Gedanken zum Jahreswechsel

Es ist eine, alle Jahre wieder, geübte Tradition, sich Gedanken über das abgelaufene Jahr zu machen und Wünsche für das kommende Jahr zu formulieren. Meist bleibt es aber bei Formulierungen, die sich auf Liebe, Glück, Gesundheit und Tralala, Wohlstand und materielles Wachstum beziehen. Man könnte dies auch beschreiben als: „Was wir sonst noch alles haben wollen“.

Viel seltener sind Wünsche, die einen Entwicklungsprozess beschreiben. Wir wünschen uns üblicherweise die Ergebnisse von bestimmten Prozessen aber nicht die damit verbundenen Erfahrungen, die notwendig sind, um das Ergebnis zu erreichen. Das wirklich Wichtige im Leben sind aber die Erfahrungen selbst, die wir gemacht und die Talente, die wir dabei entwickelt haben.

Wunderbar formuliert hat das Arno von Rosen heute in seinen Gedanken zum Jahreswechsel unter dem Titel „And now the end…“ und schreibt:

Bei einigen (…) sehe ich viel Talent, doch oft wenig Selbstvertrauen oder Hoffnung. Euch möchte ich gerne sagen, „Holt euer Talent aus der Schublade und tragt es zu Markte, denn niemand wird euch entdecken, wenn ihr es nicht selber vermögt!“ Der Mensch ist nicht nur mächtig, wenn er Böses tut, er kann auch im Positiven weit über sich hinaus wachsen, also wünsche ich euch im Jahr 2017 zu wachsen und zu gedeihen, nicht um Fußspuren im Sand der Geschichte zu hinterlassen, sondern um die begrenzte Zeit eines Lebens mit euch selbst zu füllen und nicht mit den Erwartungen anderer. Ich schätze euch sehr und bitte bleibt alle gesund!❤

In diesem Sinne wollen wir unser Leben mit uns selbst füllen und nicht mit den Erwartungen anderer. Und genau das wünschen wir auch allen unseren Lesern für das Jahr 2017.

Kurioses: Slow Travel mit dem Wohnmobil

So manch einer erinnert sich noch an die Blogparade von 1 Thing To Do zum Thema „Slow Travel“. Viele interessante Artikel über das Reisen an sich und über das langsame Reisen kamen zusammen. Auch wir hatten uns daran beteiligt mit dem Artikel „Slow Travel: Wider den To-Do-Listen“ oder: „Meine Reise ist nicht Deine Reise“

Zum Thema Slow Travel mit dem Wohnmobil machte ich gestern einen Fund im Netz. Ich bin mir sicher, es wäre eine riesige Herausforderung für die europäischen Hersteller von Wohnmobilen eine Slow Travel Variante wie diese zu entwickeln. 😄😄😄

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Besonders der Alkoven hat es uns angetan. Dieses Slow Travel Mobil hat den großen Vorzug, dass man sich den Fahrradträger spart. Es ist also nicht nur ein Slow Travel Mobil es ist auch ein Sparmobil! 😂😂😂

 

Die Wandzeitung lebt!

Ich habe immer geglaubt, Wandzeitungen seien eine Erfindung der Kommunisten und berühmt geworden durch Mao Zedong. Er leitete mit seiner ersten Wandzeitung 1966 in China seine „Kulturrevolution“ ein. Mit dem Niedergang des Kommunismus sei, so glaubte ich, die Wandzeitung ebenfalls wieder verschwunden.
Doch schon in mehreren Orten in der Toskana, wie auch hier in Volterra stolpern wir geradezu über diese „Wandzeitungen“ Mit einem Blick in Wikipedia zeigt sich jedoch, dass auch schon im Nationalsozialismus die Wandzeitung zur Verbreitung von Informationen (damals war es eher Propaganda) genutzt wurde. Das war mir nicht bewusst.

volterra-10-wandzeitungDoch hier in dieser Region gibt es sie noch: die Wandzeitung. Groß und breit sind an dafür vorgesehenen Tafeln, die an großen Mauerflächen angebracht sind, vor allem die Todesanzeigen ausgehängt. Wir haben schon bei unserer letzten Italientour von einem Erlebnis auf einem Friedhof berichtet. Da war uns aufgefallen, dass die Toten nicht auf einem Friedhof „weggesperrt“ werden, sondern, dass der Friedhof die Begegnungsstätte der Lebenden mit den Ahnen ist. Diese Begegnungen sind ganz selbstverständlich in das Alltagsleben integriert. Wir sehen diese Wandzeitung als ein weiteres Indiz, dass das Werden und Vergehen in diesen Lokalgesellschaften viel präsenter und bei Weitem nicht so tabuisiert ist, wie bei uns.

