Wie von Populisten die Reisefreiheit ausgehebelt wird.

Auf unserer Wunschliste steht schon seit langem Tschechien und die Hauptstadt Prag zu erkunden. Doch schon seit geraumer Zeit habe ich etwas Bauchgrummeln bei diesem Reiseziel. Ich muss zugeben ich wusste bisher nicht genau warum, aber unterbewusst hält mich etwas zurück, das spüre ich genau.

In einem weiteren Artikel werde ich mich noch mit den von uns beobachteten dramatischen Veränderungen im Jahr 2016 aus unserer Sicht als „Reisende“ beschäftigen. Soviel sei aber schon hier gesagt: Wer genau hinschaut, der sieht viele Anzeichen, dass das unbeschwerte aufeinander Zugehen der Menschen in Europa zusehends leidet. Die Unbeschwertheit mit der wir in den Jahren zuvor gereist sind, wollte sich in diesem Reisejahr nicht einstellen und ich befürchte das wird sich auch nicht im Jahr 2017 ändern.

Wenn ich Meldungen wie die Folgende lese, dann erscheint meine Skepsis wohl auch berechtigt:

„Präsident Milos Zeman rief sein Volk jüngst auf, sich zu bewaffnen, weil Tschechien höchste Gefahr drohe. In einem Live-Chat des Boulevardblatts „Blesk“ erklärte sich der 72-Jährige bereit, höchstselbst mit der Waffe in der Hand die Grenze gegen die „Illegalen“ zu verteidigen. Auch seine Frau besitze auf seinen Rat hin bereits einen Waffenschein.

Um die Prager Burg, den Sitz des Präsidenten, vor Terroristen zu schützen, müssen sich seit geraumer Zeit alle Touristen einer genauen Untersuchung unterziehen. Auf der Zugangsstraße zur Burg bilden sich täglich lange Schlangen von Menschen. Ein „ideales Ziel“ für Terroristen, bemerkte am Mittwoch sarkastisch ein Kommentator des Nachrichtenportals „Aktualne.cz“.“

DIE WELT – online 5.1.2017 zittiert aus: „Warum ein Lidl-Werbeprospekt einen Shitstorm auslöste“


Da ruft der Tschechische Präsident zur Bürgerbewaffnung auf!

Woher weis ich, dass seine Bürger zwischen Migranten, Touristen und Reisenden unterscheiden (können)? Ich habe Zweifel, es gibt mir auf jeden Fall kein gutes Gefühl und wird mich mit einer sehr aufmerksamen „Hab-Acht-Haltung“ reisen lassen.
Wenn die Bürger in Tschechien nur noch bedingt den Schutz ihrer staatlichen Verwaltung erwarten dürfen, so gilt das für mich als Reisenden erst recht. Also ist das Meiden potentieller Anschlagsziele von Terroristen der beste Selbstschutz in Tschechien. Für ängstliche Menschen, die kein Zutrauen zu ihrer eigenen Spürnase haben, ist das schon ein guter Grund das Reiseziel Prag und vieles drüber hinaus zu meiden. So ängstlich sind wir nicht.
grenze-tschechien-sicherheitsbereichWenn aber ein Gemeinwesen wie der Tschechische Staat allen Bürgern die Legitimation erteilen will, alles Fremde im Ernstfall mit Waffengewalt vom tschechischen Territorium fern zu halten, dann überdenken auch wir unsere Reisepläne!

Es mag sein, dass formaljuristisch die Reisefreiheit in Europa weiterhin besteht. In den Köpfen wird sie, nicht nur von den Populisten, systematisch abgeschafft!

So wird die Reisefreiheit in Europa klangheimlich wieder abgeschafft!
Nur der Euro bleibt – Wie lange noch?

26 Gedanken zu “Wie von Populisten die Reisefreiheit ausgehebelt wird.

  1. Was ist das für ein Unsinn Länder zu meiden weil einem die Regierung nicht gefällt. Mit einem Boykott treffen Sie den tschechischen Gastronom, den Hotellier, den Vietnamesen am Markt, die Bäuerin die ihren Honig verkauft. Wen sie garantiert nicht treffen sind Politiker mit hohem Gehalt.

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    • Es geht hier nicht um gefallen, es geht hier um Aufhetzen, verbale Aufrüstung und Schüren von Feindseligkeit, das irgend wann in Straftaten gegenüber Andersartigen endet. Wir haben doch in Deutschland sehr viel Erfahrung damit. Ist erst 70 Jahre her!
      Sorry aber dieser Präsident wurde vom Volk gewählt und mir ist nicht bekannt, dass der Wahlprozess irgendwie manipuliert war. Das Volk hat sich diesen Representanten nach den geltenden Regeln gewählt. Und so gilt in einer Demokratie: Ein Volk bekommt die Führungsmanschaft, die es verdient.

