Freiburg – eine Stadt der Gegensätze

Der Wetterbericht vermeldet: Ab sofort wieder Sonnenschein in der Rheinebene und frühlingshafte Temperaturen. Wir verabschieden uns vom Hochschwarzwald. Auf dem Weg nach Freiburg wollten wir noch die Ravennaschlucht besuchen, doch umfangreiche Baumaßnahmen am Parkplatz lassen uns gleich nach Freiburg weiterfahren.

Freiburg ist für mich seit meiner Kindheit die altehrwürdige Universitätsstadt schlechthin. Einzig Tübingen konnte dieser Klassifizierung Konkurrenz machen. Freiburg1 - Bächle großMeine Erinnerungen an Freiburg sind fast 40 Jahre alt. Markanteste Erinnerung sind die „Bächle“ die durch die Altstadt fließen. Mir ist auch noch das Gerücht bekannt, daß unser Alt-Bundeskanzler Kohl bei einem Besuch in Freiburg mit seinem „Dienst-Benz“ in einem dieser Bächle landete und aufwendig wieder herausgehoben werden mußte. Wie gesagt: Ich kenne nur das Gerücht.

Diese Bächle wurden aus der Dreisam gespeist und hatten in früherer Zeit die Aufgabe im Brandfalle sofort genügend Löschwasser zur Verfügung zu haben, also eine präventive Brandschutzmaßnahme. Man könnte sie auch als mittelalterliche Hydranten bezeichnen. Freiburg2 - Bächle kleinDiese Bächle waren früher viel breiter und tiefer als heute. An einigen Stellen, wie z.B. am Schwabentor ist die Orginalgröße noch immer zu sehen. Und in einen Solchen soll der Alt-Bundeskanzler geraten sein.
Ich finde es aber schön, daß man die „Kanäle“ nicht hat verschwinden lassen, sondern sie der modernen Zeit angemessen „schrumpfen“ ließ. So blieb der Charakter der Altstadt aus früheren Tagen erhalten. Und wie man sieht, werden die Bächle, wenn mal gerade kein Wasser durchgeleitet wird, sofort als Fahrradständer genutzt.

Freiburg7 MünsterWas mir bis heute nicht bekannt bzw. bewußt war ist, dass die Altstadt von Freiburg 1944 von den Engländern bombardiert und stark beschädigt wurde. Ein Bild im Freiburger Münster zeugt noch davon. Doch der Sakralbau blieb wie durch ein Wunder verschont. Sehr viele damals zerstörte Häuser (leider nicht alle) wurden nach historischen Vorlagen wieder aufgebaut. Das ist durchaus vergleichbar mit der Rekonstruktion der Umgebung der Dresdner Frauenkirche.

Freiburg3 - UniBibliothekDer Gegensatz altehrwürdiger Tradition und Modernität spiegelt sich im wahrsten Sinne des Wortes in der neuen Universitätsbibliothek wieder. Ob die Architekten die Spiegelung des alten Theaters in der Glasfassade geplant hatten, weiß ich nicht. Ich finde diesen Kontrast perfekt in Szene gesetzt.

Ein weiterer Gegensatz: Eineseits ist die Stadt geprägt von moderner Urbanität die der Mobilität die Priorität gibt. Dies sieht man beeindruckend an Verkehrstunneln und dem Straßenausbau entlang der Dreisam, um den Durchgangsverkehr aus dem Rheintal in Richtung Schwarzwald zu kanalisieren. (Aber Stau gibts trotzdem).
Andererseits ist Freiburg eine „Drahteselstadt“. Allein die Aufreihung der Fahrräder vor der Unibibliothek ist beeindruckend. Das ist aber nicht nur im Universitätsbereich so, sondern überall im Stadtbild gehört das Fahrrad mit dazu. Sicher auch mit ein Verdienst eines,  ich glaube des ersten grünen Oberbürgermeisters, der angeblich auch heute noch mit dem Fahrrad zur täglichen Arbeit ins Rathaus kommt.Freiburg4 Fahrräder

Durch die vielen Studenten ist die „alte Stadt“ auch eine ganz „junge Stadt“. Man merkt es im Straßenbild, bei den Restaurants und Kneipen, an den Graffitis an Hauswänden, Betonmauern oder Bauzäunen.

Freiburg ist durch und durch eine schwäbische, pardon badische Stadt. Sie ist aber auch eine internationale Stadt mit Kontakten in alle Welt. Das zeigen nicht nur die als Mosaik vor den beiden Rathäusern (altes und neues) verewigten Stadtwappen der Partnerstädte, sondern auch die vielen Gesichter die man sieht, wenn man die Passanten in der Stadt beobachtet und die vielen Sprachen die man z.B. in der Markthalle (eher ein Futtertempel als ein Markt für Obst und Gemüse) hört. Und das wirkt alles so normal, es gehört einfach zu dieser Stadt seit Alters her.

Ja, und da ist noch einFreiburg5 Münster innen Wahrzeichen der Stadt. Das Münster. Manch böse Zungen behaupten, nur Rom sei katholischer als Freiburg. Die Verifizierung dieser Aussage überlasse ich den klerikalen Würdenträgern. Das Freiburger Münster reiht sich ein, in die bedeutenden gotischen Bauten des Mittelalters. Der Bau wurde schon viel früher begonnen und so kann man an verschiedenen Freiburg6 Münster innenGebäudeteilen die Entwicklung zum gotischen Baustil erkennen. Viele Stilelemente und statische Kunstgriffe der Baumeister lassen den Einfluß der großartigen Katedralen in Frankreich, allen voran Chartres, erkennen.

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