Wir haben diese Wandzeitungen nun schon mehrfach entdeckt, und so nehmen wir an, dass dies eine gute alte gepflegte Tradition in dieser Region ist. Da bei dieser Art Zeitung der Platz stark begrenzt ist findet man hier nur die wirklich wichtigen Dinge in einem Ort. Wer ist neu dazugekommen, wer ist in die Ewigkeit eingegangenen und was für Veranstaltungen finden in nächster Zeit statt, die den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken. Keine große Weltpolitik, keine letztlich unwichtigen Dramen der modernen Gesellschaft. Die haben hier keinen Platz. Das ist eine sympathische Tradition, wie wir finden. Wir sollten vielleicht einmal darüber nachdenken ob wir diese Tradition bei uns nicht auch übernehmen sollten. Für uns wäre es zumindest ein praktisches Beispiel für kulturelle Bereicherung.

Volterra – von etruskischen Mauern zur mittelalterlichen Festung

Das touristische Volterra lassen wir hinter uns und wenden uns dem historischen Volterra zu.

Im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand das heutige Volterra aus der Verbindung mehrerer kleiner etruskischer Ansiedlungen. Diese können bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden. In dieser Zeit bauten die Etrusker eine etwa sieben Kilometer lange Ringmauer, die in Teilen der heutigen Stadtmauer entspricht. Ein Stadttor aus dieser Zeit, die Porta all’Arco ist bis heute erhalten geblieben.
Das etruskische Volterra war eine der ältesten und größten der zwölf Bundesstädte Etruriens. Nach der Unterwerfung der Etrusker durch die Römer im 1. Jahrhundert n.  Chr. war Volterra eine römische Stadt mit den damals gültigen Stadtrechten. Volterras Lage (mehr als 500m ü.d.M) machte den Ort zu einer starken natürlichen Festung.
Aus der etruskischen Zeit ist nicht mehr viel zu finden, wenn man von Grundmauern und dem erhalten gebliebenen Stadttor absieht. So beginnt unsere Zeitreise im römischen Amphietheater, dem Teatro Romano, dessen Bau in die Zeit des bekannten Kaiser Augustus fällt.
volterra-11-teatro-romanoDie Ausmaße sind mit rund 2000 Sitzplätzen beachtlich. Ein Großteil der damaligen Bevölkerung fand also im Teatro Romano Platz. Angesichts der Tatsache, dass es zu dieser Zeit weder Fernsehen noch Internet gab, war das wohl der „Gemeinschaftsfernsehraum“ für das „Herzkino“ am Sonntagabend.
Unterhalb der teilweise rekonstruierten Bühne liegen die Thermenanlagen, die aus späterer Zeit stammen.

Der obere Zugang zum Theatro Romano liegt an einer Parkanlage von der man zu einer gewaltigen Festungsanlage blickt. volterra-12-festungDiese entstand, soweit wir das recherchieren konnten ab dem 14. Jahrhundert, als Volterra unter die Herrschaft von Florenz kam. Das ist auch die Zeit des Aufstiegs der Medici-Familie. So verwundert es nicht, dass die Festungsanlage auf das Wirken der Medici zurückgeht. In dieser Region für uns inzwischen keine Überraschung mehr.
Am vorangegangenen Wochenende wurde ein Mittelalterfest abgehalten. Vergleichbare Veranstaltungen finden sich zu Hauf zu dieser Jahreszeit in der Region. In irgendeinem Ort in der Umgebung ist immer etwas los. Oft bildet dann ein Feuerwerk den Abschluss oder den Höhepunkt einer solchen Veranstaltung. Doch wir sind zwei Tage zu spät dran.
Wir sehen nur noch die Reste der Veranstaltung im Park. Das macht aber nichts, wir werden noch bei einigen Stationen auf dieser Reise eine Chance bekommen, einem solchen Fest beizuwohnen.volterra-13-1-santa-maria-assunta-aussen

Indes versuchen wir uns das mittelalterliche Leben vorzustellen. Ähnlich wie in Pisa fällt es uns schwer. Dennoch erfreuen wir uns an den restaurierten Gebäuden und kehren noch einmal in das 12. und 13. Jahrhundert zurück als Volterra eine Republik war. Aus dieser Zeit stammen einige der Volterra prägenden Gebäude.volterra-13-santa-maria-assunta

Der Dom Santa Maria Assunta aus dem frühen 12. Jahrhundert mit einer Kassettendecke und mit Granit vortäuschender Stuckverkleidung der Säulen, liegt unscheinbar und etwas versteckt im alten Zentrum. Wir stolpern förmlich in die Kirche hinein. Denn sie liegt eng verwinkelt und versteckt an einem kleinen Platz. Dem Dom gegenüber steht, ähnlich wie in Pisa, eine Taufkirche (Baptisterium). volterra-13-5-santa-maria-assunta-taufkircheAber hier gibt es keine Großzügigkeit. An die Seitenmauern sind z.T. Gebäude angebaut. Topographisch ist der Platz in Volterra begrenzt und daher sehr wertvoll.

volterra-13-3-santa-maria-assunta-beichtstuhlIm Dom gleich zwei Überraschungen.
Zunächst der HeizPilz, den bei uns outdoorfanatische Cafebetreiber in den Wintermonaten für ungetrübtes Biergartenfeeling einsetzen, steht hier neben dem Beichtstuhl. Wir rätseln. Immerhin ist es noch immer August!
Da geht man schon mal gerne in die Kirche, um sich abzukühlen, nicht um sich aufzuheizen. Wir schauen uns um, ob wir einen Beichtvater finden, um näheres zu erfahren. Doch leider: Niemand da.
Wir geben uns mit der Hilfserklärung zufrieden, dass der Beichtvater „Eisbeine“ hat.