      Oder ist der demokratische Prozess doch nicht so unfehlbar wie allenthalben behauptet wird?

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      • Wirklich jetzt? Schon wieder 1933 als Argument?
        Meiden sie eigentlich auch die Schweiz? Oder Israel? Die Bevölkerung dort ist bis unter die Zähne bewaffnet. Und diese kommen wunderbar klar. Ich war im Dezember 2016 dort. Einfach herrlich. Sie können Prag ja gerne meiden und Angst schüren, indem sie mitteilen, dass Sie glauben, dass das ja in fremdenfeindlichen Akten enden könnte. Da musste ich herzhaft lachen. Machen Sie ruhig einen Bogen um Prag. Bleibt mehr vom vietnamesischen und koreanischen Essen für mich.

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      • Wer als Staatspräsident eine Volksbewaffnung empfiehlt, der muss sich schon den Vergleich mit 1933 gefallen lassen. Bei der Schweiz ist es wohl richtig, dass jeder wehrfähige Mann seine Waffe im Kleiderschrank hat. Die Schweizer haben aber in den letzten 300 Jahren gelernt wofür die Waffe gut ist und wofür sie nicht zu verwenden ist. Aber kein Regierungsmitglied der Schweiz hat bisher die Bevölkerung aufgerufen gegen fremdes mit Waffengewalt vorzugehen.
        Sie haben recht Israel ist kein Reiseland für uns. Denn auch dort wird die Stimmung gegen nicht israelische Gruppen immer wieder angeheizt.
        Und wegen koreanischen oder vietnamesischen Essen fahre ich schon gar nicht nach Prag. Da kommen wir uns also nicht in die Quere.

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      • Wieso sollte der Präsident sich dann den 1933-Vergleich gefallen lassen? Seltsame Kausalketre haben sie da. Und Sie pauschalisieren und polemisieren, als ob da zu Waffengewalt gegen Fremde aufgerufen wird, so ein Schmarn. Die Bevölkerung soll wehrhaft gemacht werden mit Blick auf die ausufernde Kriminalität im europäischen Ausland. Dass schwedische Verhältnisse nicht auch in Tschechien bald vorherrschen werden. Die Israelis sind eine ganz andere Geschichte und gerade durch die NS-Zeit und die Entwaffnung von 1938 geprägt. Von Feinden umzingelt mit den Anspruch nie wieder Opfer zu sein. Manchmal im Einzelfall unverhältnismäßig, die Grundrichtung des israelischen Staates ist jedoch nur zu begrüßen!

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  2. Nicht jedes Land hat so viel Geld oder bekommt Kredit, um diese Gäste durchzufüttern. Regen Sie sich nicht auf, in der „Bundesrepublik“ haben wir ja unsere Flüchtlingsmutti mit linker Willkommenskultur!

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    • Ich respektiere auch die Meinung von Menschen, deren Äußerungen ich nicht teile. Deshalb schalte ich diesen Beitrag auch frei.

      Ich verstehe allerdings den Kommentar nicht. Wenn es ein Flüchtlingsproblem in einem Land gibt, und das gilt auch für Deutschland, dann ist das eine Sache. Wenn aber ein Staatspräsident eines Landes seinen Mitbürgern empfiehlt sich zu bewaffnen und unausgesprochen empfiehlt gegen alles Fremde vorzugehen, dann ist das etwas ganz anderes.
      Ich bin kein Freund von Bundesmutti, aber ihr muss man zugute halten, dass sie noch keinen Bürger dieses Landes aufgefordert hat sich zu bewaffnen und gegen Fremdes vorzugehen. Das ist für mich ein großer Unterschied.

      Mich regen auch manchmal die tschechischen Lastwagen auf, die die Autobahn vor unserer Haustür ab und an verstopfen. Das heißt doch aber nicht, dass ich dazu auffordere die Kalaschnikow aus dem Schrank zu holen und gegen diese Lastwagen vorzugehen.
      Wenn das in der Politik Schule macht, dann katapultieren wir uns zurück in die Vor-Steinzeit, wo das Faustrecht das einzige Recht war, das die Tiere kannten. 😉

      Mir ging es in diesem Beitrag vor allem um die Barrieren in unserem Kopf und was diese Barrieren mit der Reisefreiheit machen. Ich wollte aufzeigen wie dieses populistische Gehabe letztenendes Entscheidungen beim Reisenden beeinflussen, das Trennende in den Vordergrund schieben und den friedlichen Dialog unterminieren.

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      • Eine Waffe zu tragen bedeutet eine große Verantwortung zu übernehmen. Menschen welche dieser Herausforderung nicht gewachsen sind erhalten keinen Waffenschein. Dies ist insbesondere bei einschlägigen Einträgen im tschechischen Äquivalent des Bundeszentralregisters der Fall.

        Was die Reisefreiheit betrifft kann ich sagen daß ich die bayerisch-böhmische Grenze regelmäßig passiere und keine Veränderung feststellen kann.

