
Es ist einer dieser Tage, der irgendwie nicht gut anfängt. Es ist genau der Tag an dem wir nach McPom aufbrechen. Nach 10 Minuten Fahrt an der Auffahrt zur A9 Richtung Berlin – Stau -und keine Chance mehr das Nadelöhr zu umfahren. Die 10 Minuten waren einfach zu kurz um eine Verkehrsmeldung im Radio zu hören. Als wir sie dann hören, ist es zu spät. Die prognostizierte Wartezeit verheißt nichts Gutes. Nun hilft nur noch Geduld – und davon brauchen wir recht lange sehr viel. Auf der Fahrt Richtung Berlin werden noch weitere kleinere Staus an unserer Stimmung knabbern. Aber wir haben ja ein Wohnmobil mit Toilette, einen gefüllten Kühlschrank und die Möglichkeit uns einen Kaffee oder auch mehr zu kochen, wenn gar nichts mehr geht. Wir werden, und das ist schon bald sicher unser Etappenziel nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Deshalb entscheiden wir uns für eine Übernachtung in der Nähe von Potsdam. Genauer gesagt in Werder an der Havel. Der Wohnmobilstellplatz ist voll besetzt, aber am Rande finden wir noch ein nicht als Stellplatz ausgewiesenes freies Fleckchen.
Bevor die Nacht hereinbricht wollen wir uns noch in dem Örtchen umschauen. Beim Ausgehfertigmachen stellt WoMoline eine beängstigende Frage: „Wo ist meine Handtasche?“ Nach kurzem, panisch suchenden Umschauen kehrt langsam die Erinnerung an die Minuten vor der Abfahrt zurück. WoMoline hat ihre Handtasche mit Geld, Scheckkarte und Schlüssel vergessen. Wenn mir das passiert wäre… . Oh Gott , was hätte ich mir alles anhören müssen. Ich hab‘s mit einem süffisanten Lächeln quittiert. Dafür habe ich jetzt ein paar Schrägheiten gut. Also haben wir uns erst einmal eine Bank gesucht, (ich meine natürlich ein Kreditinstitut 🙂 ), um finanziell wieder flüssig zu werden. Aber viel schöner ist: Nun bin ich Herr über alles. Und WoMoline muss nun bei mir betteln und mir aus der Hand fressen!!!
Ja, eine Frau ohne ihre Handtasche… das ist geradezu ein Geschenk für Möchtegern-Machos. J
Werder ist heute wohl ein Ausflugsgebiet der Berliner, die ihre Boote an der Havel bzw. den kleinen Seen liegen haben. Die umliegenden Restaurants und Geschäfte machen den Eindruck, dass sie sich genau auf diese zahlungskräftige Klientel ausgerichtet haben. Ich nenne das mal den „Um die Ecke Tourismus für Großstädter“, zumindest für die, die sich das leisten können.
Bei unserem weiteren Stadtrundgang stellen wir fest, dass ein Stadtfest in vollem Gange ist. Würde nicht die lange Fahrt mit den Zwangspausen in unseren Knochen stecken, dann wären wir noch zum Mitfeiern gegangen. So aber ziehen wir unsere Koje vor. Die Musik, die auch den Stellplatz beschallt, erschwert zu späterer Stunde das Einschlafen. Da die Band aber richtig gut und nach unserem Geschmack ist, können wir die Ruhestörung leichter ertragen und schwingen in Horizontalposition im Rhythmus der Musik noch ein bisschen mit.