Dann die zweite Überraschung.
Wir kennen alle den Marienkult der katholischen Kirche. In Darstellungen sind wir an Maria mit dem Kind auf dem Arm gewöhnt, das sehr häufig Gesichtszüge eines Erwachsenen aufweist (!). Es ist selbstverständlich und unreflektiert. Es ist eben so. volterra-13-4-santa-maria-assunta-vater-u-sohnDahinter stehen natürlich spirituelle Deutungen und Symboliken, doch das ist uns gar nicht mehr so bewusst. Und Vieles wurde in Laufe der Zeit auch umgedeutet, um z.B. den Machtanspruch des Patriarchats zu untermauern und bestimmte Rollenbilder in der Gesellschaft zu etablieren. Das alles, und noch viel mehr, wird uns schlagartig bewusst als wir vor einer Statue stehen die uns darauf hinweist, dass es zu Jesus auch einen weltlichen Vater gibt.
Schlagartig werden uns viele Wiedersprüche in den Wurzeln unserer christlichen Kultur bewusst. Dies nun auszuführen würde das Thema sprengen. Diese Statue mit Jesus Christus auf dem Arm seines leiblichen Vaters Josef – ach ich vergesse, da gibt es ja noch die „unbefleckte Empfängnis“ – initiiert bei uns eine Menge an Reflektion und Diskussion darüber.
Das allein macht den Besuch in Volterra schon wertvoll für uns. In Pisa im Touristengedränge wäre eine solche Erfahrung, solch ein Anstoß undenkbar. Auch wenn in Volterra schon sehr viel touristisch gestylt ist, es gibt noch genügend Ecken in denen man in eine vergangene Kultur, die uns selbst geprägt hat, eintauchen kann – vorausgesetzt, man geht mit offenen Sinnen durch die Welt.

Unweit des Doms führt unser Weg zwangsläufig am Hauptplatz der Stadt, der Piazza dei Priori vorbei. Hier steht der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana, der Palazzo dei Priori. Weitere „Sehenswürdigkeiten“ wie Privatpaläste und Wohntürme aus dem 12. und 13. Jahrhundert, wie der Palazzo Pretorio, der als Gefängnis dienende Torre del Porcellino oder der prachtvolle Palazzo Incontri-Viti säumen unseren Weg.

FRÖHLICHE WEIHNACHTEN

Gerade eben wollte ich mich hinsetzen und einen Weihnachtsgruß verfassen. So schaute ich zuerst einmal nach was wir im letzten Jahr geschrieben hatten. Und siehe da, der Blogpost vom 23.12.2015 ist aktueller denn je! Vor einem Jahr entstanden diese Weihnachtsgrüße unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise und der sie begleitenden ethnischen Hetze.

Weihnachtsbaum in Offenburg
Weihnachtsbaum mit Halbmond auf der Spitze in Offenburg

Wir wünschen allen Lesern, allen Freunden und allen Kritikern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.

Als wir den Weihnachtsbaum von Offenburg vor drei Tagen bestaunen durften, zeigte sich genau über der Spitze ein Halbmond.

Ist das vielleicht ein Symbol und eine Anspielung auf das, was sich gerade in der Welt tut?

Die friedliche Eintracht von christlichen, heidnischen und muslimischen Symbolen und Traditionen – sollte das die MESSAGE an uns sein? Wir haben diesen flüchtigen  Moment für euch festgehalten und schenken euch diese friedliche Eintracht.

Ein Frohes Fest wünschen euch

WoMolix und WoMoline

Unter dem Eindruck des Terroranschlages in Berlin, der uns alle noch mehr verschreckt hat, verstehen wir diesen Text in diesem Jahr als Aufforderung zu Friedlichkeit, Versöhnung und Vergebung. Wir sehen es aber auch als Aufforderung unsere Werte, Traditionen und unsere Lebensweise zu verteidigen und klar die Unterschiede zu benennen, ohne andere Kulturkreise und deren Traditionen herabzuwürdigen oder zu diffamieren, wie das leider immer wieder geschieht.

Kurz um: wir wünschen uns, dass wir alle wieder mehr lernen respektvoll mit einander umzugehen und das Mysterium, dass wir uns alle auf diesem Planeten versammelt haben, wertzuschätzen.

Wir wünschen allen ein besinnliches Weihnachtsfest.

WoMolix und WoMoline

 

Volterra – die Alabasterstadt in der Toskana

volterra-2Es ist wohl schon mehr als 20 Jahre her, dass ich in Volterra war. In lebhafter Erinnerung ist mir ein Laden mit Alabasterprodukten geblieben der sich direkt am Ortseingang auf einem kleinen Platz befand. Gegenüber, an der durchbrochenen Stadtmauer und dem Wendeplatz für Omnibusse, gibt es einen Punkt mit grandioser Aussicht über die Dächer der Stadt hinein in das weite Land. Soweit ich mich erinnere, ein beliebter Platz für alle Hobbyfotografen.