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      • Ein Bundeszentralregister hat noch kein Attentat, Amoklauf, Selbstjustiz oder rassistische Hetze verhindert. Es hilft nur Straftaten die mit den Waffen begangen wurden etwas leichter aufzuklären, (vorausgesetzt es gibt übehaupt einen Willen zur Aufklärung). Das Opfer ist dann aber trotzdem mausetot!
        Jeder muss sich selbst überlegen ob er ein potentielles Opfer sein will!

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  3. Schade, schade, all diese Entwicklungen. Ich merke, dass es mir immer schwerer fällt, solche Länder als Reiseziel auszuwählen. Und zwar nicht erst wenn irgendein Politiker von Volksbewaffnung schwadroniert. Länder mit einem politischen Rechtsruck wie Tschechien und Ungarn sollte man vorerst meiden, damit die fehlenden Einnahmen aus dem Tourismus weh tun. Damit man merkt, dass man eben mit Ausländerfeindlichkeit auch die Touristen verschreckt. Selbst in Deutschland mag ich nicht mehr in Gegenden fahren, wo eine AfD über 50% holt. Dort fühle ich mich nicht mehr wohl.

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  4. Oha!… Dann sollten wir tunlichst die schöne Zeit der Reisefreiheit in Europa noch nutzen, so lange dies noch möglich ist… Mir wird ganz bang ums Herz, wenn ich solche Sprüche wie die des tschechischen Präsidenten lese/höre/sehe…

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    • Mir auch. Das sind einfach No Go’s – auch in einer europäischen Wertegemeinschaft. Da wäre auch mal Klartext von unserer „Wir-schaffen-das-Tante“ angebracht. Doch die scheint gerade, wie so oft, Stimmbänderentzündung zu haben! 😠😬😠😬😠😬

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    • Wie ich schon vorhergehenden Posting ausgeführt habe, gibt es einen großen Unterschied zwischen den Politikern und Mächtigen, die das Sagen haben und den einfachen Menschen, die in diesen Ländern leben.
      Als Reisender sehe ich mich als Brückenbauer, der Kulturen verbindet. Es gibt aber auch unter Freunden No Go’s!!!!

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  5. Das ist sehr schade, aber vieles, zu vieles hat sich verändert seit dermaßen viele Flüchtlinge gekommen sind – nicht nur zu uns, auch in die anderen Länder. Obwohl manches übertrieben ist – wie auch ich finde – verstehe ich auch manche Reaktionen. Von Waffen halte ich nichts, aber die Angst ist doch normal und auch Kontrollen. Auch am Petersdom wird genau kontrolliert und dort stehst du auch ewig in einer Schlange. Wir haben das abgekürzt, indem wir eine Führung gebucht haben bei einer Italienerin und die hat uns direkt an der Security abgeholt – an einem extra Eingang.
    Allerdings was die Reisefreiheit angeht, ich möchte schon von mir auch in viele Länder gar nicht mehr reisen, vor allem dann, wenn mir die „Gesinnung“ dort nicht gefällt. Beispiel: Türkei. Ein schönes Land, aber ich reise in kein Land, das von Erdogan regiert wird und in dem so viele unterdrückt werden.

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    • Das eine sind die, die Politik machen oder von der Politik profitieren, das andere sind die Menschen die damit eigentlich gar nichts zu tun haben. Das sollte man bei allen Überlegungen beachten. Wo wir bisher waren, da haben wir immer freundliche und nette Menschen in der Bevölkerung getroffen.
      Wenn aber ein Staatspräsident alles Fremde zum Abschuss freigibt, dann hört für mich als Reisender, der aufgeschlossen ist, nicht nur der Spaß sondern auch die Reiselust und die Neugier auf dieses Land, auf.
      Da müssen wir uns schon auch fragen, was das mit den europäischen Werten so auf sich hat, wie viel Gemeinsamkeiten gibt es da wirklich und was das mit: „wir schaffen das“ zu tun hat.

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    • Ja, das sind die Meldungen auf Seite 13 unten links. Die kommen nicht in die Tagesschau oder werden durch das Regierungsfernsehen „heute Journal“ verbreitet. Man findet so etwas höchstens in DIE WELT oder vielleicht noch im Spiegel. Durchaus vertrauenswürdige Medien, aber eben nur „auf Seite 13 unten“.

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      • hmm, Spiegel vertraue ich auf jeden Fall. Die Welt schreibt oft sehr rechtsgerichtete Artikel.

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      • Über die politische Tendenz möchte ich mich nicht auslassen. Aber beiden Blättern und beiden Redaktionen darf man unterstellen, dass sie das Handwerk des Journalismus noch beherschen. Dazu gehört, dass sie den Wahrheitsgehalt von solchen Nachrichten überprüfen, bevor sie solche Aussagen verbreiten.

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