesuch beklagen! 🙂

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      • Ja, so sehe ich das auch!
        Ein Kunde in der Buchhandlung sagte einmal zu mir, zum Thema aggressiver Lautstärke: „Wessen Geist nicht blitzt, dessen Stimme donnert.“
        Harmonische Grüße 🙂

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  2. Ich mag Eure Ehrlichkeit und Eure Authentizität. Und ich bin der ganz festen Überzeugung, das man mit diesen zwei Eigenschaften ganz besonders erfolgreich ist, in dem Sinne wie man für sich erfolgreich definiert hat! 😉
    Schöner Blog und tolle Art des Reisens! Und Danke fürs Mitlesen! LG Simone

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    • Liebe Simone,
      Ganz lieben Dank für deine lieben Worte. Da hast du wohl Recht. Was wir unter Erfolg verstehen und was die Öffentliche Meinung unter Erfolg versteht, da passt inzwischen schon ein ganzes Weltmeer dazwischen.😉
      Wenn ich nun auch noch ein so tolles Händchen und einen solch kreativen Blick für Fotos hätte wie du… ☺

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      • Danke für das Kompliment! Da hüpft mein Fotografinnenherz! 🙂 Ich freu mich auf eure neuen Beiträge; es gibt noch so viel zu entdecken! Euch eine schöne Woche! LG Simone

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  3. Hmm, sehr interessanter Gedankengang. Ich wurde einige Zeit auch nominiert und habe auch mitgemacht. Eigentlich hatte ich mich nur gefreut, obwohl mir die Massenabfertigung schon klar war. Habe mir aber nicht all zu viele Gedanken darüber gemacht.
    Ich glaube, hätte ich diesen Beitrag früher gelesen, hätte ich die Nominierung abgelehnt.
    Naja, too little too late 😀
    Liebe Grüße!
    ———
    http://www.doriegoesto.com

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    • Nun ja, mit dem Ablehnen ist das so eine Sache. Wer mit seinem Blog auch wirtschaftliche Interessen verfolgt, der muss vorsichtig sein. Ich habe mit meinem Artikel zwar sehr viel Zuspruch erlebt, aber 80% war „nicht öffentlich“ via Emailformular. Nach der Veröffentlichung waren aber auch fast 1/3 der Follower weg. In anderen Foren gabs dann auch ein ordentliches Bashing.
      Da mir das aber Wurst ist und ich auf Zählbares und Internet-measures nicht angewiesen bin kann ich diese Realitäten mit einem Augenzwinkern wegstecken.😉

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  4. Wie Du schon richtig erkannt hast, geht es nicht darum, eine Leistung zu würdigen, sondern das ist knallhartes Internet-Marketing. Damit das funktioniert, wird halt das Ego angesprochen 🙂

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    • Hallo „Ländersammler“.
      Das mit den Awards ist eine zweischneidige Sache.

      Für denjenigen der Klicks und Follower braucht, weil er diese Mediazahlen seines Blogs zum Geld verdienen braucht, für den kann es sinnvoll sein dem sozialen Gruppendruck in den sozialen Medien nachzugeben und sich den Regeln zu unterwerfen. Ich, bzw. wir verfolgen diese Ziele nicht und so können wir uns diese Ehrlichkeit leisten.
      Als ich das erste Mal nominiert wurde und ich meine Entscheidung, mich nicht daran zu beteiligen öffentlich gemacht habe, habe ich fast ein Drittel meiner Follower verloren und es gab ein paar sehr böse Kommentare bzw e-mails, die ich natürlich nicht veröffentlicht bzw. gelöscht habe. Interessanterweise hat das aber den Traffic also die Anzahl von Klicks kaum beeinflusst. Und Zustimmung zu unserer Haltung gabs natürlich auch, wenngleich auch etwas weniger.
      Gute Reise weiterhin beim Ländersammeln😊

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  5. Hallo,
    wir möchten uns euren Ausführungen voll und ganz anschließen, obwohl ja wohl wir “ zu den letzten Mohikanern“ zählen, denn wir haben bisher noch keinen Award bekommen. Den Blog betreiben wir, weil unsere Tochter ihn uns geschenkt hat, als wir zu unserer Reise aufbrachen. Anfangs waren wir skeptisch, doch jetzt schreiben wir in erster Linie, um das Erlebte für uns festzuhalten und zu reflektieren, dann, um Verwandte, Freunde, Bekannte zu informieren. Wenn dann andere Blogleser dazukommen, freuen wir uns. Es ist für uns Ehre genug, wenn diese Blogger selbst gut schreiben und dann auch noch regelmäßig bei uns reinschauen. Wir sind übrigens auch nicht bei facebook, twitter usw, um eventuell mehr Leser anzuziehen. Wär ja noch schöner, wenn das ganze in Stress ausarten würde! An erster Stelle kommt für uns das Reisen und alles drumherum, dann erst die Beschäftigung mit dem Internet.

    Liebe Grüße
    Christine und Heinz von der Anima mea

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    • Danke für euren Kommentar. Tut gut, diesen zu lesen… ähnlich wie in eurem Blog rumzustöbern 😊.
      Ich denke, auch ihr habt der Welt noch etwas zu sagen und sei es auch nur die Message: Schaut her, es gibt auch noch ein Leben nach dem Arbeitsleben… und damit kann man nicht früh genug anfangen. 😊😊😊😉
      Bei den Prioritäten gebe ich euch vollkommen Recht. Zu aller erst kommt ihr selbst, dann die Kinder und Verwandte, erst dann der Rest der Welt…

      LG WoMolix und WoMoline

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    • Ja, manche verstehen es; und manche nicht. Ich habe mich für die öffentliche Variante entschieden. Und das hat einen simplen Grund:
      Es ist eine Unverschämtheit von den Initiatoren der Awards in den Regeln Nominierungen ohne Rücksprache mit den Nominees vorzusehen.

      Den gleichen Fehler begingen die Stifter des deutschen Fernsehpreises 2008 bei Marcel Reich-Ranicki. Sie hatten ihn im Unklaren gelassen über den Ehrenpreis, den er erhalten sollte. Was als Überraschung gedacht war, wurde zum Rohrkrepierer. Mit Recht. Man stellt nicht einen Menschen vor vollendete Tatsachen, den man Ehren möchte und erzwingt dann noch eine Dankesrede „vor laufenden Kamaras“.

      Marcel Reich-Ranicki tat das einzig Richtige ohne seine Überzeugungen zu verleugnen. Er brandmarkte das ungebührliche Verhalten und lehnte den Preis ab.
      Daran habe ich mich erinnert.

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