Auch in Erinnerung geblieben ist mir der Besuch in einer Alabasterschleiferei in der die Produkte und Kunstwerke aus lichtdurchlässigem Gestein hergestellt werden. Damals, vor 20 Jahren, gab es in den Seitenstraßen noch einige dieser Schleifereien. volterra-1Sie sahen etwas unaufgeräumt aus, versteckt in Kellern, Innenhöfen und der Alabasterschleifstaub war überall. Ich bin gespannt darauf, ob sich Volterra heute noch so präsentiert, wie ich diese Stadt in Erinnerung habe.

Der Wohnmobilstellplatz liegt viele Höhenmeter unterhalb des Stadtzentrums. Das heißt wir haben erstmal eine Menge Treppenstufen zu überwinden.

Nach ein paar Metern, oh wie schön, finden wir eine Alabasterschleiferei die individuelle Kunstanfertigungen herstellt. Aber alles top sauber, kein Schleifstaub, eine moderne Staubabsauganlage und einige Exponate schön im Schaufenster dekoriert. Wir können durch das Schaufenster auch zuschauen, wie die Künstlerin an einem Stein arbeitet. Ich denke mir: „Oh, wie schön, es scheint alles noch wie damals zu sein. Nur vielleicht etwas modernisiert“ und ich bin voller Hoffnung, dass wir noch weitere dieser Betriebe bei unserer Besichtigung sehen werden. Doch diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Gleich neben an eine weitere „Schauschleiferei“. Es werden die einzigen Schleifereiateliers bleiben, die wir in den alten Stadtmauern finden werden. Dafür finden wir etwas später ein Plakat das, soweit unser italienisch reicht, auf Besichtigungen in einer Schleiferei unten im Tal hinweist. Aber alles in italienisch, dessen wir nicht mächtig sind. Wir hätten gerne noch einen Tag mit einem Besuch dort dran gehängt, aber wenn wir gar nichts verstehen, dann begnügen wir uns mit dem abfotografieren des Plakats.

Nur wenige Meter von den Alabasterschleiferei-Ateliers entfernt treffen wir auf die erste Touristenstraße. Hier reiht sich Souvenirladen an Souvenirladen natürlich in der Alabasterstadt mit allerlei Produkten aus Alabaster. Alabasteraschenbecher, Alabasterelefanten, Alabasterlampen, Schachspiele aus Alabaster, Kugeln, Herzchen, Briefbeschwerer. Es gibt, glaube ich nichts, was man nicht aus Alabaster herstellen kann. Und all das findet sich in den Auslagen der Läden. Kommt man aus dem 5. Laden heraus stellt man fest: alles wiederholt sich. Jeder hat die gleichen Produkte, jeder hat die gleichen Preise, zwar unterschiedlich dekoriert und mit anderen Produkten wie Wein oder Olivenöl kombiniert, aber alles das Gleiche. Der ganz überwiegende Teil sind standardisierte Massenprodukte vermutlich auf computergesteuerten Kopierschleifmaschienen in industriellem Maßstab hergestellt.

Alle Läden können offenbar von dem massigen Touristenstrom leben. Wir müssen lange suchen bis wir Läden finden, die Unikate anbieten, die unter künstlerischen Aspekten „wertvoll“ oder zumindest einzigartig sind. Beim Blick auf die Preisschilder wird das auch sofort deutlich. Der Preisunterschied ist enorm im Vergleich zur der sonst üblichen Massenware. Für den Preis bekommt man dann Unikate, oder wenigstens handgefertigte Exemplare, wie sie wohl in der Schaumanufaktur, an der wir vorbeigekommen sind, hergestellt werden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht jedem dieser Künstler angenehm ist sich über die Schulter schauen zu lassen. Und so vermute ich, dass auch noch etliche dieser Steinschleifer im Verborgenen arbeiten.
Man kann herausragendes Kunsthandwerk finden das diesem Wort gerecht wird. Aber man muss es suchen und muss das nötige Kleingeld mitbringen.

Wir kommen zu dem Platz der mir noch in Erinnerung geblieben ist. Den Laden mit den Alabasterwaren gibt es also noch. Es scheint sich also nicht sehr viel verändert zu haben. Lediglich den Platz vor dem Geschäft hatte ich wesentlich weitläufiger in Erinnerung. In diesem Laden häufen sich die besonderen und teuren Stücke. Es ist einer der Läden, in denen man Unikate und von Künstlern hergestellte Skulpturen, Lampen aber auch Gebrauchsgegenstände finden kann. So entdecke ich schon beim Eintritt in das Geschäft einen nicht zu übersehenden Hinweis: No Photo. Hier soll wohl dem Ideenklau entgegengewirkt werden. Somit ist mal wieder fotografieren aus der Hüfte angesagt ;-).
Dunkel erinnere ich mich, dass ich mich vor 20 Jahren für ein Schachspiel aus Alabaster interessierte, aber mich dann doch nicht zum Kauf eines solchen entschließen konnte. Auch heute entdeckte ich zwei außergewöhnlich gestaltete Schachspiele. Unsere häuslichen Gegebenheiten sind heute andere, wodurch ein solches Exponat keinen angemessenen Platz bekommen würde. Diese wunderschönen Arbeiten in einem Schrank zu verstecken, das wäre ein Frevel. Ich freue mich an den künstlerischen Arbeiten, aber ein Kauf kommt nicht in Frage.

Genug Ge-Alabaster-t. Nun ist die Postkartenansicht daran. Wir verlassen den Laden, überqueren den Platz und genießen die toskanische Postkartenansicht zusammen mit vielen anderen Touristen. Sie versuchen entweder, genauso wie wir, dieses schöne Panorama einfach in sich aufnehmen, vielleicht sogar krampfhaft das Bild zusammen mit dem erhebenden Gefühl in ihre Erinnerung fest einzubrennen, oder aber sie warten einfach auf ihren Bus. Für die, die gelangweilt auf einem Stück Stadtmauer sitzen und ihr Lunchpaket in sich hineinmapfen, gilt vermutlich letzteres ;-).

Wir gehen in eines dieser Szenecafés, die man immer häufiger auf den Touristenmeilen finden kann. volterra-8-3-cafe-bar-schauraumDas Café oder die Bar, ich weiß nicht genau wie ich das bezeichnen soll, ist nicht nur ein Ort um schnell mal einen Espresso oder Cappuccino zu trinken, sondern ist gleichzeitig auch Weinhandlung, Olivenölhandlung, es werden feine Schokoladen angeboten, Wildschweinsalami, eingelegte Trüffel und noch so manche weitere Leckerei, die man auch gleich als Bestandteil kleinerer Gerichte probieren und verzehren kann.
Uns hat aber gar nicht das verlockende Angebot zum Einkehren in dieses Lokal bewogen, sonderen dieser putzige Kerl, der Lucaffe, der auf Dosen, Tassen und Plakaten uns von allen Seiten anlächelt. Na klar, diese Kaffeebohnendosen samt Inhalt gibt’s natürlich auch zu kaufen. Bei dezenter, verkaufsfördernder Hintergrundmusik zelebrieren wir italienisches dolce vita.

Mit einem Cappu und einem süßen Teilchen im Bauch setzen wir frisch gestärkt unsere Besichtigung fort.

Gipfeltreffen: D – NL in Italien. Wenn 6 Meter einfach zu lang sind!

verbot-fuer-fahrzeuge-uber-6mWir erreichen Volterra. Schon von weitem erhaschen wir die ersten Blicke auf die Festungsstadt, die auf etruskischen Grundmauern steht. Unser Navigationsgerät hat uns bisher gut geführt. Doch jetzt, wo wir kurz vor unserem nächsten Stellplatz sind, kann ich im rechten Auge gerade noch ein halbüberwuchertes Schild erkennen, das die Länge der Fahrzeuge auf 6 Meter begrenzt. Ja, sogar das neue Navi hat es angezeigt, aber ich schaue ja nicht ständig dort hin. Was der dezente Ton kurz zuvor, den ich vernommen habe, zu bedeuten hat ist mir noch nicht bewusst. Gut, nicht weiter schlimm, wir haben ja auch nur 5,99 m plus Fahrradhalter – aber der zählt nicht. Oder? Zum Umkehren ist es ohnehin schon zu spät. Ich bin schon durch und es wird wirklich eng.

Mir kommt ein holländischer Audi neuester Bauart entgegen. Der Audi und wir mit unserem Wohnmobil, das geht so ohne weiteres nicht aneinander vorbei. Einer muss zurücksetzen. Wir haben ungefähr 10% Gefälle. Wir kommen von oben der Holländer will hinauf. Dem Holländer wird richtig unwohl. Er traut sich nicht ein paar Meter bis in die nächste Einfahrt zurückzusetzen. Ich wiederum blockiere die soeben durchfahrene Spitzkehre und an ein Rückwärtsfahren meinerseits ist angesichts der hinter mir stehenden Fahrzeuge auch nicht mehr zu denken. So inszenieren ein deutsches WoMo und ein holländischer Flachland-Tyroler-Audi einen riesigen Verkehrsstau. Doch die Italiener, die als forsche Autofahrer und als impulsiv gelten, nehmen die Situation mit Gleichmut hin. Ich zirkele millimeterweise unser Womo an den Fahrbahnrand. Doch je weiter ich dem Holländer „auf die Pelle“ rücke, umso ängstlicher wird er und schließlich stellt er jegliche Co-operation ein und bewegt sich nicht mehr von der Stelle. Nicht einmal zum Einklappen seiner Seitenspiegel ist er mehr zu bewegen (oder ist er noch nicht mit allen Schalterchen und Hebelchen vertraut und weiß nicht, wie man bei laufendem Motor die „Ohren anlegt“?). Da ich kein holländisch kann, verkneife ich mir ihm den Tipp zugeben doch mal in der Bedienungsanleitung nachzuschauen. 😋

Irgendwie gelingt es mir, unser Wohnmobil an der Seitenabsperrung der Strasse, einem Baum mit tief hängenden Ästen und dem Holländer vorbei zu manövrieren ohne etwas zu beschädigen. Die wartenden Italiener tun alles, um mir den erforderlichen Rangierraum zu ermöglichen. Das funktioniert hervorragend und reibungslos mit nur ein paar Handzeichen. Auf zwei oder drei Zentimeter genau, mit eingeklappten Seitenspiegeln, bin ich bisher auch noch nicht gefahren. Das Sommerwetter hat mich heute noch nicht zum Schwitzen gebracht, diese 20 Meter rangieren aber schon. 😎

So, und nun ein nicht ganz ernst gemeinter Appel an alle Holländer mit nagelneuem Audi:
1. Bitte, bitte lest eure Bedienungsanleitung bevor ihr losfahrt.
2. Bitte übt Rückwärtsfahren und Anfahren am Berg. Auch in Holland gibt es erhöhte Bahnübergänge, wo man so was üben kann… 😉

(Für alle, die mir nun wieder Rassismus vorwerfen wollen, das ist nur ein sarkastisch-kabarettistische Anmerkung… )

Durch die Arnoebene hinauf nach Volterra und wie man(n) mit einer Zapfsäule kommuniziert ;-)

arnoebene-2Wir verlassen Lucca in östlicher Richtung, also landeinwärts, und folgen ein kurzes Stück der Arno-Ebene. Danach durchqueren wir die Ebene um dann in die Hügellandschaft Richtung Volterra hinein zu fahren. Anfangs fahren wir durch ein nicht sehr attraktives Gebiet in dem sich einzelne Reihen mit Wein, ein paar Olivenbäume, mit etwas Landwirtschaft abwechseln. Dazwischen immer wieder kleine Dörfer die beim Durchfahren auf uns nicht wirklich attraktiv wirken. Wir könnten auch irgendwo im Oberrheintal sein. arnoebeneAlles ist eben nur etwas heißer, verbrannter. Nur ein paar vereinzelte in der Landschaft stehende Pinien und Wacholderbäume lassen einen südlicheren Flair als in der Oberrheinebene aufkommen.

Wir müssen tanken.  Die erfahrenen Italienreisenden wissen, die bei uns praktisch ausgestorbene Bedienungstankstelle, mit dem freundlichen Tankwart an der Zapfsäule mit den Profi-Scheibenreinigungsutensilien und einer immer offenen Hand für ein Trinkgeld, gibt es in Italien noch. Die Tanke-Selbstbedienung ist in Italien nun auch schon lange nicht mehr unbekannt. Manchmal gibt’s Tanken mit und ohne Tankwart sogar an der gleichen Tankstelle. Zapfsäulen links = mit Bedienung; Zapfsäulen rechts = ohne. Dafür hat sich, nach meiner Beobachtung vor allem in ländlichen Gebieten, die sog. 24h Tankstelle, die nur noch mit einem Tankautomaten ausgestattet ist, etabliert. Bei uns eher eine Seltenheit.
Unser Tank ist restlos leer. Das einzige was wir finden sind Tankstellen mit diesen Tank-Automaten und Kreditkarten-Anschluss. Ich brauche jedoch erst einmal eine ganze Weile um zu begreifen wie diese Dinger funktionieren. Es gibt zwar eine mit Piktogrammen gespickte Erklärung zur Benutzung dieser Tanksäulen am Tankwarthäuschen, das natürlich nicht besetzt ist. Wäre ja auch widersinnig, wenn neben dem Blechknecht dann doch noch ein Tankwart anwesend wäre um den Blechknecht zu überwachen. Die Menüführung der Tanksäulen verhält sich  aber komplett anders wie beschrieben. Die auf dem Plakat am Tankwarthäuschen angekündigte mehrsprachige Menüführung und die mehrsprachige Hilfefunktion, auf die hoffe ich vergebens. Wer hier nicht „eingeweiht“ ist, hat Pech gehabt. Das ist Italien.
Man sollte sich nicht darüber ärgern, höchstens wundern. Bringt man genügend Zeit mit, dann findet sich ein netter freundlicher und hilfsbereiter Italiener oder eine Italienerin die zwar nichts anderes sprechen als italienisch aber trotzdem bringen es diese liebenswerten Menschen immer wieder fertig, einem die Information zu geben die man wirklich braucht.
Sie freuen sich, dass sie einem helfen konnten. Und wir freuen uns dass wir Kontakt mit diesem freundlichen Menschen haben. Ein Winken, ein arrivederci, und jeder geht wieder mit einem Lächeln und einem guten Gefühl seines Weges. So funktioniert Völkerverständigung auch ohne Sprache.

Nachdem wir die Ebene durchquert haben wird es hügeliger. toskanabildImmer größer werden die Olivenhaine. Dann wieder ganze Hügel mit Wein. Hier ein Weingut dort ein Weingut und eines gepflegter als das andere. Müssten wir uns jetzt dadurch probieren, wir kämen als „ölige Alkoholiker“ wieder nach Hause. Und jedes Gut, das was auf sich hält, das hat eine hübsch gestaltete Einfahrt, ein Tor, einen Torbogen möglichst gesäumt von Zypressen, wie sie so typisch für die Toskana sind. Das sieht ganz genauso aus, wie auf dem Bild, das wir in unserem Esszimmer hängen haben. Unser Herz geht auf und wir können uns überhaupt nicht satt sehen. Ein entzücktes „Schau Mal“ jagt das andere.

Zu Unrecht steht Lucca im Schatten von Pisa

von-pisa-nach-luccaEtwas enttäuscht verlassen wir Pisa. Die Berühmtheit der Stadt und die Auszeichnung als UNESCO-Welterbe schaffen Erwartungen die weder der schiefe Turm  noch die Basilika oder gar die gesamte Stadt erfüllen kann. So ist das: übersteigerte Erwartungen führen zu Enttäuschungen. 😈

Nach nicht einmal einer halben Stunde Fahrzeit und einer Entfernung von rund 20 km erreichen wir den Stellplatz in Lucca. Er liegt nur ein paar hundert Meter von der Stadtmauer entfernt, die die Altstadt umschließt. Diesmal entscheiden wir uns die Stadt mit den etruskischen Wurzeln nicht mit dem Rad  zu erkunden, sondern zu Fuß die Stadt zu „entdecken“. lucca-1-stadtmauerNach einem kurzen Marsch in sengender Sonne, erreichen wir das Stadttor und sehen uns einer mächtigen Stadtmauer gegenüber, die wir sofort als eine Verteidigungsanlage identifizieren. Sie hat den Charakter eines mittelalterlichen, militärischen Sicherungskomplexes und wurde im Zeitraum von 1504 bis 1645 erbaut. Wer sich solch mächtige Verteidigungsmauern leistet, der hat auch Wertvolles zu verteidigen.

Nachdem wir das Stadttor passiert haben, sehen wir was zu verteidigen war. Die Stadt muss eine sehr reiche Stadt gewesen sein, deren Reichtum wohl auf die Textilverarbeitung und den Textilhandel zurückgeht. Dies bezeugen zumindest einige bildliche Darstellungen in der Kirche San Michele und in der Kathedrale San Martino. Dieser Reichtum schafft Neider, die sich diesem Reichtum gerne bemächtigt hätten. lucca-2-2In der Tat, Lucca war neben Florenz und Pisa einer der wichtigen Metropolen in dieser Region im Mittelalter und ein „Gegenspieler“ von Pisa. Die Geschichte ist kompliziert und zum Teil auch verworren, erfordert gar ein halbes Geschichtsstudium. Aber ein Name fällt immer wieder bei Freund und Feind: „Medici“ und „Florenz“. Diese Familie aus Florenz, das werden wir noch im Verlauf der weiteren Reise immer wieder sehen, sind nicht nur sehr erfolgreiche Kaufleute und Politiker gewesen, nein, sie haben mit ihrem Wirken einen ganzen Kulturkreis über lange Zeit geprägt. Auch die Franzosen, die Habsburger, die reichen norditalienischen Provinzen, Könige, Kaiser und die Kurie haben den geschichtlichen Verlauf dieser Stadt direkt oder indirekt beeinflusst und zu einer bewegten und wechselvollen Geschichte werden lassen

lucca-2-1Wir wenden uns erst einmal dem historischen Stadtkern zu und schlendern eher etwas ziellos eine Straße entlang. Im Gegensatz zu Pisa, wo wir eine Belebtheit nur um den schiefen Turm herum wahrnehmen konnten, vor allem durch Touristen, finden wir in Lucca eine Belebtheit der Stadt, die wir angesichts des Datums, Ende August, nicht erwartet hätten. Wir waren der Meinung, alles was Beine hat und nicht vor Ort unbedingt gebraucht wird, versammelt sich irgendwo an der Küste. Ja, auch in Lucca sind einige kulturhistorisch interessierte Touristen aus aller Welt unterwegs. Aber wir beobachten auch ein ganz normales alltägliches Leben in dieser Stadt mit Menschen die hier leben, mit Menschen die hier arbeiten, mit Menschen die einkaufen, mit Menschen die es sich in den Cafés und Bars gut gehen lassen und mit sehr vielen Studenten, denn Lucca ist auch eine Universitätsstadt. Trotz der hohen Temperaturen von weit über 30 Grad ein sehr angenehmes Flair, wenn man im Schatten sitzt. 😉

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Wir schlendern durch die Stadt und kommen leicht vom geraden Weg ab. Eigentlich haben wir nach einem Kaffee gesucht und nun stehen wir unvermittelt vor einer Kirche die unsere Aufmerksamkeit erregt. Wir halten es zunächst für die Kathedrale San Martino. Doch nach einer Überprüfung unseres Standortes auf der kleinen Karte, die es am Stellplatz kostenlos gab,  stellen wir fest, dass wir vor der Kirche San Michele in Forno stehen.
In dem gleißenden Licht fällt es uns zunächst gar nicht auf. Ein Blick in Richtung Himmel tut richtig weh in den Augen und so weist uns der kleine Stadtplan darauf hin, das wir vor einer Engelskirche stehen. Hoch oben auf dem First des Kirchenschiffs kann man das eher schemenhaft erkennen. Doch der Zoom holt für uns den Engel heran. – Also, so stellten sich die Menschen im Mittelalter einen Engel vor. Der weicht doch stark von den Engelsdarstellungen des „Kitsch- Barock“ mit Puttenengel & Co. ab. 😉 . So heißt es dann auch in der Bibel bei Engelserscheinungen: „Fürchtet Euch nicht, …“ Man stellte sich damals einen Engel wohl eher als eine kraft- und machtvolle Figur vor.

Wie von Geisterhand werden wir zu einem weiteren Platz geführt. Ein altes römisches Amphitheater bildete die Grundlage für die Piazza dell’anfiteatro. Ohne Reiseführer wäre uns das überhaupt nicht aufgefallen. Heute ist es einfach einen großer Platz in der Stadt und wenn man genau hinschaut so erkennt man auch noch Reste des alten Theaters, die in die heutigen Gebäude integriert wurden. lucca-6-eisAngesichts der Hitze kommt uns ein Eis gerade recht. Die Gelati-Tradition Italiens geht meines Wissens nach auf die Römer zurück. Sie ließen vor 2000 Jahren Schnee- und Eisblöcke im Apennin „ernten“ und nach Rom bringen, wo diese in der „römischen Unterwelt“ den Katakomben gelagert wurden, bis sie, bzw das was noch nicht weggeschmolzen war, zu einem Vorläufer des heutigen Gelato verarbeitet wurden.
Bei diesen Temperaturen ist eine solche Erfrischung immer willkommen 😉

Nun aber zur Kathedrale San Martino. Auch hier sind wir beeindruckt von der Schönheit und der reichen künstlerischen Ausgestaltung der Kirche.

Wir verlassen San Martino, seitlich des Ausgangs an der Wand auf einmal das:

lucca-7-8-kathedrale-san-martino-labyrinthEin eindeutiger Bezug zum „Labyrinth von Chartres“. Wäre es nicht so heiß und wir so müde, dann wären wir noch einmal zurückgegangen, um gezielt nach weiteren Bezügen zu suchen.
Es ist schon früher Nachmittag und inzwischen unerträglich heiß. Wir entschließen uns zurück zu gehen, und das zu tun, was die Italiener um diese Uhrzeit üblicherweise auch tun – ein kühles Plätzchen suchen und möglichst nichts tun.

Es ist ca. 19 Uhr und das Leben ist längst in die Stadt zurückgekehrt, da überkommt uns die „Pizza Lust“. Wir haben auf unserem Rückweg einen kleinen Pizza-To-Go Laden ganz in der Nähe des Stellplatzes entdeckt. Unsere Erwartung ist nicht groß. Doch nach dem die Pizza auf unseren Campingtisch liegt und wir die ersten Bissen vertilgt haben, sind wir uns einig: so eine gute Pizza „Togo“ hatten wir noch nie gegessen und zu einem Preis, den ich angesichts der hohen Qualität für unmoralisch niedrig halte.

lucca-8-1-lucca-bei-nachtFrisch gestärkt schwingen wir uns auf unsere Drahtesel. Langsam beginnt die Dämmerung herein zu brechen und wir haben vor, auf der Stadtmauer mit unseren Fahrrädern die Stadt zu umrunden. Ja, das geht, denn die Stadtmauer ist eigentlich eine Doppelmauer. Der dazwischen liegende Raum ist mit Erde aufgefüllt und so ergibt sich ein großer Rundweg um die historische Altstadt mit einer durchschnittlichen Breite von etwa 15 bis 30 Meter. Das suggeriert dem Betrachter von außen eine sehr dicke Stadtmauer (erkennbar z,B. an den langen Durchgängen der vier Stadttore) die, mit den Augen des Mittelalters betrachtet, uneinnehmbar erscheint. lucca-8-2-lucca-bei-nachtDieser Rundweg um die Stadt ermöglicht einem Einblicke und Perspektiven, die sonst bei diesen historischen Stadtkernen meist nicht möglich sind. Die angelegten Grünanlagen auf der Stadtmauer dienen vielen Studenten als „Lesesaal“ zum studieren von Büchern oder Informationen auf ihren Tablets oder zum chillen. Eine friedlich junge Atmosphäre die wir auf der Stadtmauer wahrnehmen. Einzelne Gebäude an oder ‚auf‘ der Stadtmauer dienen heute als Bar oder Restaurant, wo man zum Abschluss des Tages noch einen Rotwein aus der Region oder auch mehr bei angenehmen 27 Grad im leichten Sommerkleid genießen kann. Das machen wir auch und fallen dann gegen Mitternacht in unsere Kojen.

Lucca hat uns sehr gut gefallen und entschädigt uns für unsere Enttäuschung in Pisa. Rückblickend betrachtet, hätten wir uns noch mehr Zeit für Lucca nehmen sollen und so steht fest: „Lucca wir kommen wieder!“